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Rettete Deutschland Frankreichs Stromversorgung?
Rettete Deutschland Frankreichs Stromversorgung?
Veröffentlicht am 2023-04-10
Von Rainer Klute
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Atomkraftgegner behaupten gern, Deutschland habe im Jahr 2022 Frankreichs Stromversorgung gerettet, weil deren Kernkraftwerke hätten abgeschaltet werden müssen. Nur zu diesem Zweck habe Deutschland eigentlich stillgelegte Kohlekraftwerke wieder hochfahren müssen. Wir machen den Faktencheck.

🇺🇸 This article ist also available in English: “Did Germany save France’s power supply?”

Andere Atomkraftgegner haben eine andere These: Sie behaupten, es seien Deutschlands erneuerbaren Energien gewesen, die Frankreichs Stromversorgung gerettet hätten.

Nun, schauen wir uns einige Statistiken an! Datenquelle für fast alle folgenden Abbildungen ist https://www.energy-charts.info/.

Richtig ist, dass 2022 in der Tat ein ausgesprochen schlechtes Jahr für Frankreichs Kernenergie war. Die Stromproduktion aus Kernkraft lag weit unter dem Durchschnitt anderer Jahre.

Falsch ist jedoch die Behauptung, in Frankreich seien »die« Kernkraftwerke im Sinne von »alle« abgeschaltet gewesen: In der Spitze war es die Hälfte der Reaktoren. Falsch ist auch der Eindruck, Deutschland habe Frankreich quasi komplett mit Strom versorgt: Es war nur ein kleiner Teil. Denn obwohl sehr viel mehr Kernreaktoren als üblich zeitgleich abgeschaltet waren, stellte die Kernenergie (roter Balken in Abb. 1) den Löwenanteil der Stromproduktion in Frankreich. Importe (violetter Balken) machten demgegenüber nur einen vergleichsweise geringen Anteil aus.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Frankreich 2022
Abb. 1: Öffentliche Nettostromerzeugung in Frankreich 2022. Quelle: energy-charts.info

Ausnahmejahr 2022: Frankreich war Stromnettoimporteur

Richtig ist aber, dass der violette Balken in 2022 nicht wie sonst nach unten zeigt, sondern nach oben. Frankreich war also in 2022 nicht wie üblich Stromnettoexporteur, sondern -importeur, führte also mehr Strom ein als aus.

Stellt der violette Balken in Abb. 1 oben also die Stromimporte dar, mit denen Deutschland angeblich Frankreichs Stromversorgung gerettet hat? Nein, sondern das ist der Saldo aus sämtlichen Stromimporten und -exporten Frankreichs. Ja, ganz recht, Frankreich hat nicht nur Strom importiert, sondern auch Strom exportiert, nämlich per Saldo in die Schweiz und nach Italien.

Hat Deutschland Italiens Stromversorgung gerettet?

Und das Folgende mag jetzt überraschen: Frankreich hat sogar mehr Strom nach Italien exportiert, als es aus Deutschland importiert hat (Abb. 2)!

Jährlicher gesamter geplanter Stromhandel von Frankreich in 2022
Abb. 2: Jährlicher gesamter geplanter Stromhandel von Frankreich in 2022. Quelle: energy-charts.info

Wenn man also unbedingt davon reden will, dass irgendjemand irgendjemand anderes Stromversorgung gerettet hat, könnte man konstruieren, dass Deutschland mit dem Umweg über Frankreich dafür sorgte, dass in Italien die Lichter nicht ausgingen. Aber lassen wir solchen Unfug!

Apropos Italien: Das Land ist nach seinem Atomausstieg 1987 in hohem Maße von Energieimporten abhängig und muss großen Mengen Strom und Gas einführen (Abb. 3).

Öffentliche Nettostromerzeugung in Italien 2022
Abb. 3: Öffentliche Nettostromerzeugung in Italien 2022. Quelle: energy-charts.info

Kohle- und Gaskraftwerke liefen vor allem für Deutschland selbst

Ist es nun so, dass Deutschlands Kohle- und Gaskraftwerke in 2022 nur für Frankreich liefen? Klar, Deutschlands Stromexporte umfassten den gesamten Strommix, deshalb war natürlich auch Strom aus Kohle und Gas dabei.

