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Ciao, Anti-AKW!
Ciao, Anti-AKW!
Veröffentlicht am 2019-03-20
Von Anna Veronika Wendland
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Die derzeit laufende Klimadebatte bringt einiges in Bewegung. Die Nuklearia hat sich in diese Diskussion eingeschaltet und schlägt vor, den Atomausstieg rückgängig zu machen, damit Kohlekraft schnell durch eine zuverlässige, CO2-arme Stromerzeugung ersetzt werden kann. Die Wortführer der Anti-AKW-Bewegung reagieren panisch: Sie würden solche Diskussionen am liebsten verbieten. Doch damit machen sie sich allenfalls lächerlich.

Diskurswende

Die derzeit laufende Klimadebatte bringt einiges in Bewegung. Junge Menschen beginnen mit Neugier und ohne die ideologischen Scheuklappen der Elterngeneration über Instrumente im Kampf gegen die Erderwärmung zu diskutieren. Einige von ihnen, darunter auch die Erfinderin der Fridays-for-Future-Schülerstreiks Greta Thunberg, beziehen die Kernenergie, wenn auch noch skeptisch und vorsichtig, in diese Überlegungen ein. Logisch: Schließlich ist Kernenergie eine CO2-arme Art der Stromerzeugung. Und anders als die meisten Erneuerbaren greift sie kaum in gewachsene Kulturlandschaften ein.

Die alte Tante Anti-Atom

Das zerstört die liebgewordenen Feindbilder der alten Tante Anti-Atom-Bewegung. Sie ist Widerspruch nicht mehr gewohnt. Ob Medien, Ministerinnen oder eine milliardenschwere Erneuerbare-Energien-Industrie: alle mögen die alte Tante.

Doch plötzlich kommt ein kleiner subversiver Atom-Verein daher und macht die Harmonie kaputt. Unsere spontane, freche »Greta, go nuclear«-Kampagne wurde über Nacht viral. Die Reaktion der alten Tante, nachzulesen in der »Kritischen Aachener Zeitung«, spricht Bände. Die Tante schäumt: »Die Atom-Mafia lügt sich in die Klimabewegung«.

Zeit also, auf den Tisch zu legen, was tatsächlich Lüge ist und was Wahrheit.

Die Verschwörungstheorie

Der Autor der KrAZ, Walter Schumacher, vermutet, dass hinter unserer Postkarten-Aktion die Atomindustrie oder Schlimmeres stecke. O-Ton Schumacher: »ein reiner FAKE, eine kommerzielle Auftragsarbeit – und/oder etwas von staatlichen Diensten lanciertes, um die Klimabewegung zu spalten.«

An diesem Punkt habe ich herzlich gelacht. Liebe alte Tante, wenn du wüsstest, wie diese Postkarte entstanden ist, zwischen Tür und Angel, zwischen Instituts-Schreibtisch und Küchentisch. Man brauchte für diese Verschwörung exakt zwei Leute und ein Grafikprogramm. Herr Schumacher, Sie haben zu viele WDR-Atom-Filmchen geguckt.

Wie gerne hätten wir die Millionensummen, die Anwaltskanzleien und die Profi-Campaigner von Greenpeace oder Deutscher Umwelthilfe zur Verfügung! Doch hinter uns stehen keinerlei kommerzielle Interessen. Die PR-Abteilungen der Energiekonzerne zeigen uns die kalte Schulter und bereiten derweil die nächste Werbetour mit glücklichen Windmühlen, glänzenden PV-Panelen und russischem Gas-Backup vor. Folglich sind wir zwar nicht reich, aber unser eigener Herr.

Auch, wenn du dir das nur schwer vorstellen kannst, liebe Tante Anti-Atom: Wir machen es genauso wie du, als du noch jung warst. Wir haben wenig Geld, aber Enthusiasmus, Witz und Phantasie.

