Suche

Die Freiheitsmaschine – der Integral Fast Reactor (Teil 1: Einführung)

Was erwarten wir von einer guten Energiequelle?

„Umweltfreundlich soll sie sein!“, werden die meisten antworten. „Sie darf keine Schadstoffe in die Umgebung emittieren. Und sie soll nicht schon nach hundert Jahren erschöpft sein, sondern mindestens Jahrtausende lang zur Verfügung stehen. Auch wäre es gut, wenn sie für Menschen keine hohen Unfallrisiken birgt, zuverlässig ist und überall auf der Welt eingesetzt werden kann.“

Würde man fragen: „Und wie wäre es, wenn dieses Gerät als Nebeneffekt auch noch ein bereits vorhandenes Umweltproblem löst?“, dann bekäme man wohl meist die Antwort: „Ja, das wäre wunderbar, wenn es eine solche Maschine wirklich gäbe, genauso wie es wunderbar wäre, wenn es den Weihnachtsmann wirklich gäbe – aber das ist gewiß alles nur Phantasie!“

Unsere Träume reichen immer über die Realität hinaus. Was uns von den anderen Lebewesen auf der Erde unterscheidet, ist zum einen die Fähigkeit, uns vorzustellen, wie die Welt sein könnte oder sollte, zum anderen aber auch, gezielt Schritte zu unternehmen, um Veränderungen herbeizuführen. Anders als Dämme bauende Biber oder Turmnester kosntruierende Termiten folgen wir dabei nicht bloß Instinkten, sondern Träumen, Wünschen und Hoffnungen.

Nachdem Otto Hahn und Lise Meitner das Prinzip der neutronengeführten Kettenkernreaktion entdeckt hatten, schien der Traum von unbegrenzter Energie verwirklichbar zu sein: Denn Kernreaktionen setzen millionenmal mehr Energie frei als chemische. Sie können selbst aus winzigsten Stoffportionen große Wärmemengen herausholen (wenn auch nicht so viel wie die Materie/Antimaterie-Reaktion).

Als man in den 1940ern und ’50ern die  ersten Kernreaktoren konstruierte, waren nicht viele Uranvorkommen bekannt. Daher zielte man darauf ab, zu brüten, und dadurch die gesamte Uranressource (vor allem U238) zu nutzen und nicht nur das fissile U235. Der erste Kernreaktor, der Strom erzeugte, der EBR-I (Experimental Breeder Reactor I) war daher auch ein Brüter. Er versorgte zunächst vier Glühbirnen, später auch den Kontrollraum mit Elektrizität.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden jedoch sehr große Uranlagerstätten entdeckt. Außerdem erwiesen sich thermische Reaktoren ohne Brutfähigkeit als einfacher und billiger konstruierbar. Daher verschob man den Einsatz von Brütern in die Zukunft, die Gegenwart gehörte dem Konverter, der nur in geringem Maß das U238 – die Hauptmasse der Ressoruce Uran – zu nutzen vermag.

Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts hielt man fossile Brennstoffe noch quasi für unbegrenzt, und wegen Luftverschmutzung und Klimawandeln machte man sich noch keinerlei Gedanken. Die Kernenergie war das Ass im Ärmel, das man ausspielen würde, falls in der Zukunft Energieengpässe auftreten würden.  Angesichts der großen Uranressourcen und der Tatsache, dass die Kernenergie eigendlich nach wie vor eher experimenteller Natur war, schienen die ineffizienten Konverter völlig ausreichend.

Diese Situation hat sich gewandelt. Zum einen zeichnet sich ab, dass fossile Brennstoffe keinesfalls unbegrenzt sind sondern im Gegenteil kaum bis ins 22. Jahrhundert reichen dürften. Hinzu kommt, dass ihre Verbrennung mit schwerwiegenden Umweltproblemen einhergeht, von denen der Klimawandel nur eine ist. Zum anderen sehen wir mehr denn je, dass der Menschheit insgesamt viel zu wenig Energie zur Verfügung steht, damit aller sieben Milliarden (und in der Zukunft noch mehr) anständig leben können. Mangel an Trinkwasser, Wohnraum, Medikamenten, Kleidung und Nahrung haben immer auch Energiearmut mit als Ursache.