Ein Vergleich der Länge des Balkens für Exporte (violett) in Abb. 4 mit den Balkenlängen für Braunkohle (braun), Steinkohle (schwarz) und Erdgas (orange) zeigt sofort: Nein, die fossil befeuerten Kraftwerke liefen vor allem für uns selbst. In den Export ging nur ein kleiner Teil davon.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland 2022
Abb. 4: Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland 2022. Quelle: energy-charts.info

Hat Deutschland Österreichs Stromversorgung gerettet?

Es gingen ja auch nicht sämtliche Stromexporte Deutschlands nach Frankreich, siehe Abb. 5. Noch mehr Strom haben wir nach Österreich exportiert. Trotzdem behauptet merkwürdigerweise niemand – erst recht kein Atomkraftgegner –, Deutschland habe Österreichs Stromversorgung gerettet.

Jährlicher gesamter geplanter Stromhandel von Deutschland in 2022
Abb. 5: Jährlicher gesamter geplanter Stromhandel von Deutschland in 2022. Quelle: energy-charts.info

Frankreichs Kernkraft bleibt entscheidender Faktor im europäischen Verbundsystem

Das europäische Verbundsystem ist eine großartige Einrichtung, die es ermöglicht, Engpässe und Überproduktionen in den verschiedenen Ländern auszugleichen. Wir sollten daraus keinen ideologischen Spielball machen.

Insgesamt müssen wir aber dafür sorgen, dass jederzeit genügend Strom produziert wird, um jederzeit den Bedarf Europas zu decken. Dabei spielt Frankreich nach wie vor eine entscheidende Rolle. 2022 war die Ausnahme, die diese Regel bestätigt.

Frankreich hat gerade einen wichtigen Richtungswechsel zugunsten der Kernenergie vollzogen, will neue Kernreaktoren bauen und die bestehenden Anlagen für eine Laufzeit von 60 Jahren fitmachen.

Die Ursachen für die Schwächen in 2021 und 2022 werden behoben, auch wenn sie in 2023 und 2024 noch spürbar sein werden. In den kommenden Jahren wird Frankreich für die Stromversorgung Europas noch wichtiger werden.

Deutschland: Klimasünder und bald auch Stromnettoimporteur

Deutschland hingegen ist mit seinem Atomausstieg aus der Zeit gefallen, hat die höchsten CO₂-Emissionen in Europa (Abb. 6), die zweithöchsten pro Kilowattstunde und könnte bereits in diesem Jahr zum Stromnettoimporteur werden. Höchste Zeit, diesen fatalen Kurs zu korrigieren!

Stromerzeugung 2022 verschiedener europäischer Länder im Vergleich zum CO₂-Ausstoß
Abb. 6: Stromerzeugung 2022 verschiedener europäischer Länder im Vergleich zum CO₂-Ausstoß

Warum waren in Frankreich in 2022 so viele Kernkraftwerke nicht in Betrieb?

Doch woran lag es eigentlich, dass im Jahr 2022 in Frankreich so viele Kernkraftwerke abgeschaltet waren? Das hatte eine ganze Reihe von Gründen. Zusammenfassung: Erst hatte Frankreich kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.

Schon die Ausgangssituation der französischen Kernkraft war auch ohne die jüngsten Schwierigkeiten im Vergleich mit anderen Ländern alles andere als überragend. Die Energieverfügbarkeit der Kernkraftwerke über deren gesamte Laufzeit betrug laut der PRIS-Datenbank der IAEA nämlich nur 75,4 % – deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 77,7 %. In den Jahren 2019–2021 sackte die Energieverfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke auf nur noch 68,2 % ab, während der internationale Durchschnitt bei 79,9 % lag (Deutschland: 89,7 %).

Virus verwirbelt Wartungen

Den Beginn der jüngsten Probleme setzte die Corona-Pandemie. Sie wirbelte die Revisionspläne durcheinander. Bei der jährlichen Revision eines Kernkraftwerks wird der Reaktor heruntergefahren und ein Teil der Brennelemente gegen frische ausgetauscht. Außerdem werden Reparaturen und Wartungsarbeiten durchgeführt, die sich nur bei abgeschalteter Anlage erledigen lassen. Dafür sind Spezialfirmen vor Ort. Sie vervielfachen für einige Wochen die Kopfzahl der normalen Belegschaft und ziehen nach getaner Arbeit zum nächsten Kernkraftwerk weiter. Die Einsatzpläne dieser Spezialfirmen und die Revisionszeiten der Reaktorblöcke sind aufeinander abgestimmt und straff durchgetaktet.

Zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 reduzierte EDF jedoch das Personal in seinen Anlagen und setzte die Wartungsarbeiten an einigen Reaktoren aus. Das brachte die Planungen durcheinander. Obwohl die Corona-Maßnahmen bereits nach wenigen Monaten nach und nach wieder aufgehoben wurden, entstand ein Revisionsstau, der sich bis in das Jahr 2022 hinein auswirkte.

10-Jahres-Inspektion nimmt Reaktoren lange vom Netz

Für viele Anlagen in Frankreich stand bzw. steht außerdem die große zehnjährliche Inspektion an. Sie umfasst eine Fülle von Sicherheitsüberprüfungen. Die gesamte Anlage wird auf Herz und Nieren durchgecheckt. Dadurch kann ein Reaktor schon mal für ein halbes Jahr oder länger vom Netz sein. Vielleicht war es nicht die beste Idee, die 10-Jahres-Inspektionen so vieler Reaktoren in einen relativ engen zeitlichen Rahmen zu packen. Geschickter wäre es wohl gewesen, sie zeitlich breiter zu verteilen. In den deutschen Kernkraftwerken hat man das übrigens anders gemacht: Statt alle 10 Jahre einen einzigen sehr umfangreichen Check durchzuführen, hat man die Überprüfungen auf mehrere normale Jahresrevisionen verteilt und so innerhalb mehrerer Jahre ebenfalls die komplette Anlage geprüft.

Spannungsrisskorrosion erfordert aufwendige Reparaturen

Dann schlug die Spannungsrisskorrosion zu: Im Rahmen der 10-Jahres-Inspektionen des Reaktors Civaux 1 wurden Rissbefunde an sicherheitsrelevanten Rohrleitungen festgestellt. Civaux 1 ist ein N4, Frankreichs jüngster und leistungsstärkster in Betrieb befindlicher Reaktortyp. Sicherheitshalber hat man daraufhin die übrigen drei N4 ebenfalls abgeschaltet.

Kernkraftwerk Civaux. Quelle: Wikimedia Commons
Abb. 7: Kernkraftwerk Civaux. Quelle: Wikimedia Commons

Viel Zeit kostete zunächst die genaue Untersuchung der Rohrleitungssegmente im Labor – wichtig, um das Phänomen überhaupt zu verstehen. Außerdem wurden Untersuchungen eingeleitet, um auch alle anderen Reaktoren auf Spannungsrisskorrosion hin zu überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass die älteren Reaktoren weniger oder gar nicht von Spannungsrisskorrosion betroffen sind.

Die Reparatur ist zeitaufwendig. Das betroffene Rohrstück muss herausgetrennt und durch ein neues ersetzt werden. Solche Rohre liegen aber nirgendwo auf Lager. Sie müssen bestellt und speziell angefertigt werden. Das ist mit entsprechenden Lieferzeiten verbunden.

Allein schon die Untersuchung auf Spannungsrisskorrosion war anfangs sehr aufwendig. Zwar ließen sich größere Risse per Ultraschalluntersuchung feststellen, aber um auch kleine Risse zu entdecken, musste der entsprechende Rohrabschnitt herausgetrennt werden. Selbst wenn sich dann gar kein Befund ergab, musste die Rohrleitung dennoch zeitaufwendig repariert werden. Inzwischen hat die Betreiberfirma EDF ein zerstörungsfreies und somit zeitsparendes Ultraschallprüfverfahren entwickelt, das auch kleine Risse aufspürt.

Für weiterführende Informationen empfehle ich den Text »Sicherheitsrelevante Schäden im Sicherheits-Einspeisesystem französischer Kernkraftwerke« der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH. Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert.

Übrigens: Civaux 1 ist seit dem 25. Januar 2023 wieder in Betrieb.

Probleme wirken lange nach

Wie bereits erwähnt, werden die Folgen der Probleme in 2021 und 2022 auch in 2023 und 2024 noch spürbar sein. Erschwerend kamen zuletzt im gesamten März bis Anfang April 2023 in Frankreich Streiks hinzu. Auch die Wasser- und Kernkraftwerke waren davon betroffen. Diese Streiks führten zum einen zu einer geringeren Stromproduktion, verzögerten bzw. verzögern aber auch die Revision, die Reparatur oder schlichtweg das Wiederanfahren von Anlagen, deren Revision oder Reparatur längst abgeschlossen ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese zusätzlichen Verzögerungen auswirken, positiv jedenfalls nicht.

