Angriff auf Saporischschja: Was hätte geschehen können?

Von Dirk Egelkraut, Dominic Wipplinger und Rainer Klute

In der Nacht zum 4. März 2022 brachten russische Invasionstruppen das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja nach Beschuss unter ihre Kontrolle. In der Geschichte der Kerntechnik ist dieses Ereignis beispiellos. »Diese Nacht hätte das Ende der Ukraine, das Ende Europas sein können«, zeigte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj entsetzt und verglich das Geschehen mit dem Reaktorunglück in Tschernobyl. Trifft das zu? Oder dramatisiert Selenskyj die Ereignisse, um Unterstützung durch die NATO zu erhalten? Die Nuklearia erläutert die Geschehnisse, gibt eine sicherheitstechnische Einschätzung ab und fasst weitere Informationen dazu zusammen.

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Wie gefährlich sind Nuklearunfälle wirklich?

Nach dem Nuklearunglück von Tschernobyl kehrten nicht wenige der Evakuierten trotz Verbots in die Sperrzone zurück. Doch wie gefährlich war das? In 25 Jahren bekamen die Menschen nicht mehr Strahlung ab als bei einem einzigen CT-Scan, sagt Professorin Gerry Thomas im Video-Interview der United Nations University.

Im Rahmen des Fukushima Global Communication Programme erläutert sie, welche Gefahren wirklich von den nuklearen Unfällen in Japan und der Sowjetunion ausgingen. Was hat Japan richtig gemacht? Wie sollte man mit irrationalen Ängsten umgehen?

Die Krebsforscherin und Leiterin der Chernobyl Tissue Bank stellt eine weitverbreitete »schizophrene Einstellung zu Strahlung« fest und fordert Wissenschaftler und Medien auf, Irrtümer aufzuklären.

Nuklearia hat das Interview aus dem Originalvideo ins Deutsche übersetzt und synchronisiert.


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Prof. Geraldine (»Gerry«) Thomas über die Gefahren von Nuklearunfällen

Tschernobyl: »Panik kann schlimmer sein als Strahlung«

Interview mit Prof. Dr. Geraldine Thomas zu Tschernobyl und den Folgen

Vor 34 Jahren ereignete sich der Reaktorunfall von Tschernobyl. Mittlerweile ist klar, dass er weit weniger Tote gefordert hat als allgemein befürchtet. Die britische Krebsforscherin Geraldine (»Gerry«) A. Thomas spricht im Nuklearia-Interview über Opferzahlen, die Gefahr von Panik und Parallelen zur Corona-Krise.

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Atomkraft: Und plötzlich bist du Menschenverächter

Von Dr. Anna Veronika Wendland

Foto: Hallenbad in Pripjat

Hallenbad in Pripjat. Foto: Dr. Wilfried Jacobi, mit freundlicher Genehmigung

Kürzlich erschien hier bei der Nuklearia ein Beitrag von mir zum Tschernobyl-Jahrestag am 26. April. Ich gab zu bedenken, dass Tschernobyl von der Quellen- und Faktenlage her ein großer historischer Industrieunfall sei, aber nicht der nukleare Massenmord, der anthropologische Schock und die weltstürzende Katastrophe, zu der eine weitverzweigte Sinngebungs-, Bewältigungs- und Mobilisierungsindustrie es gemacht haben.

Aus entrüsteten Zuschriften muss ich schließen, dass (vermeintliche) Tschernobyl-Leugner hierzulande Gefahr laufen, auf dieselbe Stufe wie Holocaust-Leugner gestellt zu werden: Ich sei menschenverachtend, »relativierend« und zynisch, so warf man mir vor.

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Tschernobyl: Fakes und Fakten

Von Dr. Anna Veronika Wendland

Foto: Riesenrad in Pripjat

Riesenrad in Pripjat

Wie in jedem Jahr, so wird auch dieses Jahr am 31. Gedenktag des schwersten Unfalls in der Geschichte der zivilen Kerntechnik mit Opferzahlen im Hunderttausender-, gar Millionen-Bereich »argumentiert« werden. Ich teile daher in diesem Beitrag eine Auflistung der dokumentierten Opfer des Tschernobyl-Unglücks aus seriösen Quellen – mit Dank an Hans Ambos für die Zusammenstellung.

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Atomhörnchen liest “Die Wolke” – offener Brief an Gudrun Pausewang

“Were you forced to read ‘Die Wolke’ in school?” – dies fragte ein britischer Twitter-User und Kernenergiefreund einmal besorgt einen Deutschen.

Das Buch “Die Wolke” von Gudrun Pausewang scheint in Pro-Kernenergie-Kreisen als eine Art Monster angesehen zu werden: “Da gibt es doch dieses schreckliche Buch aus Deutschland…”; “…dieses entsetzliche Buch, das Kinder verstört und fanatisiert!” – solche Aussagen bekommt man zuweilen zu hören. Es entsteht mithin der Eindruck, dass es sich um eine Art “Grünes Necronomicon” handeln müsse.

Ich musste die “Wolke” nicht in der Schule lesen, aber ein Klassenkamerad von mir stellte das Buch in der achten Klasse im Deutschunterricht vor. Der Lehrer bemerkte, dass das Thema – ein Reaktorunfall in Deutschland mit katastrophalen Auswirkungen – ihm Angst einflöße.

Was mochte das nur für ein seltsames Buch sein, das die Emotionen der Menschen derart in Wallung versetzte?! Ich beschloss, den Dingen auf den Grund zu gehen: Ich entlieh “Die Wolke” aus der Bibliothek, las es… und schrieb eine Rezension – oder vielmehr einen offenen Brief – oder endlich eine Rezension in Briefform!

