Drei der sechs noch verbliebenen deutschen Kernkraftwerke gehen am Jahresende endgültig vom Netz. Deutschland verliert damit mitten in Energie- und Klimakrise 4.200 Megawatt CO₂-freier Stromerzeugung. Die Nuklearia begeht diesen traurigen Anlass durch (coronagerechte) Abschiedstreffen im kleinen Kreis an den Kraftwerken. Interessierte können sich gern anschließen. Eigene Plakate sind erwünscht.
Abschiedstreffen an den Kernkraftwerken
Das erste Treffen findet am Donnerstag, 30. Dezember 2021, am Kernkraftwerk Brokdorf in Schlesweig-Holstein statt. Die Aktivisten kommen von 12 Uhr bis 13 Uhr vor dem Werkstor zusammen und zeigen Fahnen und Plakate. Auch Eisbär »Melti« wird dabei sein. Er weist auf den Klimawandel hin und auf die Rolle, die die Kernenergie bei seiner Bekämpfung spielen könnte, wenn man sie ließe. Organisator Christoph Barthe aus Hamburg: »Wir werden einige kurze Ansprachen halten und gemeinsam ›Thank you for the power‹ singen, nach dem ABBA-Hit ›Thank you for the music‹. Und unser Banner ›Kernkraft kommt wieder‹ zeigt: Mit dem Atomausstieg ist über die Kernenergie in Deutschland noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.« Nach der Versammlung gibt es einen Fototermin auf dem Deich und ein gemeinsames Mittagessen in Glückstadt. Erwartet werden rund 10 Teilnehmer.
In Süddeutschland werden an Silvester etwa 5 bis 10 Nuklearia-Aktivisten um 11 Uhr am Kernkraftwerk Gundremmingen zusammenkommen. Treffpunkt ist der Radweg gegenüber dem Haupteingang des Kraftwerks. Die Nuklearia wird dort ihren Pavillon aufstellen und im Wortsinn Flagge zeigen. Auch Eisbär »Melti« wird dabei sein. »Wir werden um den Verlust von 1400 Megawatt klimafreundlicher Stromerzeugung trauern und ein gepflegtes Gräbelesbier trinken«, erläutert Organisator Daniel Spannbauer. Das Gräbelesbier ist eigentlich eine Karfreitagstradition in manchen Teilen Bayerns. Es erinnert an die Kreuzigung Jesu durch seine Feinde, und es weist zugleich auf seine Auferstehung drei Tage später hin. Die Aktion endet gegen 13 Uhr. Atomkraftgegner werden sich um 15 Uhr treffen, um ihren vorläufigen Triumph zu feiern.
Ebenfalls an Silvester wird von 12 bis 13 Uhr am Kernkraftwerk Grohnde eine Mahnwache stattfinden und zwar an der Einfahrt zum Infozentrum/Besucherparkplatz. Die Teilnehmer werden Grablichter, Nuklearia- und »Kernkraft? Ja bitte!«-Fahnen dabeihaben. Mit dem Plakat »Kernkraft kommt wieder« werden sie darauf hinweisen, das auch Deutschland wieder zur Kernenergie zurückkehren wird – schlicht und einfach deshalb, weil sich eine CO₂-arme, zuverlässige und preiswerte Stromversorgung gar nicht anders realisieren lässt.
Atomausstieg ist schwerer Fehler
»Die Stilllegung der Kernkraftwerke ist ein schwerer Fehler«, kommentiert Nuklearia-Vorsitzender Rainer Klute. »Die Anlagen laufen ja nicht zum Spaß; ihr Strom wird gebraucht.« Dieser Strom, den heute noch die Kernkraftwerke liefern, wird künftig aus anderen Quellen kommen müssen. Erneuerbare Energien werden daran allerdings nur einen geringen Anteil haben. Rainer Klute: »Wir brauchen ja eine 24×7-Versorgung. Sonne und Wind können das nicht leisten. Und ohne die Kernenergie bleiben uns nur Kohle und Gas. Doch die sind nicht nur klimaschädlich, sondern auch teuer. Mit dem Atomausstieg verfehlen wir also nicht nur die Klimaziele, sondern überfordern auch Menschen und Wirtschaft.«
Aktualisierung
- 2021-12-29: Details zum Abschiedstreffen am Kernkraftwerk Grohnde ergänzt, die gemäß § 14 (1) Versammlungsgesetz erst jetzt bekannt gegeben werden durften.
6 Antworten
Wie passend. Habe eben die Kündigung meines Stromlieferanten erhalten, rückwirkend zum 21.12, weil sie nicht mehr zu erträglichen Preisen anbieten können.
Kein Zweifel, die Abschaltung der drei Kernkraftwerke ist ein grosser Fehler, der sich bitter rächen wird.
Meine Prognose ist ein europaweiter Blackout, der viel Leid über die ärmere Bevölkerung bringt. Die Schuldigen werden wie so häufig unbeschadet davon kommen und höchstens ihre politischen Ämter verlieren. In jedem Fall wird die Energiedebatte anschliessend neu geführt werden und Fakten auf den Tisch kommen.
Kernenergie wird sich als der Königsweg für die nächsten hundert Jahre herausstellen. Ob deutsche Ingenieure dabei eine Rolle spielen ist aber ungewiss. Den Betriebsmannschaften wünsche ich für die nächsten Monate des Rückbaus alles Gute!
Danke für Euren Einsatz für die deutschen Kernkraftwerke. Gegen die deutsche Antiatomideologie hattet Ihr letztlich keine Chance. Es ist ja nicht das erste Mal in der Geschichte, dass die Deutschen mit ideologischer Verbissenheit schweren Schaden anrichten.
Wichtig ist nun, dass Frankreich standhaft bleibt, seine klimafreundliche Energiepolitik fortsetzt und sich nicht von den deutschen Lobbysten einschüchtern lässt.
Wow, 5 bis 10 Leute in Deutschland trauern um die Atomkraft.
Ohne Corona waeren sicher doppelt so viele gekommen!
Es trauern schon noch mehr. Wir wollten die Abschiedstreffen aber bewusst im kleinen Rahmen begehen. Zu einem Thema für die Massen wird die Energieversorgung sowieso erst dann werden, wenn sie nicht mehr gewährleistet oder nicht mehr bezahlbar ist. Die steigenden Energiepreise sind bei vielen ja noch gar nicht angekommen.
Herzliche Grüße nach Grohnde.
Gratulation für 37 Jahre reibungslosen Betrieb mit dem weltmeisterlichen Ergebnis von mehr als 400 Milliarden Kilowattstunden CO2-freier Elektrizität.
Es ist jammervoll erleben zu müssen, welche Milliardenwerte die deutsche Energiepolitik mit dem Verbot nuklearer und der Ablehnung fossiler Anlagen vernichtet.
Hoffen wir, dass das in der EU wachsende Vertrauen in die Kernkraft auch nach Deutschland überschwappen wird. Die Aufnahme in die Green Taxonomy umwelt- und klimaschonender Anlagen sollte die Wiedergeburt der sicheren, jederzeit verfügbaren und preiswerten Kernkraft beflügeln.
Alles Gute und Glück auf für Grohnde, für Brokdorf und für Gundremmingen.