Aber zwei Dinge unterscheiden uns von dir:

  • Wir setzen nicht auf Angstrhetorik.
  • Wir verfügen über eine solide wissenschaftlich-technische Schwarm-Intelligenz, die unsere Recherche und Qualitätssicherung ermöglicht.

Wir treten gegen eine staatlich-mediale Diskurs-Hegemonie für eine Sache ein, die wir für fortschrittlich und richtig halten. Und wir tun das in unserer Freizeit. Als Verein sind wir genauso »Atomlobby«, wie die Anti-AKW-Bewegung Windkraft- und Solarlobby ist.

Der Kampf um die CO2-Bilanz

Herr Schumacher behauptet, es sei eine Lüge, die Kernenergie als CO2-freie Technologie zu bezeichnen. Doch das ist ein Strohmann-Argument. Denn in Wirklichkeit steht etwas anderes auf unserer Postkarte:

Rückseite der »Greta, go nuclear!«-Postkarte

Die reine Stromproduktion in einem Kernkraftwerk ist tatsächlich CO2-frei, sehen wir mal von der Kantinenküche, den Stoffwechselprozessen der Belegschaft, der sporadisch laufenden Hilfskesselanlage und den Probeläufen der Notstromdiesel ab. So schreiben wir es auch: Stromproduktion. Doch über ihre gesamte Produktionskette inklusive Uranabbau und Entsorgung hat auch die Kernenergie natürlich, wie jedwede industrielle Aktivität, eine CO2-Bilanz, wenn auch eine moderate.

Der CO2-Fußabdruck der Kernenergie ähnelt jenem der Windkraft und ist sehr viel besser als der von Photovoltaik. Nachzulesen ist das beim Weltklimarat (IPCC) und zwar auf der siebten Seite des verlinkten Dokuments (Seite 1335 nach der internen Nummerierung). Ein gut verständliches Dokument in deutscher Sprache gibt es beim Paul-Scherrer-Institut. Und solange Windkraft und Photovoltaik als »CO2-frei« durchgehen, ist es Kernenergie erst recht.

Herr Schumacher behauptet einen viel höheren CO2-Ausstoß der Kernenergie, sagt uns aber nicht, wo er diese Zahlen her hat. Die seriöse Forschung jedoch ist sich einig: Man kann die Kernenergie als CO2-arme Technologie bezeichnen. Und aus genau diesem Grund gilt sie auch in den IPCC-Sachstandsberichten als eines von mehreren Instrumenten für die Reduzierung von Treibhausgasen im Energiesektor.

Alle Atomgegner sollten zudem wissen: Auch für die Erneuerbaren werden Rohstoffe abgebaut, Abraumhalden mit umweltschädlichen Stoffen angelegt und riesige Mengen an Stahl, Verbundwerkstoffen und Beton verbaut, die sämtlich nicht CO2-arm produziert wurden. Auch alte EE-Anlagen müssen entsorgt werden. Hier stehen wir also vor einem gemeinsamen Problem.

CO2-arm allein genügt nicht

Was Kernkraft und Erneuerbare nicht gemeinsam haben, ist der Zuverlässigkeitsgrad der Stromerzeugung. Deutschland setzt vorwiegend auf Windkraft und Solarstrom. Letzterer wird nur an einem Bruchteil des jeweiligen Tages mit der Nennleistung der Anlagen produziert. Die zuverlässigste Form von Windkraft, die Offshore-Erzeugung, bringt es auf durchschnittlich 40 Prozent Arbeitsverfügbarkeit.

Deutsche Kernkraftwerke lagen in den letzten Jahren bei 80 bis 90 Prozent oder besser. Die alte Tante Anti-Atom erzählt uns indes schöne Zukunfts-Geschichten von Smart Grids und Stromspeichern, welche die Defizite der Erneuerbaren auffangen sollen.

