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Die Silberne Sumpfpumpe 2020 geht an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz

Die Nuklearia verleiht den Preis für den dümmsten Beitrag zur Kernenergienutzung, die Silberne Sumpfpumpe, für das Jahr 2020 an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz. Preiswürdig war seine Äußerung, das neue europäische Klimaziel einer Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes um 55 Prozent sei begrüßenswert, doch müsse alles getan werden, um dieses Ziel nicht mit Atomkraft zu erreichen.

Kurz twitterte am 10. Dezember 2020: »Wir unterstützen das ambitionierte Klimaschutzziel von 55%. Wir müssen aber sicherstellen, dass es nicht zu einer Förderung der Atomkraft kommt und die Industrie nicht in andere Weltgegenden mit geringeren Standards abwandert.«

Bloß keine Atomkraft: der preiswürdige Tweet des österreichischen Bundeskanzlers

Mit dieser und ähnlichen Aussagen unterstützt Kurz jedoch das europäische Klimaziel nicht, sondern er bringt es in Gefahr. Denn die Kernenergie gilt als eines der schlagkräftigsten Instrumente zur Reduzierung der Treibhausgase. Daher schließt der Weltklimarat (IPCC) die Kernenergie in sämtliche Szenarien ein, die die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius begrenzen sollen.

CO₂-Emissionen mit Kernenergie erfolgreich senken

Gerade die Industriestaaten, darunter viele EU-Länder, stehen vor einer besonders schweren Aufgabe. Denn diese Länder müssen die größte CO₂-Last abbauen, viel mehr als nicht oder gering industrialisierte Länder. Einige Industrieländer kommen dieser Aufgabe schon heute erfolgreich nach, zum Beispiel Frankreich, Schweden oder Kanada. Sie schaffen es mit einer Kombination von Kernenergie und erneuerbaren Energien, vor allem Wasserkraft. China will bis 2060 CO₂-neutral sein und dieses Ziel mit Kernenergie und Erneuerbaren erreichen. Kernenergie hat ausgesprochen geringe CO₂-Emissionen und hat sich seit vielen Jahren und Jahrzehnten im praktischen Einsatz bewährt.

Sonderlich viele Favs und Retweets hat Kurz für seinen Tweet ohnehin nicht bekommen. Mit der von uns korrigierten Fassung wäre er zweifellos erfolgreicher gewesen. Allerdings wäre ihm dann die Silberne Sumpfpumpe entgangen.

Nur mit Atomkraft: von der Nuklearia korrigierte Fassung des Kurz-Tweets

Die Aussage von Kanzler Kurz steht leider nicht allein. Sie ist Teil einer langen Reihe regierungsoffizieller österreichischer Aussagen gegen die Kernenergienutzung. Dazu gehören insbesondere anhaltende Versuche Wiens, die Kernenergieentwicklung in Österreichs ostmitteleuropäischen Nachbarstaaten zu behindern. Würden diese Länder dem Drängen Österreichs nachgeben, würde es sie in ihrem Bemühen, ihren CO₂-Ausstoß zu senken, weit zurückwerfen. Kurz’ Ablehnung der Kernenergie steht also dem EU-Klimaziel diametral entgegen, anstatt es zu fördern.

Österreich: Aus Atomstrom wird Grünstrom

Ironische Randnotiz des österreichischen Feldzugs gegen tschechische und slowakische Kernkraftwerke: Der Grünstrom aus österreichischen Pumpspeicherwerken stammt nicht zuletzt aus den heftig bekämpften Kernkraftwerken. Atomstrom aus Tschechien und der Slowakei befördert das Wasser vom unteren ins obere Speicherbecken. Strömt es später wieder nach unten, treibt das Wasser Turbinen und Generatoren an und veredelt auf wundersame Weise den ursprünglichen Atomstrom zu Ökostrom aus Wasserkraft. Sollte dies Sebastian Kurz noch nicht bekannt sein, kann er es hier nachlesen: »„Grüne Batterien“ – mit Atomstrom ­betrieben – AKW. Mehr Atomstrom für Österreichs Pumpspeicher-Kraftwerke«, Profil; »Hindernisse und Erfordernisse für Pumpspeicher in Österreich«, Energy Economics Group (EEG), Technische Universität Wien, S.8; »Mythos Wasserkraft«, WWF, S. 46–47.