Eines ist klar: Wenn die Kernenergie bei der Bekämpfung dieser Probleme eine wichtige Rolle spielen soll, muß sie sich über die momentan verbreiteten Konverter hinaus entwickeln. Abgesehen von ihrer außerordentlichen ineffizienz – sie nutzen ja weniger als 1% des Urans – lassen mehrere „Kinderkrankheiten“ sie für einen massiven, weltweiten Einsatz ungeeignet erscheinen: Ihre Unfähigkeit, sich bei einem Pumpenausfall selbst zu kühlen, wirft Sicherheitsprobleme auf, und das weiche Neutronenspektrum führt zu einem fortlaufenden Aufbau langlebiger Transurane in den Brennelementen, ohne dass man einen konkreten Plan hat, wie mit diesem Material zu verfahren sei.

Das Faszinierende ist, dass die Lösung des ersten Problems – Ineffizienz – das dritte Problem – Transurane – gleich mit löst. Das zweite – Sicherheit – ist eine eher separate Angelegenheit, für die aber auch eine verblüffend einfache Lösung existiert.

Als die USA Anfang der 1980er das „Integral Fast Reactor„-Forschungsprogramm starteten, war den Wissenschaftlern des Argonne National Laboratory klar, worauf sie zurückgreifen konnten: Auf die jahrzehntelange Praxiserfahrung, die mit dem EBR-II, einer größeren Weiterentwicklung des EBR-I, die sogar Strom ins Netz einspeiste, gewonnen worden war. Es stellte sich heraus, dass der EBR-II genau die richtigen technologischen Zutaten enthielt, aus denen sich – unter Hinzufügung einiger weiterer, neuartiger Komponenten – eine Maschine konstruieren ließe, die genau die Eigenschaften hat, die ein Atomkraftwerk der Zukunft benötigt:

  • Inhärente Sicherheit
  • Steuerbarkeit der Menge langlebiger Transurane
  • Fast komplette Nutzung der Ressource Uran
  • Proliferationssicherheit
  • Wirtschaftlichkeit

Um welche Zutaten handelt es sich?

Die verbreiteten Druck- und Siedewasserreaktoren arbeiten ein wenig wie ein Durchlauferhitzer: Ein Kühlmittel (Wasser) wird durch eine Wärmequelle hindurchgepumpt und entnimmt ihr dabei Energie. Versagt der Pumpmechanismus, wird der Durchlauferhitzer immer wärmer bis er Schaden nimmt, weil die Wärmequelle mehr Energie erzeugt, als entnommen wird.

Wie ließe sich dieses Problem vermeiden? Denken wir an Wärmequellen, die keine aktiven Pumpen brauchen, um ausreichend gekühlt zu bleiben: Z. Bsp. ein Tauchsieder in einem Wassertopf oder ein Kamin in einem Zimmer. Bei diesen sorgt schon die natürliche Konvektion (d.h. zirkulierende Strömungen, die durch Temperaturunterschiede ausgelöst werden) des Wassers bzw. der Luft dafür, dass die Wärme in ausreichendem Maße abtransportiert wird. Warum nicht einen Kernreaktor nach dem gleichen Prinzip aufbauen?!

Genau dies war in der Konstruktion des EBR-II realisiert. Es handelte sich um einen sogenannte Poolreaktor: Der eigentliche Kernreaktor befand sich in einem großen Becken, das mit flüssigem Natrium (schweres Kühlmittel für hartes Neutronenspektrum!) gefüllt war. Dieses zirkulierte unablässig, wie Wasser in einem Kochtopf, auch ohne dass die Pumpen aktiv arbeiteten. In zwei spektakulären Experimenten (April 1986) schaltete man die aktiven Kühlmechanismen  – einmal die Primärkreislaufpumpen und einmal die Wärmeentnahme aus dem Sekundärkreis – bei mit voller Leistung laufendem Reaktor ab! Die Maschine stabilisierte sich sofort, ohne dass irgendwelche kritischen Betriebszustände eintraten.

