Startseite Presse Pressemitteilung Atommüll-Endlager: Deutschland sucht den Superstandort – nur nicht in Gorleben
Atommüll-Endlager: Deutschland sucht den Superstandort – nur nicht in Gorleben
Veröffentlicht am 2021-01-03
Von Rainer Klute
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In der Suche nach einem Atommüll-Endlager beginnt jetzt die sogenannte »Fachkonferenz Teilgebiete« mit mehreren Terminen. Der Pro-Atom-Verein Nuklearia kritisiert den Ausschluss des Salzstocks Gorleben aus dem Verfahren und sieht dadurch den Erfolg der Endlagersuche insgesamt in Gefahr. Er fordert daher zur Beteiligung an den öffentlichen Veranstaltungen auf, um diese Entscheidung rückgängig machen und die Endlagersuche zügig zum Abschluss zu bringen.

Die Endlagersuche wird von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) geführt. Sie hatte entschieden, den Salzstock Gorleben wegen mangelnder Eignung aus der weiteren Endlagersuche herauszunehmen. Dies ist im »Zwischenbericht Teilgebiete« nachzulesen, den die BGE im September 2020 veröffentlicht hatte.

Nuklearia-Vorstandsmitglied Christoph Barthe sieht darin eine politisch motivierte Entscheidung, keine fachliche auf der Basis geowissenschaftlicher Abwägungen. »Unter den 60 Salzstöcken, die aus Sicht der BGE geologisch günstige Bedingungen für einen Endlagerstandort bieten, gibt es eine ganze Reihe, die in den Einzelwerten kaum besser als Gorleben abschneiden, zwei sogar mit exakt gleichen Werten und zwei weitere, die in den zentralen Kriterien sogar schlechter als Gorleben abschneiden. Trotzdem fliegt Gorleben raus? Das ist doch äußerst fragwürdig!«

Widerlegte Einwände neu aufgefrischt

Barthe wundert sich besonders darüber, dass die BGE den Schutz des sogenannten einschlusswirksamen Gebirgsbereichs durch das Deckgebirge als »ungünstig« bewertet. »Das ist ein altbekannter Vorwurf der Gorleben-Gegner, der mehrfach durch wissenschaftliche Untersuchungen widerlegt wurde. Sogar die rot-grüne Bundesregierung hat dies im Jahr 2000 mit dem Atomkonsens bestätigt. Warum kommt die BGE mit dieser längst widerlegten Sache?«

Zwischen dem möglichen Einlagerungsbereich im Salzstock Gorleben und der von Gegnern und nun auch von der BGE kritisierten Überdeckung des Salzstocks liegt eine mehr als dreihundert Meter dicke Salzschicht. Damit erfüllt Gorleben eine wichtige Mindestanforderung des Standortauswahlgesetzes, um den Einlagerungsbereich für eine Million Jahre vor natürlichen äußeren Einwirkungen zu schützen.

Gesetzlich geforderte Transparenz muss gewahrt bleiben

Dieses Gesetz schreibt weiter vor, dass das ein Endlagerstandort mit der bestmöglichen Sicherheit in einem transparenten Verfahren ermittelt werden muss. Es ist aus Sicht des Nuklearia e. V. aber keineswegs transparent und nachvollziehbar, dass Gorleben ausgeschlossen wird, obwohl mehrere andere Salzstöcke mit vergleichbarer Bewertung nicht ausgeschlossen werden.

»Die BGE hat Gorleben aus dem Auswahlverfahren rausgeworfen und die in allen Punkten gleich bewerteten Salzstöcke Meissendorf/Wolthausen und Offlebener Sattel dringelassen. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nachvollziehbar und nicht transparent. Sie widerspricht damit den gesetzlichen Forderungen«, kritisiert Nuklearia-Vorsitzender Rainer Klute.

Seiner Ansicht nach scheidet mit Gorleben bereits in einer frühen Phase der Endlagersuche ein Standort aus, der durchaus als bestmöglicher unter den Salzstöcken in Frage komme. »Wenn Gorleben ohne wissenschaftliche Begründung aus dem Verfahren fliegt, dann reduziert das nicht nur die Anzahl geeigneter Standorte. Es öffnet auch Endlagergegnern in anderen Teilgebieten Tür und Tor, ebenfalls aus rein politischen Befindlichkeiten mit fadenscheinigen Argumenten gegen ein Endlager vorzugehen. Das verzögert die Suche, verursacht unnötige Kosten und gefährdet den Erfolg der Endlagersuche insgesamt«, erläutert Klute.

Interessierte sollten an der Fachkonferenz teilnehmen

Die öffentliche Fachkonferenz Teilgebiete wird den Zwischenbericht Teilgebiete der BGE in den kommenden Wochen und Monaten diskutieren. Damit auch über den Ausschluss von Gorleben gesprochen wird, sollte dies von möglichst vielen Interessierten gefordert werden. An der Fachkonferenz kann jedermann teilnehmen. Der Nuklearia e. V. ruft Bürger und Bürgerinnen dazu auf, sich an den Beratungen zu beteiligen und zu fordern, dass der Ausschluss von Gorleben auf die Tagesordnung kommt. Die erste Fachkonferenz findet vom 5.–7. Februar statt. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Alle Einzelheiten sind auf der Infoplattform zur Endlagersuche des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) unter https://www.endlagersuche-infoplattform.de/ zu finden.