 

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Nicht ohne mein Kernkraftwerk

Von Dr. Anna Veronika Wendland

Dieser Beitrag ist eine erweiterte Fassung eines zuvor in der F.A.Z. erschienenen Artikels.

Im östlichen Europa schaut man mit Unverständnis auf die deutsche Energiewende – und setzt auf die Kernenergie als Rückgrat der Stromversorgung. Moderne Leistungsreaktoren aus Russland gehören heute weltweit zu den Technologieführern und lösen somit die deutschen Anlagen ab, die lange Zeit als Goldstandard der Sicherheitstechnik galten.

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Von Tschernobyl zur Energiewende: Ist die Kernkraft Geschichte?

Von Dr. Anna Veronika Wendland

In letzter Zeit erweisen sich gewohnte stabile Zustände und liebgewordene Gewissheiten als trügerisch: Großbritannien in der EU, Merkel auf dem Zenit ihrer Macht – und auch das Erfolgsversprechen der Energiewende.

Erlanger Stadtwerke

Das wurde auf einer von der Universität und der Stadt Erlangen organisierten Podiumsdiskussion anlässlich einer im Foyer der Stadtwerke gezeigten Ausstellung über »30 Jahre Tschernobyl« rasch deutlich: offensichtlich geraten im Jahr 6 des Atomausstiegsbeschlusses angesichts ausbleibender Erfolge einige Fronten wieder in Bewegung. Und daher verlief auch die Diskussion anders, als das Vorgeplänkel hätte vermuten lassen.

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Mein Tschernobyl

In memoriam 26.04.1986

Von Dr. Anna Veronika Wendland

Zum 30. Jahrestag des Unfalls von Tschernobyl wiederholt sich das Ritual der Erinnerungspublikationen in Deutschland, die sich meist um die Bedeutung dieses Ereignisses für die hiesigen energiepolitischen Entscheidungen drehen, und um seine Beweiskraft für die Verwerflichkeit der Kernenergie an sich. Unsere Autorin wirft einen ganz anderen und sehr persönlichen Blick auf Tschernobyl. Es ist gleichzeitig die Bilanz eines Weges zur wissenschaftlichen Erforschung der Kerntechnik als eines komplexen Systems aus Menschen, Maschinen und soziopolitischen Verhältnissen.

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Vor 30 Jahren: Tschernobyl, ein Rückschlag für die Menschheit

Gastbeitrag von Manfred Haferburg

Was war geschehen?

Am 25. April 1986 gegen 01:00 Uhr nachts begann der Reaktor des Blocks Vier des KKW Tschernobyl in der Ukraine bei Kiew seine Leistungsabsenkung zur großen Zweijahres-Revision und Brennstoffbeladung. Das Abfahrprogramm sah unter anderem einen Auslaufversuch der Turbine vor. Mit diesem Versuch sollte getestet werden, wie die Rotationsenergie der schweren Turbogeneratorläufer genutzt werden kann, um bei Stromausfall die Kühlmittelumwälzpumpen des Reaktors ein paar Minuten weiter drehen zu lassen, bis die startenden Dieselgeneratoren den Strom dafür liefern können. Immerhin dreht sich so ein Teil durch sein enormes Gewicht noch 30 Minuten weiter, auch wenn es keinen Dampfantrieb mehr hat. Weiterlesen

Tschernobyl-Panikalarm

Von Dr. Florian Aigner

Im April ist es dreißig Jahre her, dass einer der vier Reaktoren im Kernkraftwerk Tschernobyl explodierte und große Menge radioaktiver Substanzen freisetzte. Passend zu diesem Termin erschien im März eine Studie, die schreckliche Folgen der Reaktorkatastrophe skizziert. Was ist davon zu halten? Florian Aigner erläutert dies im folgenden Gastbeitrag, der zuerst auf Naklar.at erschien. Wir danken dem Autor und ScienceBlogs für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier wiederzugeben.

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In zwanzig Jahren ist die Welt nuklear

Das jedenfalls meint der amerikanische Physiker Richard A. Muller.

»Was werden die größten Unterschiede zwischen unserer Welt heute und der Welt in zwanzig Jahren sein? Was sind die wichtigsten »X-Faktoren«, also Veränderungen, die nicht unbedingt wahrscheinlich sind, aber durchaus im Bereich des Möglichen liegen und umwälzend sein können?« – Diese Frage auf Quora beantwortete Muller wie folgt: Weiterlesen

Und ewig strahlen die Wälder?

Gastbeitrag von Dr. Hermann Hinsch

Wildschweine (Quelle: Wikimedia Commons)

Zweifellos, sie strahlen, die Wälder, vor allem die bayrischen. Zunächst enthält jeder Mineralboden radioaktives Kalium, Uran, Thorium, Radium und noch einige andere Isotope mit einer gesamten Aktivität um 800 Becquerel pro kg. Im Humus ist es weniger.

1986 geschah das Reaktorunglück von Tschernobyl, und seither ist in manchen Gegenden Bayerns die Radioaktivität der obersten 10 cm von Waldböden um die Hälfte höher (40.000 Bq/m2), allerdings nicht für ewig. Schuld ist Caesium 137 mit 30 Jahren Halbwertszeit. Im Gegensatz zu Feldern und Wiesen hält sich das Caesium im Waldboden hartnäckig in den obersten 10 cm. Weiterlesen