Die zweite essentielle Zutat ist ein metallischer Reaktorkern. Für kommerzielle Kernkraftwerke wählte man Oxid-Brennelemente: man glaubte, diese seien aufgrund ihres hohen Schmelzpunktes sicherer. Auch schwellen sie während des Aufenthalts im Reaktor nicht so stark an durch Spaltprodukt-Gasblasenbildung wie metallische. Die Forschungsarbeiten am EBR-II und später zum IFR-Projekt zeigten aber, dass Metallbrennelemente viele Vorteile haben. Bei übermäßiger Erhitzung dehnen sie sich stark aus, wodurch fissiles Material aus der Reaktionszone entfernt und die Reaktivität verringert wird. Die Abwesenheit von Sauerstoffatomen in ihnen erlaubt die Nutzung eines besonders harten Neutronenspektrums, was zu einem optimalen Abbrand von Transuranen führt. Außerdem können verbrauchte metallische Brennelemente mit einem neuartigen Aufbereitungsverfahren, dem sogenannten Pyroprocessing – einem elektrochemischen Verfahren das bei hohen Temperaturen in einer Salzschmelze abläuft – behandelt werden: Dieses erlaubt es, Spaltprodukte abzutrennen, Uran und Transurane dagegen  in neue Brennelemente einzubringen und wieder in den Reaktor zu schicken. Das einzige Abfallprodukt, das nicht wieder recycled wird, ist ein Mix von Spaltprodukten, dessen Radioaktivität nach wenigen Jahrhunderten schwächer geworden ist als die von natürlichem Uranerz.

Auch „verbrauchte“ Brennelemente von Leichtwasserreaktoren können so aufbereitet werden, nachdem zuerst in einem Reduktionsbad der Sauerstoff aus ihnen entfernt wurde. Die Transurane und das U238, woraus sie fast komplett bestehen, werden im schnellen Neutronenspektrum zur Energiequelle.

Da der Pyroprozess kein reines Plutonium 239 abzutrennen vermag (es bleibt immer mit anderen Transuranen verunreinigt) ist er zur Waffenherstellung ungeeignet.

Je nachdem, wie der Kern eines IFRs aufgebaut ist, kann die Menge an Transuranen verringert, gleich gehalten oder erhöht werden – um neue IFR mit ihnen zu starten. Dies erlaubt es, mit Transuranen zu wirtschaften, anstatt sie sich, wie bei den heutigen Kernkraftwerken, immer weiter ansammeln zu lassen, ohne dass man wirklich weiß, was man mit ihnen anstellen soll.

Das IFR-Projekt erzielte auf der ganzen Linie Erfolge, nicht nur theoretisch sondern auch im Experiment. Ein parallel durchgeführtes, industrielles Designprojekt entwarf den ALMR (Advanced Liquid Metal Reactor), der die kommerzielle Inkarnation des IFR werden sollte: Ein kleiner, modularer Reaktor, geeignet zur Serienproduktion in Fabriken. Einer alleine könnte ein kleines regionales Atomkraftwerk betreiben, mehrere zusammen ein großes zentrales. Sogar die Umrüstung von Kohlekraftwerken wäre so möglich: Durch Austausch des kohlebefeuerten Dampferzeugers durch ein IFR-Modul.

Warum wurden diese fabelhaften Maschinen nicht bis zur Serienreife entwickelt? Warum sind sie noch nicht auf der ganzen Welt verbreitet?

1993 beschloß die Clinton-Regierung, dass das gesamte Projekte eingestellt werden sollte. Man wäre versucht, diese Entscheidung als ökologisches und soziales Verbrechen zu bezeichnen.

Aber der IFR ist nicht tot. Träume sterben nie. Vor allem nicht, wenn es quasi schon realisierte Träume sind.

Andere Länder – Russland, Indien, China – unternehmen ernste Anstrengungen auf dem Gebiet der Brutreaktorentwicklung. Aber es wäre schade, die ganzen Forschungsergebnisse aus den USA einfach zu beerdigen. Insbesondere die Erfahrungen der amerikanischen Wissenschaftler mit metallischen Brennelementen sind unschätzbar. Die meisten anderen Brüter nutzen nämlich Oxidkerne, was wahrscheinlich eine ungünstige Wahl ist.

Längst sind Umweltschützer, aber auch Entwicklungshelfer, auf den IFR aufmerksam geworden. Zusammen mit vielen der an dem Projekten beteiligten Wissenschaftler gründeten sie den Science Council for Global Initiatives: Ein Projekt mit derartig weitreichend Möglichkeiten und Chancen darf nicht sterben!