Keine Abschaltungen wegen Wassermangels

Übrigens: Entgegen anderslautenden Gerüchten wurde wegen Wassermangels in 2022 in Frankreich kein einziger Reaktor abgeschaltet. Es wurden lediglich sieben Anlagen während der Hitzewelle zeitweise mit gedrosselter Leistung betrieben, erstmals am 11. Juni und letztmals am 15. August 2022, nämlich Blayais 2 (9,5 Stunden), Bugey 2 (66 Stunden), Bugey 5 (4 Stunden), Golfech 2 (36,5 Stunden), St. Alban 1 (122 Stunden), Tricastin 1 (73 Stunden) und Tricastin 2 (66 Stunden). Diese Daten kann man der vom Betreiber EDF publizierten Liste der Nichtverfügbarkeiten entnehmen.

Nach Angaben des französischen Rechnungshofs betrug der Produktionsausfall durch diese Drosselungen 501 Gigawattstunden (GWh). Im Vergleich zur Jahresproduktion sind das gerade mal 0,18 %. Das fällt nicht wirklich ins Gewicht. Auch im historischen Vergleich fahren die Ausfälle 2022 nicht hoch. In den vergangenen Jahren gab es 11 Jahre mit höheren Produktionsausfällen. Teilweise betrugen die sogar ein Vielfaches (Abb. 8).

Produktionsverluste (in MWh) pro Jahr aufgrund von hohen Temperaturen (Hitzewelle) und niedrigen Abflüssen (Niedrigwasser)
Abb. 8: Produktionsverluste der französischen Kernkraftwerksflotte (in MWh) pro Jahr aufgrund von hohen Temperaturen (Hitzewelle) und niedrigen Durchflussmengen (Niedrigwasser). Quelle: Cour de comptes/EDF

Übersetzung der Legende:
186: Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte für Fluss- oder Meerestemperaturen unter außergewöhnlichen Bedingungen
185: Begrenzung der Verdunstung an den Kühltürmen, um die Mindestwassermenge des Flusses einzuhalten
184: Einhaltung der regulatorischen Grenzwerte in Bezug auf die Aufheizung des Flusses
183: Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte für Fluss- oder Meerestemperaturen unter normalen Bedingungen

Frankreichs Kernenergiewende

Im Jahr 2015 hatte die französischen Regierung unter dem damaligen Präsidenten François Hollande beschlossen, den Anteil der Kernenergie an Frankreichs Stromerzeugung auf 50 Prozent zurückzufahren. Entsprechend hatte sich EDF auf Stilllegungen und Personalabbau eingestellt. Welchen Anteil dies an den Schwierigkeiten in 2022 hatte, lässt sich nur schwer sagen. Hilfreich war es jedenfalls nicht.

Inzwischen fährt Frankreich einen komplett anderen Kurs. Im März 2023 hat die Nationalversammlung die Aufhebung des 50-Prozent-Deckels beschlossen. Sechs neue EPR2-Reaktoren sollen gebaut werden, später eventuell weitere acht. EDF wird sich darauf und auf erheblich längere Laufzeitverlängerungen der Altanlagen einstellen dürfen.

Aktualisierungen

  • 2023-04-11: Angaben des französischen Rechnungshofes bzw. EDF zu den Produktionsausfällen während der Hitzewelle 2022 ergänzt.
  • 2023-05-02: Englischsprachige Fassung dieses Beitrags veröffentlicht.
  • 2023-05-02: Originalgrafiken von Energy-Charts in den jeweiligen Bildbeschreibungen verlinkt.

Erste Fassungen von Teilen dieses Beitrags erschienen zuerst auf Twitter hier und hier.

Titelbild: Kraftwerk Mellach. Quelle: Wikimedia Commons


Rainer Klute

Rainer Klute ist Diplom-Informatiker, Nebenfach-Physiker und Vorsitzender und Gründer des Nuklearia e. V. Er ist davon überzeugt, dass Deutschland wieder in die Kernkraft einsteigen wird: »Wir haben ja nichts anderes, das uns jederzeit zuverlässig, klima- und umweltfreundlich mit der Energie versorgen könnte, die wir brauchen.«

Kategorien
Faktencheck
Kernenergie
Leo Tempore says:

Wie sieht es dann mit der Kernfusion aus? Verschwindet deren Forschung und Entwicklung in der Schublade?