Das Problem: Deutschland soll nach Willen von Anti-Atom- und Klimabewegung sofort aus Atom und Kohle aussteigen. Die heutige verfügbare Speicherkapazität aber würde gerade mal ausreichen, um ein gutes halbes Stündchen Dunkelflaute auszugleichen. Unser Land erleidet solche Erneuerbaren-Einbrüche jedoch häufig tagelang. Ohne konventionelles Backup ist also nichts zu machen.

Ließe man nun die laufenden Kernkraftwerke am Netz und baute neue dazu, könnte man in planbarer Zeit und auf erschwinglichem Weg dieses Backup zu 100 Prozent CO2-arm gestalten. Von den 30 Milliarden jährlicher Erneuerbaren-Subventionen, welche in ein dysfunktionales System fließen, könnte man jährlich drei bis vier Kernkraftwerke finanzieren – sogar teure –, um das System funktional zu machen. Aus diesem Grund sagen wir: Die Zielsetzung für unsere Energiewirtschaft soll nicht »100 Prozent erneuerbar« sein, sondern »100 Prozent CO2-arm«, ohne Diskrimimierung einzelner Technologien.

Das Märchen von der gefährlichen und antidemokratischen Atomkraft

Die alte Tante gibt natürlich noch viele andere Dinge zu bedenken: Kernenergie sei gefährlich und demokratiefeindlch, und ihre Unternehmen träten die Menschenrechte mit Füßen.

Zu den angeblichen und tatsächlichen Gefahren haben wir uns verschiedentlich sachlich-kritisch geäußert, zum Beispiel über Strahlung oder über die Reaktordruckbehälter in Tihange und Doel. Zur angeblichen Demokratie-Inkompatibilität der Kernkraft sei gesagt: Das liegt nicht an der Technologie, sondern an den Macht- und Besitzstrukturen, in die eine Technologie eingebettet ist. Der Abbau von Rohstoffen für Windkraft-Generatoren in China ist nicht menschenfreundlicher als der Uranabbau in Afrika. Man kann Windparks als Großkraftwerk und Investorenmodell betreiben, oder man kann sie in einer Diktatur laufen lassen – genau so wie ein Kernkraftwerk. Aber man kann, den politischen Willen vorausgesetzt, auch ein Kernkraftwerk als öffentlich kontrolliertes Bürgerkraftwerk betreiben.

Angesichts der Herausforderungen an eine zukünftige Industriegesellschaft brauchen wir ohne Zweifel Energiedemokratie und eine Gemeingut-Debatte um Energie. Aber eine Energiedemokratie kann man auch mit Atomstrom aufbauen. Anders als immer wieder behauptet wird, kann man Kernkraftwerke und regenerative Energien durchaus in einem Stromnetz zusammenspannen – dank moderner lastwechselfähiger Reaktorleistungsregelung und Netzleittechnik.

In Zukunft könnten Kernkraftwerke die benötigten riesigen Strommengen für E-Mobilität, Wasserstoff-Elektrolyse und Treibstoffsynthese liefern – denn die niedrigen Energiedichten der meisten Erneuerbaren reichen für diese Multi-Aufgaben nicht aus. Für Solarthermie gibt es gut funktionierende Anwendungen im Wärmemarkt, wo ihr der Atomstrom keine Konkurrenz macht.

Während Privathaushalte einige Stunden Stromausfall mehr oder weniger problemlos überbrücken können, geht das in der Industrie nicht. Industrieanlagen und Prozessrechner benötigen bezahlbaren, zuverlässig gelieferten, frequenzstabilen und dabei sauberen Strom. Das können Kernkraftwerke im Verbund mit Erneuerbaren schon heute leisten: Die erneuerbar-nukleare Stromwirtschaft Schwedens ist ein schönes Beispiel dafür. Wir hoffen zudem, dass die Leistungsreaktoren der Zukunft inhärent sicher, klein, modular und in Serie gefertigt sein werden, was sowohl Kosten drückt als auch kostentreibende Genehmigungsverfahren vereinfacht. Doch diese Anlagen werden wir nur entwickeln und bauen können, wenn das unsinnige Atomverbot in § 7 (1) des Atomgesetzes in Deutschland fällt.

