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Strahlenangst in Fukushima ist unbegründet
Veröffentlicht am 2021-03-11
Von Nuklearia
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Am 9. März 2021 veröffentlichten die Vereinten Nationen, genauer: ihr wissenschaftliches Gremium UNSCEAR, das sich mit den Folgen radioaktiver Strahlung befasst, ihren Bericht zum Fukushima-Unglück. Die UNSCEAR gab Entwarnung: Gesundheitsschäden in der Bevölkerung durch Radioaktivität sind nicht zu befürchten.

Am 11. März 2011 bebte in Japan die Erde und erzeugte ein riesige Flutwelle, welche 20.000 Menschen in den Tod riss und 400.000 Gebäude zerstörte. 470.000 Menschen verloren ihre Wohnungen und mussten evakuiert werden. Die Kernkraftwerke an Japans Ostküste überstanden Erdbeben und Flutwelle relativ unbeschadet – bis auf das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. 

Gesundheitliche und psychosoziale Probleme

Die Bilder der Wasserstoff-Explosionen verbreiteten Angst und Schrecken weltweit. 100.000 Menschen wurden evakuiert. 60.000 weitere flüchteten freiwillig vor der Strahlungsgefahr. Als Folge der damit verbundenen Strapazen verstarben über 1.000 vor allem ältere Menschen. Unter den betroffenen Einwohnern der Präfektur Fukushima herrschte große Angst vor der Strahlung. Viele litten unter gesundheitlichen und psychosozialen Problemen. Doch die tatsächliche Strahlungsbelastung war nur gering. 

Heute, 10 Jahre nach dem Reaktorunfall, bemüht sich die japanische Regierung um eine Normalisierung des Lebens in der Präfektur Fukushima. Aber das ist nicht so einfach. 40.000 Bürger dürfen noch nicht zurück – oder wollen es nicht. Die Angst vor der Strahlung ist nach wie vor groß.

Das Städtchen Naraha zum Beispiel, 19 km südlich des havarierten Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi gelegen, hatte vor dem Unglück 7.700 Einwohner. Seit Herbst 2015 ist der Ort wieder vollständig freigegeben. Trotzdem sind erst 4.000 Menschen zurückgekehrt. 

Angst vor Strahlung schadet mehr als die Strahlung selbst

Dabei war Naraha von der Radioaktivität kaum betroffen. Die Experten des United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR), die sich mit den Auswirkungen von Radioaktivität befassen,  schätzen die mittlere Strahlendosis in Naraha im ersten Jahr nach dem Unfall auf gerade einmal 3 Millisievert (mSv) – nachzulesen in dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Bericht des UNSCEAR. 3 mSv ist kaum mehr als die natürliche Hintergrundstrahlung und sicher kein Anlass, eine ganze Stadt zu evakuieren. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die durchschnittliche jährliche Strahlendosis 2,1 mSv. Sie schwankt je nach Wohnort und Lebensgewohnheiten zwischen 1 und 10 mSv.

Im Nachhinein fragt man sich, ob war es richtig war, den Einwohnern vier Jahre lang den freien Zugang zu ihrer Stadt zu verwehren. Nahara ist kein Einzelfall. In Kawauchi, Odaka, Haramachi und Iitate ist die Strahlung ähnlich niedrig. Höhere Belastungen bis zu 40 mSv im ersten Jahr werden für die Orte Futaba und Okuma berichtet, in denen das Kernkraftwerk liegt. Aber selbst bei diesen Strahlendosen wäre ein mögliches Krebsrisiko zu gering, um nachweisbar zu sein.

Inzwischen wächst die Erkenntnis, dass die Angst vor ionisierender Strahlung mehr Schaden anrichtet als die Strahlung selbst.