Dude says:

schön aufgearbeitet Infos nur bei Abbildung 6 meinst du Deutschland hat die höchsten co 2 Emissionen aber der Balken von Polen ist ein wenig höher…ich glaube wir stoßen auch mehr co 2 aus aber jetzt nur in der Stromerzeugung ist da Polen Meister

Rainer Klute says:

Moment! Die Höhe des Balkens drückt die CO₂-Intensität aus. Das heißt, die polnische Kilowattstunde ist CO₂-intensiver als die deutsche. Die Breite des Balkens spielt aber ebenfalls eine Rolle, und zwar drückt die Fläche des Balkens die Gesamtemissionen aus, und die sind bei Deutschland höher als bei Polen. Anders gesagt: Die deutsche Kilowattstunde ist nicht ganz so dreckig wie die polnische, aber Deutschland erzeugt viel mehr davon.

Stefan says:

Sehr informative Zusammenstellung von Fakten, wirklich eine positive Ausnahme im Gegensatz zu sonstigen reiserisch aufgemachten Artikeln ohne weiteren dinnvollen Inhalt. Leider hat, meiner Meinung nach, das ganze dann sehr gelitten durch die Aussage des Redakteurs das die Atomkraft eine umweltfreundliche und zuverlässige Energieversorgung wäre. Als jugendlicher habe ich diese Mähr auch noch für wahr gehalten. Wenn es nur auf den Meiler bezogen ist, kann diese Aussage vermutlich auch Bestand haben. Wobei die mittletweile, durch die langen Laufzeiten, entstandenen Materialermüdungen konsequent schöngeredet werden. Es wird bei dem ganzen gerede nie mit Einbezogen daß alleine bei dem Abbau von den radioaktiven Materialien riesige Mengen an CO2 entsteht, wohin mit dem Zeug nachdem es sbgebrannt und nicht mehr genug spaltprodukte hat? Ihr glaubt doch nicht im Ernst daß die Menschheit aktuell eine Vorstellung davon hat wie man das Zeug für hunderttausende von Jahren sicher verwahren kann. Irgendwann müssen Reaktoren erneuert werden weil eine Reparatur nicht mehr möglich ist. Aktuell dauert sowas über 100 Jahre pro Meiler. und dann wird dss Zeug, wie in F, mit nicht strahlrenden Materialen verünnt und oberirdisch gelagert… usw. Ich finde dies alles sehr kurzsichtig gedacht, wie müssen unser Heimat den nächsten Generationen lebenswert überlassen

Rainer Klute says:

Oh, oh, ohne auf die Einzelheiten einzugehen, liegen dem wohl etliche Falschinformationen zugrunde. Richtig ist, dass beim Uranabbau und bei der Herstellung der Brennelemente CO₂ freigesetzt wird. Allerdings sind dies keineswegs »riesige Mengen«, sondern nur geringe Mengen. Der Weltklimarat (IPCC) nennt einen Median von 12 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde. Das ist etwa so viel wie Windkraft und viermal weniger als Photovoltaik. Eine neuere Untersuchung der UNECE kommt sogar zu einem Wert, der nochmals um die Hälfte darunterliegt. Es bleibt dabei: Kernkraft ist umweltfreundlich und zuverlässig.

Henri Braun says:

Eine sehr gut Zusammenfassung, und für mich als promovierten Naturwissenschaftler in allen Punkten schlüssig nachvollziehbar. Leider zeigen schon die ersten Komnentare dass es nichts fruchten wird, AKW Gegner sind i W faktenresistent, hundertfach gehörte Scheinargumente ohne wissenschaftliche oder technologische Grundlage werden unreflektiert gebetsmühlenartig wiederholt wie das Vaterunser. Nun denn, sei’s drum, dann haben wir Deutsche es auch nicht besser verdient!

Rainer Klute says:

Ja, manche Menschen werden sich leider niemals durch Argumente überzeugen lassen – kann man nichts machen! Aber für diejenigen, die sich für das Thema wirklich interessieren und offen sind, Dinge (neu) zu durchdenken, sind das hoffentlich wertvolle Informationen, aus denen sie Nutzen ziehen.