Veraltete Konzepte, überholte Feindbilder

Fazit: Liebe alte Tante Anti-Atom, deine Daten, Konzepte und Feindbilder sind von gestern. Wenn du, wie Herr Schumacher im Artikel der KrAZ, darüber jammerst, dass in der Klimabewegung »ein Nachteil der eigentlich doch sehr charmanten, ungeregelten Strukturen der freien AktivistInnen zum Tragen« komme, »bei denen es eben keine Führungsebenen oder juristisch einklagbare Rechte gibt«, was sich die »professionellen und gut bezahlten Atommafiosi bzw. ihre Lobbygruppen zunutze gemacht« hätten – dann entlarvst du dich damit selbst als hegemonial und machtversessen.

Tja, liebe Tante: Die Zeiten ändern sich! Vorbei die Tage, wo du über einen parlamentarisch-regierungsamtlichen Arm Bewegungen steuern konntest und bestimmen durftest, wer mit auf die Demo darf und wer nicht.

Alle Mann an Deck!

Wer jedoch das ernsthafte Anliegen hat, den Klimawandel in den Griff zu kriegen, der braucht, wie die Ökomodernisten sagen, »all hands on deck«, alle Mann an Deck. Diese Anstrengung ist nicht nur politisch, sondern auch energietechnisch eine Gemeinschaftsaufgabe. Die Deutschen haben nach Fukushima voreilig und emotional entschieden, den stärksten Mann unter Deck einzusperren. Wir wollen ihn wieder befreien und gleichberechtgt in die Reihe der anderen Arbeiterinnen und Arbeiter stellen. Und daher sagen wir der alten Tante: Ciao, Anti-AKW!


Titelbild: Gebäckvorschlag der Nuklearia für den Alte-Tanten-Tee der Anti-AKW-Bewegung, © Atomsteampunk


Dr. Anna Veronika Wendland
Dr. Anna Veronika Wendland forscht zur Geschichte und Gegenwart nuklearer Sicherheitskulturen in Ost- und Westeuropa. Für ihre Habilitationsschrift hat sie in mehreren Kernkraftwerken in Osteuropa und in Deutschland Forschungsaufenthalte durchgeführt. Dr. Wendland arbeitet in der Direktion des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg. Sie leitet Arbeitsgruppen im Bereich Technik-, Umwelt- und Sicherheitsgeschichte.
Kategorien
Klimaschutz
Nuklearia
Ralph Fischer sagt:

Ich würde weitgehend zustimmen, bis auf eine Kleinigkeit:
Die derzeitigen AKW sind entsetzlich ineffizient.

Wäre sinnvoller, direkt alle Anstrengungen und Neubauten in Generation 4 zu stecken, wie z.B. die Flüssigsalzreaktoren (MSR).

Klimafreund sagt:

Ich weiß nicht, wer alles Dilbert-Comic-Strips kennt und mag.
Heute (01.04.2019; soll das was sagen?!?) musste ich über den täglichen Dilbert-Strip lachen – Dilbert erfindet einen Super-Reaktor ohne Risiken und Probleme – und wird gleich rausgeworfen. Schöner kann man die alte Tante Anti-Atom nicht beschreiben.