Das IFR-Konzept ist ein großes Thema! Deshalb habe ich in einer kleinen Artikelserie verschiedene Aspekte herausgegriffen und genauer untersucht und vorgestellt:

Über Feedback, Kritik und Fragen freue ich mich jederzeit!

==> Teil 2: Konstruktionsprinzipien

12 Antworten

  1. Hallo!

    Erstmal Glueckwuensche zu der einfach hervorragende Seite!
    Ich dachte nicht, dass sowas im deutschsprachigen Raum existiert.
    Bin selbst Physiker und nicht allzu erfreut ueber die „Radiophobie“, die in D zum Mainstream gehoert.

    Ich hab viel ueber IFR gelesen und fand das gesamte Konzept schon immer fazinierend. Der kommerzielle Nachfolger des IFR ist der S-Prism Reaktor von
    GE-Hitachi. Im Moment findet in UK eine Diskussion statt, den Reaktor zur Reduktion ihres Plutonium
    Inventars einzusetzen.
    Weiss jemand hier Naeheres dazu?
    Ich hoffe sehr, dass dieses Projekt realisiert wird…

    Was mich hier wundert, dass hier nicht auf eine andere Linie der schnellen bleigekuehlten Reaktoren eingegangen wird.

    1. Hallo Tobias, vielen Dank für dein Lob!

      Ja, Pro-Atom-Seiten im deutschsprachigen Raum sind ziemlich selten. Ich kann dir aber empfehlen: http://www.kerngedanken.de/ und http://www.final-frontier.ch/ – letztere Seite enthält Beiträge zu vielen unterschiedlichen Themen aus der Naturwissenschaft, darunter immer wieder gute zur Kernkraft.

      Auf die Entwicklungen in Großbritannien sind wir auch sehr gespannt! Wenn die Briten sich für den S-PRISM entscheiden wäre das ein sehr wichtiger Schritt mit Vorbildfunktion.

      Nach und nach möchte ich noch Artikel über andere Gen IV-Systeme schreiben, darunter blei- oder heliumgekühlter schneller Reaktor, vor allem aber auch Flüssigsalzreaktor, da diesem Projekt (insbesondere in der Form LFTR mit Thorium als Fertilstoff) neben dem IFR unsere Hauptaufmerksamkeit gilt. Aber auch exotischere Konzepte wie Laufwellenreaktor und Energy Amplifier (beschleunigergetriebenes System) möchte ich noch behandeln. Dauert natürlich alles seine Zeit 😉

      Viele Grüße,
      Fabian

      1. Kerngedanken.de scheint mir (zumindest mittlerweile, habe heute das erste mal reingeschaut) eher wenig Info und dazu noch eher mainstream zu enthalten.

  2. Hallo Tobias
    Erzählst Du uns bitte auch warum die USA dieses Projekt damals eingestellt haben ?
    und ob sie es vielleicht wieder aufnehmen werden wenn es so vielversprechend ist ?

    Gruss
    Luna

    1. Man nennt mich geläufigerweise zwar Fabian und nicht Tobias, aber auf deine Frage antworten kann ich dennoch 😉

      Das IFR/ALMR-Projekt wurde 1994 von der Clinton-Administration gestoppt, wobei insbesondere John Kerry eine verhängnisvolle Rolle spielte. Die Democrats hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf einen antinuklearen Kurs festgelegt und fürchteten massiven Wählerstimmenverlust wenn sie das Projekt weiter unterstützten.

      Die ganze unselige Geschichte kannst du in dem Buch “Prescription for the Planet” in Kapitel 12 (Political Quicksand) nachlesen:
      http://www.thesciencecouncil.com/prescription-for-the-planet.html (Buch zum freien Download)

      Bitte beachte auch meinen Artikel “Warum gibt es das noch nicht”
      http://nuklearia.de/2012/10/21/warum-gibt-es-das-noch-nicht-geschwindigkeit-technologischen-fortschritts/

      Die USA zeigen im Augenblick nur lauwarmes Interesse an der Technik. Stattdessen gibt es dort eine Initiative, gasgekühlte Hochtemperaturreaktoren zu konstruieren: http://www.ngnpalliance.org/

      Der Konzern GE/Hitachi hat jedoch einen Reaktor entwickelt, der von Aufbau und Funktionsweise einem IFR entspricht, den S-PRISM (Power Reactor Innovative Small Module). Man hofft insbesondere auf einen Einsatz in Großbritannien: http://www.guardian.co.uk/environment/2012/jul/09/nuclear-waste-burning-reactor

      Indien und Südkorea verfolgen eigene Projekte mit IFR-artigen Eigenschaften.