Für die Nuklearia wird Christoph Barthe an der Fachkonferenz Teilgebiete dabei sein. Sein Engagement begründet er mit dem Klimaschutz: »Um die CO₂-Emissionen massiv zu senken, strebt unser Verein den Wiedereinstieg in die Kernenergie an. Für viele Menschen ist ein Endlager dafür eine wesentliche Voraussetzung. Aus diesem Grund muss die Endlagersuche zügig, effektiv und erfolgreich über die Bühne gehen. Sie darf nicht durch politische Spielchen torpediert werden.« Barthe hat seinen Diskussionsbeitrag bereits eingereicht und die BGE aufgefordert, den Gorleben-Ausschluss zurückzunehmen. Er hofft auf weitere Mitstreiter in der Fachkonferenz.

Fachliche Hintergrundinformationen zur Endlagersuche und zum Gorleben-Ausschluss sind im Nuklearia-Beitrag »Gorleben-Ausschluss gefährdet erfolgreiche Endlagersuche« zu finden.

Über die Nuklearia

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Der Nuklearia e.V. ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger Verein zur Förderung der Kernenergie. Wir sehen in der Kernenergie eine wesentliche Säule der Energieversorgung. Fortschrittliche Reaktoren arbeiten sicher, sauber und nachhaltig. Atommüll lässt sich in Schnellen Reaktoren als Brennstoff nutzen.

Anders als erneuerbare Energien steht Kernenergie jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und verbraucht keine großen Landflächen. Im Unterschied zu Kohle oder Gas ist Kernenergie CO₂-arm und vermeidet Luftverschmutzung.

Kenntnisse über Kernenergie sind in Deutschland rar geworden. Das wollen wir ändern.


Titelbild: Schnitt durch den Salzstock Gorleben (Ausschnitt). Quelle: Köthe et al., »Standortbeschreibung Gorleben Teil 2«, 2007. Mit freundlicher Genehmigung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (© BGR Hannover)

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Robert Schreiber sagt:

Es kann eigentlich nur gut sein das Gorleben ausgeschlossen wird. Ich lebe in der Umgebung und so wie sich die letzten Jahre gezeigt hat, steht der Salzstock unter Gorleben und der ganzen Umgebung wohl schon teils unter Wasser (Asse II lässt grüßen?) welches wie man munkelt aus dem Arendsee kommt (wie man hört ist der See undicht bzw hat einen utopischen Riss durch den das Wasser austritt und sich im Salzstock verteilt. Der Wasserstand ist im Laufe der letzten paar Jahre um gut einen Meter gesunken). Wenn da jemand etwas genaueres weiß bitte korrigiert mich.

Als Interessensfrage: wäre ein trockenes Bergwerk in Granit oder ähnlichem nicht besser geeignet?

Christoph sagt:

das Problem mit Granit ist, dass es in Deutschland zu zerklüftet ist, als für eine Mio Jahre Sicherheit vor Feuchtigkeit zu bieten. Mit Salz geht das besser. Da weiss man, ob da in den letzten 10 Millionen Jahren Wasser war oder nicht. Der Salzstock Gorleben hat in vorgesehenen Einlagerungsbereich seit mehr als 10 Millionen Jahren kein Wasser gesehen. Asse ist ein Salzbergwerk, dass anders als Gorleben durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Ist also keine Überraschung, wenn da Wasser einbricht. Man sollte die damit verbundenen Risiken aber auch nicht übertreiben. Im Kontakt mit dem Salz wird das Wasser ungenießbar, weil salzig. Das trinkt niemand aus Versehen. Auch nicht in tausend Jahren.

Toralf Porter sagt:

Man sollte die Endlagersuche zur “Teilweisen End- und stabiles Zwischenlagersuche” umdefinieren, da dadurch spätere Nutzungsmöglichkeiten eines Teils der Abfälle nicht ausgeschlossen und immer wieder nach oben zur Verwertung geholt werden können.
Somit weniger echter Endmüll und verantwortungsvolle Weiternutzung von Energieressourcen, welche heute als Abfall populistisch ohne die Möglichkeiten von progressiver Forschung und Wissenschaft involviert und kommuniziert werden.

Christoph sagt:

das StandAG sieht die Rückholbarkeit bis Ende der Betriebsphase vor. Also wohl bis Ende des Jahrhunderts. Da ist also noch Zeit, es sich anders zu überlegen.

Archophob sagt:

wie schon auf Achgut geschrieben: ich halte generell nichts von Endlagern, Zwischenlager reichen. U-238 und die diversen Pu-Isotope sind einfach zu schade zum Verbuddeln.

Christoph Barthe sagt:

das sehen wir ähnlich. Für die Betriebsphase des Lagers, also wohl bis Ende des Jahrhunderts, muss der “Müll” sowieso rückholbar sein. Das ist im Gesetz so vorgesehen. Bis dahin kann man es sich also nochmal überlegen.