Viel Spaß…

https://dilbert.com/

Gunter sagt:

Eine echte FAKE-news ist die Behauptung – entweder aus Unwissenheit oder entgegen besserem Wissen – dass Atomkraft CO-2 frei oder CO-2 “arm” sei:
EIN Minen-Truck z.B. des Rössing-Uran-Bergwerks in NAMIBIA verbraucht PRO TAG ca. 1.000 (!) ltr Diesel – und das CO-2 frei??
Um Uranerz zu zermahlen, um das Uran aus dem Gestein zu lösen, werden große Mengen Energie benötigt (z.B. 1.000 t Gestein zermahlen um nachher 1 t Uran zu gewinnen …) – die Energie dafür kommt z.B. in NIGER (Uranlieferant für Frankreich’s AKWs) aus einem hochschmutzigen KOHLEKRAFTWERK, Tchirozerine, in anderen Fällen aus Dieselgeneratoren – beides CO-2-frei??
Um Uranerz zu Brennstäben zu verarbeiten. muss es mehrfach international über große Strecken mit LKW / Bahn, Seeschiffen transportiert werden – CO-2 frei??
Die Anreicherung des spaltbaren U-235 erfordert ebenfalls Energie – wo kommt diese her? … aus Kohle- oder anderen Kraftwerken … CO-2 frei??

Angstrhetorik? … Three Mile Island, Tschernobyl und Fukushima sind TATSACHEN, keine “Angstrhetorik” – und die sprechen für sich selbst.

SMRs – es gibt keine Nachfrage dafür, sie liegen mit den Kosten viel zu hoch, und es gibt keinerlei serienreifen Modelle.
Die einzigen, die sich für SMRs & Co. ernsthaft interessieren, sind Militärs (Marine), die sie als Antrieb für ihre Atom-U-Boote, Flugzeugträger etc. benötigen – und die alleine die Kosten der Weiterentwicklung nicht stemmen können – deshalb wollen sie die SMRs auf Kosten der “zivilen Nutzung” weiterentwickeln – um sie dann militärisch nutzen zu können … end of story.

“Klimarettung” durch AKW: too slow, too expensive, too dangerous, too dirty
(http://www.dont-nuke-the-climate.org).

Durchschnittliche Bauzeit AKW (weltweit, gewogenes Mittel): 10,1 Jahre (World Nuclear Industry Status Report 2018 S. 36f UND IAEA 2018).

Bevor das erste neue “Klima-Rettungs-AKW” ans Netz geht, sind die massiven Folgen der Klimaveränderung bereits über die Welt hereingebrochen …

G.

Anna Veronika Wendland sagt:

Nein, lieber Gunter, durchaus kein Fake, denn in der zitierten Studie wird der Uranabbau einbezogen. Im übrigen haben SÄMTLICHE Erneuerbare dasselbe Problem: auch sie benötigen Rohstoffe, die NICHT mit Sonnen- und Windstrom abgebaut und verarbeitet werden. Steht aber alles schon im Text. Danke, die EE-Lobby-Organisation „Don‘t nuke the climate“, die Sie da zitieren, ist dank ihres Propagandaprogramms eine der klimaschädlichsten NGOs der Welt. Die bekämpfen lieber eine weitere starke CO2 UND luftschadstoffarme Technologie bis aufs Messer, als konstruktiv was gegen den Klimawandel zu tun.

Günter sagt:

Der Betrieb von AKWs ist weder CO-2 noch “luftschadstoffarm”. Derzeit wird teilweise Uranerz mit Urangehalten von bis zu 0,01 – 0,02% im Gestein abgebaut – in der Gesamtbetrachtung liegt dann Atomkraft gleichauf mit FOSSILEN Energieträgern – und ist in keinster Weise CO-2-“arm”.
“Don’t Nuke the Climate” ist eine unabhängige NGO – und Enrneuerbare Energien tun bereits heute – und seit einiger Zeit – etwas GEGEN den Klimawandel – während Atomkraft es für die Zukunft immer nur verspricht.
In den 19050er/60er Jahren wurde Atomkraft u.a. mit dem Versprechen gepusht, daß Elektrizität bald so billig sei, dass man sie nicht mehr messen müsse … wir alle wissen, dass DAS Propaganda war.
Die Versprechen der Atomindustrie in aller Regel ungedeckte Wechsel auf die Zukunft – und nichts wert.
Entsprechendes ist auch für Versprechen zu erwarten, Atomkraft würde irgendwas gegen den Klimawandel beitragen – selbst die IAEA behauptet das nicht ernsthaft.