Guenter Duckeck says:

Das ist eine ziemlich selektive Darstellung der Probleme mit Frankreich’s Stromversorgung. Insgesamt war die Stromproduktion 2022 durch Kernkraft in F um über 20% geringer. Im Sommerquartal waren es sogar um ca 35% weniger verglichen mit dem langjährigen Mittel und Frankreich musste massiv Strom importieren.
Etliche der Kernkraftwerke konnten nur wegen Ausnahmegnehmignung bzgl Flusswassertemperatur weiterlaufen, das gab es in früheren Jahren so gut wie nie.
D, UK und ES haben die französischen Ausfälle im europäischen Stromverbund kompensiert, Italien ist seit vielen Jahren Strom-Importeur, das war 2022 nicht anders als sonst.

Wolfgang Werthmann says:

Das ist alles wunderbar nur wird vergessen:
1) Woher kommen die Brennstäbe? Neue Abhängigkeiten von unserem “demokratischen” Lieferanten? Ernst gemeint?
2) Ach ja. Frankreich lässt in Afrika Uran abbauen. unter welchen Bedingungen für die örtliche Bevölkerung?
3) Neubau von KKWs ?
Dauer von Genehmigungen? selbst ein Windrad braucht 3-7 Jahre.
4) Kosten KKW ? alle in Bau befindlichen sind während der Bauzeit erheblich teurer geworden.
5) Jede industrieanlage so auch Windparks und Solarparks müssen und können versichert werden. KKWs nicht. Oder kennt jemand einen Versicherer der einen Gau eindeckt? Aber es gibt ja nur alle 10 tsd. Jahre einen Gau.
6) Kosten für Endlager. sind die im Strompreis von KKWS beinhaltet. wohl kaum da die endgültigen Kosten heute niemand beziffern kann.
7) Haben wir ein Endlager in dtl. oder weltweit?
wer möchte es vor seiner Tür haben?
wenn die Bürger schon gegen Windräder protestieren was ist dann wenn vor deren Tür ein KKW gebaut wird?
8) Wenn der Bau eines KKW mind. 8-12 Jahre dauert und wir zu einer Versorgung im Strom und Wärmesektor+Verkehrssektor mind. 50-100 KKW brauchen, dann Frage ich mich wer soll die zu welchen Kosten an welchen Standorten mit welchen Fachunternehmen bauen um den zeitlichen Fahrplan in Bezug auf die drohende Klimakatastrophe sicherzustellen?

Rainer Klute says:

Sorry, aber das alles hat mit dem Thema des Artikels überhaupt nichts zu tun. Bitte kommentieren Sie zum Thema oder gar nicht!

Ako says:

Zahlen allein helfen nichts, wenn man sie nur zusammenwürfelt. Der gesamte Artikel verschweigt den zeitlichen Zusammenhang. In der Tat hat Deutschland Frankreich bei mehreren Lastspitzen aushelfen müssen, auch wenn Frankreich zu anderen Zeiten Strom exportieren konnte. eine Bilanz sagt eben nichts aus über die tatsächlich Probleme.

Rainer Klute says:

Ich habe an keiner Stelle den Anspruch erhoben, das Thema umfassend und abschließend zu behandeln. Und Sie haben völlig recht: Die bilanzielle Betrachtung ist nur die eine Seite der Medaille. Das macht die Zahlen in meinem Text aber noch lange nicht »zusammengewürfelt«, zumal Sie sich offenkundig auf den ersten Teil meines Beitrags beziehen. Und Achtung: Dieser Teil enthält gar keine Zahlen!

Andreas Jordan says:

wie kommt der Autor darauf dass, wir netto Stromimport betreiben werden?
von November bis Mitte März hat Deutschland an 13 Tagen Strom nach Frankreich importiert und den Rest der Tage Exportiert…
Zeitweiße 12 gw Leistung.
Frankreich hat seine Stromversorgung immernoch nicht in den Griff bekommen.
zum Ausstieg in Deutschland bleibt zu sagen diese akws sind wie ein Klotz am Bein, wenn zuviel Strom im Netz ist kann man sie nicht wirtschaftlich regeln und wir müssen diesen Strom auch noch verschenken, wann zu wenig Strom im Netz ist reicht die Leistung nicht aus.

Rainer Klute says:

Prognosen sind schwierig, besonders solche, die in die Zukunft gerichtet sind!

Das Deutschland zum Stromnettoimporteur wird, liegt mit der Abschaltung der Kernkraftwerke und der geplanten Abschaltung der Kohlekraftwerke aber auf der Hand. Deutschland gar nicht mehr genug Strom zum Exportieren haben. Dass der Wandel Deutschlands vom Stromnettoexporteur zum -importeur bereits 2023 eintritt, ist meine persönliche Prognose, die man natürlich anzweifeln darf.

Nicht anzweifeln hingegen darf man die Tatsache, dass sich Kernkraftwerke im Gegensatz zur langläufigen Anti-Atom-Meinung sogar sehr zügig regeln lassen.

Aber wie auch immer: Ab Sonntag müsste ja alles besser werden, nicht wahr? Strompreis runter, CO₂-Emissionen runter – schöne neue grüne Welt!

Wetten, dass das Gegenteil eintritt?

Viktor says:

Selten erlebt wie man Fakten verdrehen kann. Die Stromproduktion auf Glück und Pech in Frankreich schieben wenn es nicht läuft. Jahresstatistiken heran ziehen wenn man die Problemzeiten nicht betrachten will.
Auf Strommengen verweisen wenn man nicht relativ sehen will was maximal möglich.
Geplante Brownouts in Frankreich auslassen und nicht erwähnen.

Wenn man so viel schon schreibt und so viel weiß warum nicht komplett behandeln?

Rainer Klute says:

Der Artikel ist so schon lang genug.

Eicke.Weber says:

Es ist immer gut Fakten vernünftig zusammenzufassen! Die Schlussfolgerung hier ist vollkommen falsch: Kernspaltungskraftwerke sind heute die teuerste Art der Stromversorgung! Ich bedaure unsere französischen Freunde, dass ihre Regierung diesen Weg einschlägt. Dazu kommt dass wir im künftigen Energiesystem keine 24h-Grundlastkraftwerke mehr benötigen. Zur Ergänzung der Stromerzeugung aus Sonne und Wind brauchen wir Flexibilität: Speicher aller Art, Last Management, Wasserkraft, Gaskraftwerke, die perspektivisch auf Biogas oder Syngas umgestellt werden können!

Rainer Klute says:

Die Franzosen wissen offenbar, was Kernenergie wirklich kostet. Und sie kennen den Unterschied zwischen »Wir haben« und »Wir brauchen, haben aber nicht und kriegen wir auch nicht«.

Rangi Jones says:

Das PV und Wind günstiger sind, mag ja stimmen, aber wenn man die Kosten für die nötigen Speicher mit einrechnet, sieht das Ergebnis eher nicht so gut aus.
Ich habe eine PV-Anlage mit Speicher. Damit konnte ich mich in 2022 zu 84% selbst versorgen. Die Kosten für diese 84% liegen bei 14,8ct/KWh wenn man nur die Installation auf 20 Jahre streckt. Da fehlen noch alle Kosten drumherum. Hört sich erstmal gut an, aber die restlichen 16% würden so enorm viel Akku kosten, das die Kosten exponentiell steigen würden.
Wenn man das auf ganz D verallgemeinert, kann mal aber nicht sagen, wir sind nur zu 84% autark. Dann würden im Winter wirklich die Lichter ausgehen.
Also woher die fehlende Energie im Winter nehmen?

Neulen, Holger says:

Jo, die fehlende Energie im Winter kommt aus den Backups, die Sie dann auch teurer bezahlen dürfen. Mindermengenabgaben sind immer teuer. Da ist dann Ihr ganzer Vorteil futsch!

NEULEN, Holger says:

Hallo Herr Weber, Erdgas in Kraftwerken zu verstromen um dann damit zu heizen oder mit Elektrizität zu kochen ist eine Freveltat, da stimme ich Ihnen zu! Denn das steigert der Verbrauch an Primärenergie um Faktor 3 anstatt das Gas direkt zum kochen oder Heizen zu benutzen!
Und lesen Sie mal hier
https://www.icloud.com/iclouddrive/0NQUYNWOOz_FHY7Fn-FWFg8FA
Wie es wäre, wenn wir auf Biogas umsatteln würden. Auch die Möglichkeiten zur Speicherung von Elektrizität aus Wind in sogenannten Pumpspeicherkraftwerken ist dort angeführt sowie die von Ihnen angesprochene Notwendigkeit einer Grundlast.