  3. Hallo Fabian,
    ich bin Marketingmann – kein Physiker. Deshalb habe ich großen Respekt vor Deinem Know-how, auch wenn ich vieles nicht verstehe, wenn´s „zur Sache“ geht.
    Vielleicht kann ich ja mein Marketing-Know-how mit einbringen ? Dazu muss ich nicht alle technischen Details verstehen (ich kann auch Autos verkaufen, ohne Ingenieurwissenschaften studiert zu haben, was wahrscheinlich eher hinderlich wäre). Aber ich muss natürlich die Vor- und Nachteile für den Anwender kennen und verstehen. Dazu gehört aus meiner Sicht vor allem das Thema Sicherheit, denn die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima haben ja den Beschluss zum Atomausstieg herbeigeführt, weil alle Angt hatten, dass so etwas auch bei uns passieren könnte. Inzwischen ist aber die Hysterie wieder abgeklungen und 64 % der Deutschen sind heute der Meinung, dass der Austieg aus der Kernenergie eine Fehlentscheidung war. Das wird nur nicht öffentlich verkündet, weil das ein Tabu-Thema ist und keiner sich traut, daran zu rühren – wissend, dass er von den Atomkraftgegnern sofort „an die Wand gestellt“ wird !
    Aber auch die wissen nicht, wie sie die Energieversorgung mit Sonne und Wind sichern können, denn die liefern leider nicht immer dann, wenn sie gebraucht werden, so dass wir dafür riesige Speicher bräuchten, die wir nicht haben. Also brauchen wir auch weiterhin Kraftwerke für Zeiten, wenn Sonne und Wind nicht genug liefern – vor allem im Winter. Und weil die nicht mehr ausgelastet sind, werden sie unwirtschaftlich und wir müssen noch dafür bezahlen, dass sie uns als Reserve erhalten bleiben und nicht abgerissen werden.
    Mit den neuen Gau-sicheren Reaktoren ist der Grund für den Atomausstieg also beseitigt. Eigentlich brauchen wir also gar keine Energiewende !
    Mit der Fähigkeit des HTR, sogar den Müll von Leichtwassereaktoren zu „fressen“ und damit zugleich das Endlagerproblem zu entschärfen, haben wir gute Argumente, den Austieg in Frage zu stellen. Ich glaube jedoch nicht, dass es uns in absehbarer Zeit gelingt, in D neue Kernkraftwrke zu bauen. Die einzige Chance sehe ich darin, die vorhandenen Atom- und Kohlekraftwerke umzubauen – AKW´s wegen Verbesserung der Sicherheit, Kohlekraftwerke zur Beseitigung ihrer Emissionen !
    Gibt es dafür bereits Konzepte ? Im Grunde erfordert das doch nur den Austausch des „Hitzerzeugers“ !? Alles andere kann doch bleiben ! Oder ?
    Das wird auf jeden Fall billiger als Abriss und Entsorgung und sollte deshalb den Betreibern hoch Willkommen sein ?
    Die Frage ist, wer so etwas anbietet ? Siemens ist ja aus dem Geschäft ausgestiegen. Also bleibt nur Areva und GE ?
    Was kann ich zur „Wiederbelebung“ der Kernenergie in D beitragen ?
    Beste Grüße
    Achim Behrenwaldt

    1. Hallo Achim! Jeder kann zur Nuklearia beitragen – besonders Wirtschaftsexperten wären eine gute Unterstützung, denn auf diesem Gebiet haben wir noch nicht so viel Know How. Alle Arten von Fachwissen sind bei uns willkommen!