Anna Veronika Wendland sagt:

Da widerspreche ich. Don‘t nuke the Climate kann man mit derselben Berechtigung als Erneuerbaren-Lobby ansprechen wie uns als Atomlobby. Und die EE haben bislang mangels Masse eben nichts Wesentliches zur Senkung des globalen Treibhausgas-Ausstoßes getan. Kernkraftwerke haben hingegen seit 40 Jahren KOHLEKRAFT ersetzt, deren Ausstoß noch zur ohnehin miesen Bilanz Deutschlands hinzukäme. Global sieht es auch mit den EE nicht so glänzend aus: Was da in den Statistiken immer als „erneuerbarer“‘Anteil am Gesamtenergieumsatz genannt wird, ist zum allergrößten Teil Holz- und Dungfeuerung, die in Entwicklungsländern wegen Feinstaubbildung ganz wesentlich zu höheren Krankheitsraten und verringerter Lebenserwartung beiträgt. Auch die guten EE-Ausbauerfolge in Deutschland ändern nichts an dieser Gesamtbilanz.

Lars sagt:

Aber wir sind uns einig, dass die Atomkraft in Deutschland nie jemals ansatzweise soviel zur Stromversorgung beigetragen hat, wie die Erneuerbaren heute?

Ex-Anti-Atom sagt:

“Derzeit wird teilweise Uranerz mit Urangehalten von bis zu 0,01 – 0,02% im Gestein abgebaut…”

Die Energiedichte von 1kg (angereichertem) Uran ist auch wesentlich höher, als die eines kg’s Wind. Zudem werden neben dem Uran auch oft andere Wertmetalle gewonnen, z.B. Vanadium, Sofern Sie also auf CO2-Emissionen bei der Urangewinnung abzielen, so müssen Sie den Anteil der “by-products” schon einmal herausrechnen.

Zudem lassen sich CO2-Emissionen bei der Urangewinnung durch das leaching senken, durch zukünftige Abscheidung aus Ozeanwasser vermittels organischer Nanofäden fast gegen Null fahren. Mit dem Wasserstoff aus den Hochtemperaturreaktoren könnten Sie auch die benötigten LKW-Fahrten in den Tagebauen CO2-frei bewerkstelligen. – mit Brennstoffzellasntrieben

In Ihrem vorherigen Kommentar behaupten Sie dreist, dass SMR’s zu teuer wären und fügen dann widersprüchlich hinzu, dass es noch keine gäbe.

Nuklearia macht es richtig!

Ralph Fischer sagt:

Wenn der Dual Fluid Reaktor so funktioniert wie er soll, dann hat sich der Uranabbau erstmal für 100 Jahre weitgehend erledigt, dann verfeuern wir erstmal die abgebrannten Brennstäbe, die überall rumstehen.

Das wird dann wirklich klimaneutral

the hun sagt:

