Klimaaktivisten aus Deutschland und Polen demonstrieren am Sonntag gegen die Stilllegung des Kernkraftwerks Philippsburg.
[Aktualisierung: Ein Bericht von der Klimademo ist verfügbar.]
Zu einer gemeinsamen Protestaktion gegen den Atomausstieg rufen Klimaschützer aus Deutschland und Polen auf. Die Demonstration findet am Sonntag, 29. Dezember 2019, von 14 bis 16 Uhr vor dem Werkstor des Kernkraftwerks Philippsburg statt. Anlass ist die Stilllegung von Block 2 der Anlage, der zum Jahresende die Stromproduktion einstellt. Veranstalter sind der Verein Nuklearia, der sich in Deutschland für die Kernenergie einsetzt, und die polnische Umweltorganisation FOTA4Climate.
»Kernkraft steht für gewaltige Mengen CO2-armen Stroms«, erklärt Simeon Preuß, der die Protestaktion für die Nuklearia organisiert. Mit jedem Kernkraftwerk, das wegen des Atomausstiegs stillgelegt wird, gehen rund 1.400 Megawatt wetterunabhängige elektrische Leistung verloren, klagt der 38-jährige Physiklehrer. Jede Schließung eines Kernreaktors ist so, als ob wir 2.800 Durchschnittswindräder oder rund 14.000 Fußballfelder voller Solarmodule verschrotteten. Der Atomausstieg ist für den Klimaschutz ein reines Nullsummenspiel. Die sieben jetzt noch laufenden AKWs könnten bis Ende 2022 zwei Drittel der Braunkohlekraftwerke in Rente schicken. Dadurch könnte Deutschland quasi sofort ca. 56 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich einsparen – jedes Jahr.
»Allein die Schließung von Philippsburg 2 erhöht den CO2-Ausstoß wie zusätzliche 2,6 Millionen PKW auf unseren Straßen«, rechnet Preuß vor und ergänzt: »Wir müssen endlich anfangen, in relevanten Größenordnungen denken. Fahrradfahren, Energiesparen, Tempolimit – alles schön und gut, aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn wir wirklich große Mengen CO2 einsparen wollen, dann müssen wir den Atomausstieg rückgängig machen.«
Gegen den deutschen Atomausstieg wenden sich auch die Klimaschützer der polnischen Umweltorganisation FOTA4Climate. »Angesichts des Klimawandels ist die Schließung von Kernkraftwerken ein Schritt in Richtung Katastrophe«, warnt Adam Błażowski, einer der FOTA4Climate-Gründer. Seine Gruppe reist zur Demo am Sonntag mit etwa 20 Personen aus Polen an.
Nuklearia-Vorstandsmitglied Dr. Anna Veronika Wendland fordert die Bundesregierung auf, den deutschen Sonderweg Atomausstieg zu beenden. »Die Deutschen isolieren sich in Europa derzeit mit einer Mischung aus Öko-Messianismus, Energiewende-Nationalismus und technologischem Alleingang. Doch keiner folgt uns auf unserem Weg, weil wir kein echtes Vorbild sind. Wir können keine Klimaziele erreichen, weil wir das effizienteste Instrument dazu verschrotten. International setzen immer mehr Entscheider auf die CO2-arme Kernenergie als Mittel gegen den Klimawandel. Gerade für unsere östlichen Nachbarn ist das ein guter Weg, Klimaschutz und Industriegesellschaft unter einen Hut zu bringen, und ich wünsche mir diesen zielorientierten Pragmatismus auch für Deutschland zurück«, sagt die 53-jährige Osteuropa-Fachfrau und Technikhistorikerin, die in jungen Jahren aktive Atomgegnerin war.
Bei der Demonstration werden Reden von folgenden Personen erwartet:
- Simeon Preuß (Organisator der Demo): »Warum wir hier sind und warum uns Wind- und Solarenergie alleine nicht ans Ziel bringen« (Deutsch und Englisch)
- Adam Błażowski (Mitgründer FOTA4Climate): Offener Brief an die Bundesregierung, unterzeichnet von 100 polnischen Klimaschützern
- Dr. Anna Veronika Wendland (Vorstandsmitglied Nuklearia): »Von der Atomkraftgegnerin zur Kernenergiebefürworterin«
- Dr. Björn Peters (Nuklearia-Mitglied): »Warum andere Länder die deutsche Energiewende nicht nachmachen«
- Johannes Güntert (Nuklearia-Mitglied): »Ökomoderne. Ein neuer Denkansatz für eine nachhaltige Zukunft«
- Rainer Klute (Vorsitzender Nuklearia): »Chancen und Risiken der Kernenergie nüchtern abwägen«
Interessierte können die Aktion per Video-Livestream auf YouTube unter https://youtu.be/k7dx3S7cLuo verfolgen. Der Hashtag in den sozialen Medien lautet #Nuclear4Climate.
Über die Nuklearia
Der Nuklearia e.V. ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger Verein zur Förderung der Kernenergie. Wir sehen in der Kernenergie eine wesentliche Säule der Energieversorgung. Fortschrittliche Reaktoren arbeiten sicher, sauber und nachhaltig. Atommüll lässt sich in Schnellen Reaktoren als Brennstoff nutzen.
Anders als erneuerbare Energien steht Kernenergie jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und verbraucht keine großen Landflächen. Im Unterschied zu Kohle oder Gas ist Kernenergie CO2-arm und vermeidet Luftverschmutzung.
Kenntnisse über Kernenergie sind in Deutschland rar geworden. Das wollen wir ändern.
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Über FOTA4Climate
FOTA4Climate ist eine polnische Umweltorganisation, die sich für eine pragmatische Ökologie und einen evidenzbasierten Ansatz in der Politik einsetzt. FOTA4Climate setzt auf das Zusammenwirken von Mensch, Natur und Klima und sucht stets nach dem bestmöglichen wissenschaftlichen Ansatz für Problemlösungen.