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Nuklearia fordert günstige Kernkraft statt Industriestrompreis
Veröffentlicht am 2023-09-06
Von Harri Porten
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Die Einführung eines Industriestrompreises wäre eine Bankrotterklärung der deutschen Energiepolitik, warnt die Nuklearia. Angesichts der akuten Gefährdung der deutschen Industrie fordert der Verein, zuallererst einen schweren Fehler der Energiewende zu korrigieren: den fahrlässigen Ausstieg aus der Kernenergie.

Nach Bundeswirtschaftsminister Habecks Plänen soll der Strompreis für besonders energieintensive Unternehmen auf 6 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden (»Brückenstrompreis«). Die Differenz zum aktuellen Strompreis von knapp 9 Cent müssten der Staat oder andere Stromkunden decken. Insgesamt ist von einem Aufwand von 20 bis 30 Milliarden Euro die Rede.

Der Industriestrompreis wäre eine Bankrotterklärung

Die Einführung eines Industriestrompreises wäre eine energiepolitische Bankrotterklärung, kritisiert Rainer Klute, Vorsitzender von Nuklearia e. V.: »Erst lässt der Staat die Industrie mit Ansage gegen die Wand fahren, jetzt will er sie nach eigenen Spielregeln an den Subventionstropf hängen. Die Rechnung bekommt je nach Ausgestaltung der Steuerzahler oder der Stromkunde – also wir alle.« Die Ursache des Problems ist für Klute klar: »Der grundlegende Fehler Deutschlands ist der Atomausstieg. Dessen Folgen kann man mit immer mehr Geld zukleistern, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.«

Sehr kritisch sieht der Verein auch, dass nur international agierende Unternehmen aus einigen Branchen gerettet werden sollen. Dies soll eine Abwanderung ins Ausland verhindern. Diese Option steht kleinen Unternehmen nicht zur Verfügung. Im Gegenteil, da sie selbst keine Vergünstigung bekämen, würde ein Industriestrom sie einem unfairen Wettbewerb gegen subventionierte Großunternehmen aussetzen.

Ursache behandeln statt Symptome kaschieren

Statt mit Subventionen Symptome einer verfehlten Energiepolitik zu kaschieren, sollte die Grundursache der Preissteigerung angegangen werden, nämlich das künstlich verknappte Stromangebot. Anders als Bundeskanzler Olaf Scholz meint, sind bis zu acht noch bestehende Kernkraftwerke reaktivierbar. Als Sofortmaßnahme sollten diese so schnell wie möglich wieder ans Netz gehen, können sie doch große Mengen Strom zu unschlagbar günstigen Kosten liefern. Dies würde den Strompreis spürbar senken, denn nach dem Prinzip der Merit-Order senkt jedes Gigawatt an zusätzlicher Leistung den Bedarf an Strom aus teureren Angeboten wie den Gaskraftwerken.

Rainer Klute kommentiert: »Um in Scholz Bild vom toten Pferd zu bleiben: Diese Pferde wurden zwar durch die aktuelle und frühere Bundesregierungen schwer misshandelt, können dies aber überleben. Dazu müssen zügig Maßnahmen ergriffen werden.« Neben der Reaktivierung bestehender Kernkraftwerke fordert die Nuklearia außerdem den Neubau von Kernkraftwerken der jüngsten Generation.

Hintergrundinformationen

Noch vor etwa einem Jahr hatte Wirtschaftsminister Habeck behauptet, Deutschland habe nur ein Gasproblem, aber kein Stromproblem. Heute, gut vier Monate nach dem Abschalten der letzten drei Kernkraftwerke, ist klar: Deutschland ist zum Strom-Nettoimporteur geworden. Zuvor war der Atomstrom aus deutschen Kernkraftwerken nach Wind- und Solarstrom der billigste Strom im Mix. Heute sind es Importe aus den Nachbarländern. Sie müssen – neben Kohle und Erdgas – aushelfen, wenn Sonne und Wind nicht reichen oder überhaupt nicht liefern. Und das war seit Mai fast immer der Fall.

Besonders eindrücklich zeigt dies der August, siehe Abbildung. Insgesamt 15,6 % von Deutschlands Stromerzeugung bestanden aus Importen (violett). Auch die Stromerzeugung aus Kohle und Erdgas legte im Lauf des Monats wieder zu.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland im August 2023
Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland im August 2023, violett: Stromimporte. Quelle: Energy-Charts

Der Stromhunger Deutschlands führt zu steigenden Energiekosten, vor allem in Deutschland selbst, aber auch in anderen Teilen Europas. Für energieintensive Unternehmen ist das eine gewaltige Herausforderung. Tatsächlich hat die Deindustrialisierung in Deutschland bereits begonnen. Viele Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Türen zu schließen oder in andere Länder abzuwandern, in denen die Energiekosten niedriger sind. Die Folge: Die Arbeitslosigkeit steigt und der Wohlstand der Bevölkerung schrumpft.


Über die Nuklearia

Nuklearia-Wortbildmarke (Logo)

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

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Ulrich Freiberg says:

Der Atomausstieg ist der größte Fehler den sich die Bundesrepublik in der Energiepolitik geleistet hat. Atomstrom aus Frankreich füllt nun die Lücken, wenn die Sonne nicht scheint und wenig Wind weht. Das kann man täglich in Electricity Maps verfolgen. Die Wertschöpfung erfolgt nun im Ausland und nicht in Deutschland.

Die Folge ist sogar, das eine Brennwert Gasheizung in einem normalen Haus (Energieklasse D und schlechter) weniger CO2 emittiert als eine Luft-Wasser Wärmepumpe mit Radiatoren im praktischen Betrieb, die mit dem mittleren deutschen Strommix (450g CO2 pro kWh) betrieben wird. Der ökologische Vorteil einer Luft-Wasser Wärmepumpe kommt erst zum tragen, wenn der deutsche Strommix unter 300g CO2 pro kWh sinkt oder in teuren modernen Häusern (Energieklasse C und besser) betrieben wird. Das wissen die wenigsten, kann aber jeder selbst nach rechnen.

Wolfgang Schönfeld says:

Deindustrialisierung ist doch das erklärte Ziel, zumindest der Grünen.Sie wurden ja vor über 40 Jahren gegründet um diese Gesellschaft “ökologisch umzubauen”. Das schließt Deindustrialisierung und damit Wohlstandsverlust mit ein.
Und einige andere haben sich da drangehängt.