UNSCEAR: Keine Gesundheitsschäden durch Strahlung nach Reaktorunglück

Der neue UNSCEAR-Bericht bestätigt noch einmal, was die Fachleute bereits in ihrem Bericht von 2013 gesagt hatten: Die Strahlenbelastung nach der Reaktorkatastrophe ist für die betroffene Bevölkerung sehr gering. Mit negativen gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung sei nicht zu rechnen. Als wissenschaftlich arbeitendes Gremium kann das UNSCEAR die eine oder andere Krebserkrankung dennoch nicht mit letzter Sicherheit ausschließen. Allerdings stirbt in Japan mehr als jeder Dritte an Krebs. Sollten tatsächlich strahlungsbedingte Krebsfälle auftreten, wäre ihre Anzahl gegenüber dieser großen Gesamtzahl unmessbar gering.

Der UNSCEAR-Bericht geht auch auf die oft gehörte Behauptung ein, in Fukushima sei die Anzahl der Schilddrüsenkrebsfälle bei Kindern stark angestiegen. In der Tat haben Untersuchungen eine sehr viel höhere Zahl an Auffälligkeiten ergeben, als normalerweise zu erwarten gewesen wären. Dies sei aber, so der Bericht, auf neue, hochempfindliche Untersuchungsverfahren zurückzuführen. Damit konnte man nun Dinge erkennen, die man vorher schlichtweg nicht bemerkt hätte. In der Tat zeigte sich dasselbe Bild, als man die neuen Verfahren weit entfernt von Fukushima einsetzte. Teilweise lagen die Zahlen dort sogar höher. Die Schilddrüsenkrebsrate ist in Fukushima also völlig normal.

Unwissenheit über das tatsächliche, sehr viel geringer als vermutete Strahlenrisiko und Misstrauen gegenüber Behörden und Regierung verschlimmerten die Folgen der Reaktorkatastrophe. Ja, der Reaktorunfall war eine Katastrophe – aber er war keine Strahlenkatastrophe.

Wir wünschen den Menschen in Fukushima viel Kraft, um den alltäglichen Herausforderungen des Lebens begegnen zu können. Wir wünschen ihnen, den Menschen im übrigen Japan und in aller Welt die Offenheit und die Neugier, sich mit dem Thema Strahlung zu befassen – vorurteilsfrei und unbelastet durch die Angstmacherei vermeintlicher Gutmenschen. Es könnte dabei helfen, frei zu werden von der Strahlenangst.

Nuklearia e. V., der Vorstand


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Anders als erneuerbare Energien steht Kernenergie jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und verbraucht keine großen Landflächen. Im Unterschied zu Kohle oder Gas ist Kernenergie CO₂-arm und vermeidet Luftverschmutzung. Dadurch trägt Kernenergie erheblich zum Umwelt- und Klimaschutz bei.

Kenntnisse über Kernenergie sind in Deutschland rar geworden. Das wollen wir ändern.


Titelbild: Fukushima City, Quelle: Wikimedia Commons; UNSCEAR

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Danke für den Artikel. Gut fundiert eine irrationale Strahlenangst abzubauen ist eine löbliche Aufgabe. Ich frage mich, wenn es nun über 1000 unnötige Todesfälle gab, wenn die Bewohner von Naraha gehindert wurden, in ihrer Heimat zu leben, obwohl hier keine deutliche Gefahr existiert, wenn die Leute noch immer Panik verbreiten, dass die Menschen sich nicht zurück trauen … dann sind das m.E. strafbare Handlungen. Wenn ein Autofahrer aus Unachtsamkeit einen Unfall verursacht mit Todesfolge, dann wir er zu recht zur Verantwortung gezogen. Hier ging es um sehr viel mehr Tote und materielle Verluste. Man hätte sehr wohl wissen können, dass hierfür keine hinreichende Begründung vorlag. Also wissentliches Verschulden. Warum wird das nicht geahndet?

Ferruccio Ferroni sagt:

1) In den CH-Alpen zu leben, ist viel gefährlicher !! Siehe
https://www.c-c-netzwerk.ch/zehn-jahre-fukushima-haben-wir-daraus-gelernt/
2) als Folge der Evakuierung sind rund 1600 Personen gestorben . Auf alle Fälle
mehr als 1000. Siehe
https:// radiationeffect.org

Mit freundlichen Grüssen