      „Aber auch die wissen nicht, wie sie die Energieversorgung mit Sonne und Wind sichern können, denn die liefern leider nicht immer dann, wenn sie gebraucht werden, so dass wir dafür riesige Speicher bräuchten, die wir nicht haben.“

      => Genau! Wenn es eine realistische Perspektive gäbe, den Energiebedarf der Welt aus Solar-, Wind-, Wasser-, Gezeitenkraft, Geothermie u.ä. zu speisen, dann würde ich sofort sagen: Das machen wir!
      Neben der Speicherproblematik kranken die klassischen Erneuerbaren insbesondere daran, dass sie sehr wenig „Bang for the Buck“ bieten, d.h. pro Landfläche, kg Material und menschliche Arbeitsstunde wird sehr wenig Energie nutzbar gemacht. Eine Komplettumstellung darauf würde eine Situation heraufbeschwören, in der ein Großteil der Menschen beschäftigt werden muss, um letztlich sehr spärliche Energiemengen bereitzustellen.
      Siehe auch: http://nuklearia.de/2013/05/22/arbeitsplaetze/

      „Eigentlich brauchen wir also gar keine Energiewende !“

      => Naja, eine bestimmte Art von „Energiewende“ würde ich schon begrüßen – weg von Öl, Gas und insbesondere Kohle hin zu emissionsarmen Energiequellen, darunter Kernenergie.
      Siehe auch den neuesten Artikel von Rainer zur Luftverschmutzung:
      http://nuklearia.de/2013/10/22/luftverschmutzung-hauptgrund-fuer-krebs/

      „Kohlekraftwerke zur Beseitigung ihrer Emissionen !
      Gibt es dafür bereits Konzepte ? Im Grunde erfordert das doch nur den Austausch des “Hitzerzeugers” !? Alles andere kann doch bleiben ! Oder ?“

      => Sowas wurde bereits angedacht: Austauschen der Feuerung in Kohlekraftwerken gegen Kernreaktormodule und Hinzufügen von Kohlendioxidschrubbern, die das Klimagas aus der Luft abscheiden, woraufhin es entweder in Mineralien gebunden oder aber mit einer Plasmafackel in Kohlenmonoxid gespalten werden kann, dass dann (zusammen mit zusätzlich erzeugtem Wasserstoff) als Rohstoff für eine postfossile Petroindustrie zur Verfügung steht!
      http://www.coal2nuclear.com/
      Diese Konzepte sind jedoch noch in der Entwicklungsphase. Modulare Kernreaktoren der Generation IV werden momentan in Form des S-PRISM von GE Hitachi angeboten. Großbritannien erwägt, ein solches System zur Plutoniumentsorgung zu bestellen. Skyscrubber und Kohlekraftwerks-Refitting werden vermutlich noch ein wenig F&E benötigen, bis sie vermarktet werden können.

      Ja, du kannst wie schon gesagt am besten beitragen, in dem du dem Nuklearia e. V. nach der Gründung (kommende Wochen) beitrittst und uns mit deinem spezifischen Fachwissen unterstützt! Wirtschaft ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Themas – wir würden uns über solche Kenntnisse sehr freuen! 🙂

      Viele Grüße,
      F. H.

  4. Was im Artikel so schön klingt: wenn die Pumpen zur Kühlung abgeschaltet werden, dann stabilisiert sich das System. Klar Natrium kann nicht wie Wasser einfach wegdampfen, da es einen höheren Siedepunkt hat.
    Was aber mit keinem Wort erwähnt wird, was aber bei einem Artikel der Informieren, nicht manipulieren soll, fehlt:
    Natrium regiert gern mit Luft und Wasser und schmilzt erst bei 98°
    Das bedeutet durchaus ein ernsthaftes Risiko: der beschriebene Reaktor ist anfällig bei Leckagen im Tank oder im Wärmetauscher und das Kühlmittel muss heiß gehalten werden damit es nicht erstarrt.
    Ganz so einfach im Sinne von „Wenn was ist schalten wir das aus und alles ist sicher“ ist das ganze dann leider doch nicht.

    Ich bin Mal gespannt, wie auf dieser Webseite mit Kritik umgegangen wird.

    1. Das Risiko von Natriumbränden ist natürlich bekannt.

      Dieser Problembereich wird in „Teil 3: Sicherheitsaspekte“ behandelt.

      Metallgekühlte Reaktoren stehen übrigens nicht unter hohem Innendruck. Im Fall eines Lecks sickert das Natrium heraus, schießt aber nicht hervor wie der Dampf aus einem undichten *Druck*wasserreaktor.

Newsletter

Ja, ich will … Infos über Aktionen und Neues rund um die beste Energiequelle direkt in mein Postfach.