Viel Spaß beim Lesen! 🙂

F. Zimmermann says:

Es gibt kein künfitges Energiesystem. Wir haben das System jetzt! Was heißt überhaupt umbauen und zu welchen Kosten? Daher benötigen wir unsere KKWs noch länger. Schauen Sie sich doch die Charts mometan und die Prognosen bei Agora an. Dort gibt es immer wieder Wochen wo es keine gesichterte Versorgung durch erneuerbaren Energien gibt selbst beim 81% Ausbauziel 2031. Lesen Sie sich den den Bericht
“Sichere Versorgung mit Strom bis Ende des Jahrzehnts gewährleistet” des BMWK durch. Besonders lesenswert Seite 8ff
Dort wird von 20-30 Gaskraftwerken gesprochen die bis 2031 gebaut sein müssen, damit die EE abgesichert sind. Soviel wir bnötigen keine Grundlastkraftwerke. Ich habe leider die Befürchtung das dieses Ziel nicht erreichbar ist wegen des Planungsvorlauf Personal und Co. Dort steht das diese ebenfalls H2 ready sein sollen, jedoch nicht das sie bis dahin mit H2 laufen sollen.
Es gibt dann nur zwei Dinge die dann möglich sind. Hoffen das wir Strom importieren können oder ein Brownout. Beides ist nicht das was ich mir für G7 Staat wie Deutschland vorstelle und Wünsche.
Wissen Sie was Sie mit Flexibilität, Last Managment und Co für Schäden verursachen können? Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich?

Hervorragend, was Herr KLute da verständlich zusammengefasst hat. Steter Tropfen wird auch diese Atom-Irrlichter zu Erlöschen bringen. Warum müssen wir in Deutschland Dinge wie den “Klimaschutz” immer mit soviel Verve verfolgen, dass wir bei der Durchführung gar nicht mehr wissen, wohin uns das führt ?

Prof. Dr. Robert Heimann says:

Vielen Dank für diesen kompetenten Text, der allerdings leider von denjenigen, die die Kernenergie generell schlechtreden, nicht wahrgenommen werden wird :-(.

Rainer Klute says:

Ich hege die leise Hoffnung, dass er doch wahrgenommen wird – vielleicht, indem in der eine oder andere in Diskussionen als Argumentationshilfe heranzieht.

Michael says:

Der Artikel ist Quatsch. Es macht überhaupt keinen Sinn für eine Bewertung ob Deutschland Frankreichs Stromversorgung stabilisiert hat die Jahres-Energiesummen zu betrachten. Defacto treten kritische Zustände im Stromnetz nur vereinzelt auf. Z.B. in einer Kälteperiode bei Dunkelflaute. Mann muss also die Geschehnisse nur an diesen Tagen betrachten un bewerten. Wenn dann an unkritisch Tagen Frankreich viel exportiert ist dies eher preisgetrieben und nicht aus einer Notsituation heraus. Man kann nun argumentieren dass Frankreichs Atomenergie günstiger ist. Jedoch ist auch dies ein Trugschluss. Denn und das gilt für alle Erzeugungsformen, die Stromerzeugeung ist in erheblichem Maße subventioniert. In Frankreich vor allem die Atomkraftwerke. D.h. die Bewertung muss auf Basis der realen Erzeugungskosten gemacht werden und nicht über die Preise. Leider ist auch dieser Artikel somit nur Stimmungsmache und hat mit Faktencheck überhaupt nichts zu tun.

Rainer Klute says:

Hätten Sie Ihren letzten Satz weggelassen, hätte ich Ihren Kommentar so stehengelassen. Mit Ihrem letzten Satz reißen Sie aber den Eindruck von Sachlichkeit, den Sie zuvor aufgebaut haben, wieder komplett ein. Stimmungsmache? Welche Stimmung mache ich denn? Hat mit Faktencheck nichts zu tun? Das ist Ihre Behauptung, aber eine Begründung dafür liefern Sie nicht. Kann man also getrost ignorieren.

Sehr gute Zusammenfassung der Fakten, vielen Dank!
So kann man der Desinformation Paroli bieten

mfg
Ch.Graf