Da wo viel Geld,da viel Mafia .Das ist leider so unsachlich da menschlich.
Und es sollte ja allgemein bekannt sein das irgenswie Daten über AKW-Gegner von der Polizei(Behörde!) in den Sicherheitsabteilungen der Kraftwerkbetreiber(private Betreiber)) gelandet sind…zufälligerweise hat es wohl den ein oder anderen Jobwechsel gegeben.
Und nicht zuvergessen das im Wendland von Behörden registrierte KFZ-Nummer dazuführten,das der jeweilige Autoinhaber keinen Job mehr in sicherheitsrelevanten Berufen bekam-auch wenn er das Auto garnicht gefahren war,sprich es verliehen hatte.Und ähnliches sieht man hier:
https://www.stromseite.de/strom-nachrichten/urteil-lka-durfte-daten-ueber-akw-gegner-nicht-speichern_76428.html
Also wer wohl unsachgemäss handelt ist der verlängerte Arm der Kraftwerksbetreiber durch unsachliche Einflussnahme.
“Nur weil etwas unter sauberen Geschäftsleuten sauber abgemacht wird,ist es noch lange nicht wirklich sauber!”
Und esgilt Benjamin Franklins Weisheit:
Those who would give up essential Liberty,
to purchase a little temporary Safety,
deserve neither Liberty nor Safety.
Und Atomkraft ist ” a little temporary Safety”!
und die Datensammelei der Behörden auf Geheiss des Primats
” a little temporary Safety” ist eher freiheitsgefährdend…zerstrahlend..!
Dabei habe ich nochnichtmal die tolle Hanford Site, und Karen Silkwoods Tod erwähnt.
Aber olle Kamellen …wie gesagt Raubtiere verfeinern nur ihre Methodik!
Sie bleiben Raubtiere!
Pro-Aktive und selektive Finanzierung der Forschung/Pressearbeit
effizienten Rechtsabteiteilungen,Vorstandsposten für Politiker i.R
Leider ist nur z.B. die OrganisierteKriminalität in Japan so sichtbar,wie sie es dort ist…

Anna Veronika Wendland sagt:

Lieber Mr Hun, ich lasse diesen verschwörungstheoretischen, und gleichzeitig etwas hunnenmäßig-unordentlichen Beitrag hier zu Demostrationszwecken mal stehen. Er illustriert meiner persönlichen Ansicht nach sehr gut, was in der deutschen Diskussion um die Kernenergie seit 40 Jahren schiefläuft: Schützengraben-Mentalität, Dialogverweigerung der widerstreitenden Parteien, Verlassen der Sachebene.

the hun sagt:

Wenn wie in Japan die Beschäftigungspolitik der AKW-Betreiber die organisierte Kriminalität einschliesst brauche ich mir mir über hehre Wissenschaft keinen Kopf zumachen von der Sicherheit mal ganz zuschweigen:
https://nuclear-news.net/2011/12/31/japans-nuclear-industry-is-a-black-hole-of-criminal-corruption/
Und wie es bei Pädokriminellen so schön heisst…
Raubtiere werden geschickter…
seit dem Fall Traube ist die AKW-Sicherheitsstruktur (BRD) ja nicht so unangenehm aufgefallen 😉
ausser im z.b. im Wendland oder bei Vergabe von Jobs an die Entscheider von der Asse,die “plötzlich und unerwartet” dann doch nicht zur Lagersatätte taugte…
Na gut die Jobs bei Energiversorgern bekamen die Politiker ja erst (hoffentlich?) nach der politischen Karriere:
https://www.tagesspiegel.de/politik/50-jahre-atommuelllager-asse-ein-bergwerk-loechrig-wie-ein-kaese/19580860.html
Atomenergie ohne das Menschen herumpfuschen können!
Ein Träumchen wie Horst Lichter sagen würde.

Anna Veronika Wendland sagt:

Wir sind nicht für jede Art von Kernenergie, lieber etwas unsachlicher „hun“. (Nomen est omen). Wenn man Kernenergie befürwortet, bedeutet das nicht, dass man kriminelle Machenschaften in Atomindustrien anderer Länder befürwortet. Genauso wie wir nicht aufhören, Auto zu fahren, wenn bei Fiat ein Mafia-Skandal aufgedeckt wird.

TomaszK sagt:

Hallo, wie ist denn die Lösung für das Endlager? Wo könnte man eins machen und wie sehe das aus? Gibt es da irgendwo eine ausführliche Information zu?

Rainer Klute sagt:

Idealerweise brauchen wir gar kein Endlager »für die Ewigkeit«, sondern allenfalls ein Langzeitlager für ein paar hundert Jahre. Denn die langlebigen, hochradioaktiven Abfälle kann man nutzen, Energie daraus gewinnen (CO2-frei) und zugleich die langlebigen Stoffe in kurzlebige umwandeln. Unter https://nuklearia.de/atommuell/ haben wir mehr dazu.