Auch beliebt: Österreich kauft auf dem Papier großen Mengen Wasserkraftstrom aus Norwegen, nachdem Tschechien die gleiche Menge Atomstrom nach Norwegen verkauft hat, ebenfalls auf dem Papier. Der freie Handel von Herkunftsnachweisen für Strom macht es möglich. Was dann tatsächlich durch die Leitungen fließt, ist natürlich Atomstrom von Tschechien nach Österreich.

Von Atomangst geprägt

Collage: Bundeskanzler Sebastian Kurz freut sich über seine Silberne Sumpfpumpe: »Kommt an die Wand zwischen Zwentendorf und Merkel«
Bundeskanzler Sebastian Kurz freut sich über seine Silberne Sumpfpumpe: »Kommt an die Wand zwischen Zwentendorf und Merkel« (© Atomsteampunk)

Mit der Silbernen Sumpfpumpe zeichnen wir aber nicht allein den österreichischen Bundeskanzler aus. Stellvertretend geht sie auch an die gesamte österreichische Große Koalition der Atomangst-Propaganda. Diese reicht von den Grünen über die Kurz-Konservativen bis hin zu den FPÖ-Rechtsextremen. Besonders häufig tut sich das rechte Boulevardblatt Kronenzeitung als Speerspitze österreichischer Kampagnen gegen Kernenergie in den östlichen Nachbarländern hervor.

Dass ausgerechnet Konservative im Kampf gegen die Kernenergie eine solch dominierende Rolle spielen, ist eine Besonderheit der österreichischen Politik. Ende der 1970er Jahre wollte der sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno Kreisky die österreichische Energiewirtschaft luftschadstoffarm, günstig und zuverlässig machen. Die Basis dafür sollten Kernenergie und Wasserkraft bilden. Doch dieses Projekt wurde vor allem von rechten Kräften im Verbund mit der Anti-Atom-Bewegung angegriffen. 1978 lehnten die Österreicher die Inbetriebnahme des bereits fertiggestellten Kernkraftwerks Zwentendorf in einem Referendum mit knapper Mehrheit ab. Es dient seitdem als Event-Location und als Ersatzteillager für andere Kernkraftwerke.

Über die Silberne Sumpfpumpe

Die Nuklearia verleiht die Silberne Sumpfpumpe seit 2017 für den dümmsten Beitrag des Jahres zur Nutzung der Kernenergie. In Kernkraftwerken sind die Sumpfpumpen die Aggregate fürs Grobe. Sie sind zuständig fürs Wegschaffen von Abwässern aus der Anlagen- und Gebäudeentwässerung.

Als frühere Preisträgerin wurde das tschechische Kernkraftwerk Temelín für seine Schnapsidee geehrt, Kerntechnik-Werkspraktikantinnen per Miss-Wahl zu bestimmen. Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze erhielt die Sumpfpumpe für eine Reihe eklatanter Falschaussagen über die Klimabilanz der Kernenergie auf der offiziellen Website des Umweltministeriums. Diese Fehler wurden inzwischen korrigiert.

Über die Nuklearia

Nuklearia

Der Nuklearia e.V. ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger Verein zur Förderung der Kernenergie. Wir sehen in der Kernenergie eine wesentliche Säule der Energieversorgung. Fortschrittliche Reaktoren arbeiten sicher, sauber und nachhaltig. Atommüll lässt sich in Schnellen Reaktoren als Brennstoff nutzen.

Anders als erneuerbare Energien steht Kernenergie jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und verbraucht keine großen Landflächen. Im Unterschied zu Kohle oder Gas ist Kernenergie CO₂-arm und vermeidet Luftverschmutzung.

Kenntnisse über Kernenergie sind in Deutschland rar geworden. Das wollen wir ändern.

Über die Nuklearia

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

Eine Antwort

  1. KKWs sind die beste Lösung des Energiebedarfs aus vielen Gründen. Weitgehende CO2-Freiheit ist m.E. ein untergeordneter Punkt, denn die Panik vor den CO2-Emissionen ist m.E maßlos überzogen. Wictig ist eher, dass die Chance besteht, Zuverlässig, sicher und kostengünstig Energie zu erzeugen. Z.B. der DFR zeigt hier einen guten Weg, aber auch andere Reaktordesigns wären vor allem dann sinnvoll, wenn die Ökonomie im Blick bleibt. Der EPR erscheint dagegen als zu teuer. Die Ideologische Verblendung, die Österreichern und Deutschen den besten Lösungsweg verbaut, ist wahrlich zu beklagen.

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