TomaszK sagt:

Hallo, und danke. Aber geht es etwas ausführlich? Die kurze Info und den Flyer habe ich gelesen schon. Aber was muss man für eine Infrastruktur erstellen um die transmutation zu fahren, wie viele Einrichtungen auf wie viele AKW braucht man und wie viele schnelle Brenner bräuchte man man bei 20-30 AKW? Würde das Thema gerne etwas tiefer verstehen.

Rainer Klute sagt:

Das lässt sich natürlich auf einem Flyer oder auf einer Postkarte nicht mal eben beantworten. Jedenfalls denkt Russland über diese Fragen am konkretesten nach und ist am dichtesten dran. Der »Atommüllfresser« BN-800 läuft seit ein paar Jahren erfolgreich. In diesem Jahr soll die Entscheidung über den Bau des BN-1200 fallen, eine leistungsstärkere Weiterentwicklung des BN-800, die auf Wirtschaftlichkeit getrimmt ist und weiter verbesserte Sicherheit bietet.

Die Idee ist, dass dann jeweils ein BN-1200 die »Abfälle« mehrerer (drei, wenn ich es richtig im Kopf habe) Leichtwasserreaktoren verwertet. Leichtwasserreaktoren sind mittelfristig allerdings ein Auslaufmodell, auch wenn das aktuelle Rosatom-Flaggschiff, der WWER-1200, seinen Lebenszyklus gerade erst begonnen hat und zumindest die neueren Modelle eine Betriebszeit von 100 Jahren ermöglichen.

Langfristig wird das Uran-235 aber zur Neige gehen und mit ihm wird auch die Ära der Leichtwasserreaktoren enden. Bis dahin werden überall Schnelle Reaktoren am Start sein und das Uran-238 nutzen. Auch Thorium-Reaktoren werden stark an Bedeutung gewinnen.

Über Twitter und Facebook informieren wir über Neuigkeiten, zum Nachschlagen gibt’s die Nucleopedia, und für spezielle Fragen ist die Facebook-Gruppe »Pro Kernkraft« besonders geeignet.

TomaszK sagt:

Vielen Dank für die Antwort, dann kann ich mich noch belesen. Social Media meide ich weil es zu viele Menschen sind die nur eine Seite der Medaille anschauen und mit denen eine sachliche Diskussion unmöglich ist.
Freundliche Grüße

Rainer Brandl sagt:

“Von den 30 Milliarden jährlicher Erneuerbaren-Subventionen … könnte man jährlich drei bis vier Kernkraftwerke finanzieren”
Vor Jahren kostete ein Kernkraftwerk 3 Miliarden Euro. Das ist wohl veraltet; und wenn ja warum?

Anna Veronika Wendland sagt:

Das bezieht sich auf das teuerste Neubauprojekt, den EPR, in Flamanville und Olkiluoto. Dort kam es wegen Fertigungsfehlern und neuen Auflagen der Behörden zu langen Bauverzögerungen. Ist also ein worst-case-Beispiel. Das hat sowohl mit dem Verlust an Routinen während der langen Zeit des Neubau-Stillstands in Europa zu tun, als auch mit der Komplexität der Bauaufgabe und den unterschiedlichen Genehmigungsanforderungen international. Die Russen haben ihr Gegenstück zum EPR, den VVER-1200, besser im Griff, da sie nie so lange Bau-Lücken und Dequalifizierungsprozesse hatten. Doch die Kosten sind im Staatskonzern Rosatom intransparent, daher habe ich den EPR als teuerst möglichen Fall genommen.

Archophob sagt:

Preisgünstige Reaktoren werden in Süd-Korea gebaut. Der Trick: die bauen seit Jahrzehnten immer wieder den gleichen Typ Druckwasserreaktor, jedes mal mit ein paar überschaubaren Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell.