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Die antinuklearen Irrtümer des Hans-Josef Fell

Von Matthias Berndt und Martin Knipfer

EE-Vertreter H.-J. Fell widerspricht dem Vorschlag, CO₂ durch einen Kernkraft-Weiterbetrieb einzusparen. Wie stichhaltig sind seine Argumente? Unsere Autoren haben sie näher untersucht.

Mitte Juli sorgte ein Memorandum der Historikerin Dr. Anna Veronika Wendland und des Nuklear-Sicherheitsexperten Dr. Rainer Moormann für Wirbel. Unter dem Titel »Stoppt den Atomausstieg!« forderten sie in der Wochenzeitung DIE ZEIT nichts Geringeres als einen Weiterbetrieb der sechs verbliebenen deutschen Kernkraftwerke (GER6). Dies solle einen früheren Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung ermöglichen. Wer dahinter einen PR-Schachzug der Atomlobby vermutete, sah sich schnell eines Besseren belehrt: Wendland war nach dem Tschernobyl-Unglück als Anti-Atom-Aktivistin in Erscheinung getreten, während Moormann Missstände beim Kugelhaufen-Versuchsreaktor AVR Jülich öffentlich machte und dafür den Whistleblowerpreis der Vereinigung deutscher Wissenschaftler erhielt.

Die Reaktion der Anti-Atom-Szene ließ nicht lange auf sich warten und erschien unter anderem in Form eines Artikels von Hans-Josef Fell, einem der Verfasser des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Ausführlich legt Fell dar, warum ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke nichts bringe: viel zu teuer, viel zu wenig, und überhaupt sei Kernenergie ja viel zu gefährlich. Sollten sich Wendland und Moormann tatsächlich so getäuscht haben?

Anti-Atom-Klischees, frisch aufgegossen

Um’s kurz zu machen: nein, denn Fells Argumente halten einer kritischen Überprüfung nicht stand. Es handelt sich vielmehr um eine erneute Auflistung der immer gleichen – und schon vielfach widerlegten – Anti-Atom-Klischees. Da diese Art der Argumentation jedoch nach wie vor zu oft verfängt, soll hier aufgezeigt werden, welchen Irrtümern viele Atomkraftgegner offenbar unterliegen und mit welchen Mitteln manipuliert wird.

Der Artikel beginnt mit dem Vorwurf, dass die Befürworter einer Laufzeitverlängerung die nuklearen Gefahren von Betrieb und Proliferation ignorierten. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: In Punkt 4 ihres Memos gehen Moormann und Wendland ausführlich auf die Sicherheit der verbleibenden sechs Kernkraftwerke ein. Mit Verweis auf eine Sicherheitsbetrachtung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags stellen sie fest, dass es sich um ausgereifte und robuste Technologie handelt, die in puncto Sicherheit den Stand der Technik widerspiegelt.

Fells Behauptung ist aber nicht nur falsch; er begeht selbst genau den Fehler, dessen er die Gegenseite bezichtigt: Er ignoriert die Gefahren seiner eigenen Lösung. Denn eine Abschaltung der Kernkraftwerke wird man zumindest zum Teil durch fossile Energieträger kompensieren müssen, was durch die zusätzliche Luftverschmutzung zahlreiche Menschenleben fordern wird.

Kein waffenfähiges Plutonium in Leichtwasserreaktoren

Auch für die Proliferation, also die Weiterverbreitung von Atomwaffen, spielen die GER6 keine Rolle, denn anders als man gelegentlich liest, sind Leichtwasserreaktoren – und damit auch die deutschen Kernkraftwerke – zur Produktion von Waffenplutonium untauglich. Hierzu benötigt man hochreines Plutonium-239, während in Leichtwasserreaktoren stets ein Gemisch verschiedener Plutonium-Isotope entsteht (Pu-239, Pu-240, Pu-241 und weitere). Diese Isotope wieder voneinander zu trennen, ist so gut wie unmöglich. Selbst wenn es ginge, so überwacht die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) die deutschen Nuklearanlagen lückenlos – schwer vorstellbar, dass auch nur ein Gramm Plutonium abgezweigt werden könnte, zumal es ohnehin in einem hochradioaktiven Brennelement steckt.

Ökonomische Argumente auf morscher Grundlage

Fell argumentiert ferner ökonomisch, indem er auf ein Papier des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung von 2019 verweist, welches angeblich beweise, dass kein einziges je gebautes Kernkraftwerk profitabel gewesen sei. In einer wissenschaftlichen Fachpublikation ist das DIW-Papier nie erschienen, was aber wohl auch ein chancenloses Unterfangen gewesen wäre – zu offensichtlich sind die groben Fehler, zu unsauber, zu unwissenschaftlich die Herangehensweise. Anna Veronika Wendland und der Physiker und Energiemarktexperte Björn Peters legten dies in ihrer Analyse der DIW-Veröffentlichung ausführlich dar.

Kohlekraftwerke mit mehr Radioaktivität als Kernkraftwerke

Weiter geht es bei Fell mit angeblichen Gesundheitsrisiken durch Strahlungsemissionen im Betrieb von Kernkraftwerken. Tatsächlich werden dabei geringe Mengen Radioaktivität freigesetzt. Gefährlich ist das aber nicht, die Dosen sind schlichtweg viel zu gering. Was Fell jedoch nicht erwähnt: Ein Kohlekraftwerk bläst bei gleicher Leistung wie ein Kernkraftwerk neben anderen Schadstoffen auch mehr Radioaktivität in die Atmosphäre, wie der BUND erläutert. Ursache sind verschiedene radioaktive Stoffe, die in Spuren stets in Kohle vorhanden sind und bei der Verbrennung freigesetzt werden.

Geradezu bizarr wird es, wenn Fell dann mit dem langwierigen Rückbau argumentiert – als würde es für den Rückbau einen Unterschied machen, ob wir die Kraftwerke jetzt oder in 30 Jahren abschalten!

Wie viel CO₂ können die GER6 einsparen?

Als nächstes versucht Fell darzulegen, dass man in Wirklichkeit gar nicht viel CO₂ durch den Weiterbetrieb der letzten sechs Kernkraftwerke einsparen könnte. Er behauptet, unter »günstigsten (unrealistischen) Bedingungen« käme man auf 32 Millionen Tonnen jährlich. Wie er auf dieses Ergebnis kommt, erläutert Fell nicht, wir müssen also selbst rechnen.

Die GER6 leisten rund 8,1 Gigawatt. Bei einem Kapazitätsfaktor von 90 % – für Kernkraftwerke ein realistischer Wert – kommt man jährlich auf rund 64 Milliarden kWh. Steinkohlekraftwerke modernster Bauart produzieren Strom mit Emissionen von 780 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde (gCO₂/kWh). Die gleiche Strommenge wie die GER6 in Steinkohlekraftwerken produziert, würde zu fast 50 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen führen. Bei Braunkohle (1200 gCO₂/kWh) wären es noch deutlich mehr, nämlich über 76 Millionen Tonnen.

Wie lange können Kernkraftwerke laufen?

Falsch liegt Fell auch bei seiner Einschätzung der möglichen Lebensdauer der Kernkraftwerke, die seiner Ansicht nach höchstens bis 2028 laufen könnten. Er bezieht sich hier auf die Tatsache, dass diese Kraftwerke ursprünglich für eine Lebensdauer von 40 Jahren ausgelegt waren. Nun verhält es sich bei dieser Auslegung aber ähnlich wie beim Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Milchpackung – jeder weiß, dass die Milch in der Regel auch nach diesem Datum noch genießbar ist und es sich lediglich um eine Art »Garantiezeit« handelt.

Tatsächlich haben sich Kernkraftwerke in der Praxis als deutlich langlebiger erwiesen, als man ursprünglich gedacht hatte. So hat die amerikanische Atomaufsichtsbehörde NRC kürzlich die Kernkraftwerke Peach Bottom und Turkey Point für einen Betrieb über 80 Jahre lizenziert. Wohlgemerkt waren auch diese Anlagen ursprünglich für 40 Jahre ausgelegt. Bei regelmäßiger Wartung und dem rechtzeitigen Austausch von Verschleißteilen kann ein Kernkraftwerk auch noch nach vielen Jahrzehnten zuverlässig sauberen Strom liefern.

Was ist das Ziel – Erneuerbare oder CO₂-Einsparung?

Was ist eigentlich Fells Motivation? Warum kann er der Einsparung von vielen Millionen Tonnen CO₂ nichts abgewinnen? Das macht sein nächstes Argument deutlich: Er befürchtet, dass der Atomstrom die Erneuerbaren aus dem Netz drängen könnte. Dem Klima ist es allerdings egal, ob der CO₂-freie Strom nun mittels Wind, Sonne oder Kernspaltung produziert wurde.

Geht es Fell vielleicht aus Prinzip mehr um die Erneuerbaren als um die CO₂-Einsparungen? Mit der Realität ist seine Behauptung jedenfalls nur schwer in Einklang zu bringen, denn laut EEG genießen die Erneuerbaren in Deutschland Einspeisevorrang. Im Zweifelsfall würden also eher die Eneuerbaren den Atomstrom verdrängen als umgekehrt. Fell als EEG-Mitautor sollte das eigentlich wissen. Da der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland aber auf der Stelle tritt und zudem bis heute nur knapp das übertroffen hat, was man nach 2011 an nuklearen Kapazitäten abgeschaltet hat, ist das von Fell befürchtete Szenario auf absehbare Zeit ohnehin nicht zu erwarten.

Und die Kosten?

Für Laufzeitverlängerungen werden Nachrüstungen fällig, so viel steht fest. Aber wäre das wirklich teurer, als Wind- und Solaranlagen zu bauen? In einer Studie der OECD/NEA aus dem Jahr 2012 wird diese Ertüchtigung von Kernkraftwerken mit etwa 500 bis 1000 € für jedes Kilowatt Leistung veranschlagt. Bei Windkraftanlagen rechnet man mit ca. 1500 €/kW.

Zusätzlich ist zu beachten, dass der Wind nicht immer weht. An Land erreicht man für Windkraftanlagen je nach Standort eine Auslastung von ca. 20–35 %. Bei Kernkraftwerken ist eine Auslastung von 90 % typisch, es wird also drei- bis viermal so viel Strom pro Kilowatt installierter Leistung produziert. Im Vergleich zur Solarenergie ist es sogar das Siebenfache. Wenn man dies berücksichtigt, kostet der Strom bei einer Laufzeitverlängerung deutlich weniger als bei einem entsprechenden Ausbau der Solar- und Windkraft. Zu dem gleichen Ergebnis kommt auch die Internationale Energieagentur IEA.

KraftwerkPV FreiflächePV AufdachWind onshoreWind offshoreKernenergie LZV
Investitionskosten [€/kW]65098015003500500–1000
Auslastung12,5 %12,5 %28,5 %41 %85 %
Laufzeit [a]2626242010
Kalk. Zinssatz7 %7 %7 %7 %7 %
Wartung und Betrieb [€/(kW×a)]13203710590
Brennstoff/sonstige Kosten [€/MWh]000010
Stromgestehungs kosten [¢/kWh]6,49,86,712,13,2–4,1
Tabelle 1: Stromgestehungskosten von Solar- und Windkraftwerken im Vergleich zu einer Laufzeitverlängerung (eigene Berechnung anhand der Annuitätenmethode auf Basis von ISE_2020, ISE_2018 und EWI_2005)

Trotzdem – auch 4 ¢/kWh sind, wenn man die jährliche Stromproduktion der GER6 bedenkt, eine ganze Stange Geld. Kommen da nicht Kosten in Milliardenhöhe auf den Steuerzahler zu, wenn die Kraftwerke wie von Moormann und Wendland vorgeschlagen in Staatsregie betrieben werden? Leider hat Hans-Josef Fell diesen Gedankengang nicht ganz zu Ende geführt. Denn auch die Einnahmen aus dem Stromverkauf würden in diesem Szenario in die Staatskasse fließen. Da Prognosen davon ausgehen, dass der durchschnittliche Strompreis an der Börse mit dem Kohleausstieg auf über 6,5 ¢/kWh steigt, wäre der Erlös sogar mehr als kostendeckend und würde einen hübschen Gewinn in die Staatskasse spülen.

Wer ist diese Atomlobby?

Zum Schluss bemüht Fell noch einmal das altbekannte Gespenst der »Atomlobby«, die angeblich hinter dem Moormann-Wendland-Vorschlag stecke. Unklar bleibt aber, wer das eigentlich ist, diese Atomlobby. Die Kernkraftbetreiber vielleicht? Nein, wie Fell selbst darlegt, haben die an einer Laufzeitverlängerung nach dem Hin und Her der vergangenen Jahrzehnte gar kein Interesse mehr. Oder vielleicht Siemens, die diese Kraftwerke gebaut hat? Nein, deren Nuklearsparte wurde bereits 2011 an Framatome verkauft. Die Antwort auf die Frage nach der Atomlobby bleibt Fell uns schuldig.

Was bleibt also von Fells Artikel letztlich übrig? Bei sachlicher Betrachtung: nicht viel. Vielmehr kann sich der Leser des Eindrucks nicht erwehren, dass Teile der Erneuerbaren-Szene die von ihr bevorzugte Technologie im Zweifelsfall auch auf Kosten des Klimaschutzes durchsetzen wollen, wenn es dafür nur der Kernenergie an den Kragen geht. Pragmatische Strategien zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes müssen dahinter zurückstehen. Doch solche Spielchen passen nicht in das neue Jahrzehnt: Jetzt ist es Zeit, zu handeln!

Quellen


Matthias Berndt, geboren 1986 in Dresden, fand wegen seiner Sorge um das Klima 2020 zur Nuklearia – und stellte dort fest, dass Kernenergie nicht nur eine hervorragende Energiequelle ist, sondern auch faszinierende und vielschichtige Technologie. Er lebt und arbeitet heute in Köln als Softwareentwickler.

Martin Knipfer studiert Geoinformatik in München. Er war zuvor bei einem energiewirtschaftlichen Forschungsinstitut tätig.

Über die Nuklearia

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

7 Antworten

  1. Diese Gegendarstellung der beiden Autoren ist hervorragend gelungen! Vor allem auch deswegen, weil international anerkannte Literatur zur Beweisführung herangezogen wurde. Insgesamt zeigt die Argumentationskette auf, dass Herr Fell mit seinen Aussagen doch sehr daneben liegt – aber die Frage bleibt: Ist es seine mangelnde Sachkenntnis, oder geht es hier um reine Ideologie? Als Mitverfasser eines Deutschen Gesetzes ist beides nicht akzeptabel, das Wohl der Gesellschaft hat bei dieser seiner Arbeit im Vordergrund zu stehen.

  2. Die Kosten aus PV-Strom sind ja wahrscheinlich auch nur die Kosten für den Fall, dass er kommt. Die Kosten für den Strom aus grundlastfähigen Kosten sind diejenigen, die ja auch eine stetige Verfügbarkeit garantieren.
    Selbst dann, wenn eine garantierte kWh 20 ct kostet, die variable aber 10 ct, würde ich gernde die 20 ct zahlen.
    Warum nicht eine solide Grundlastversorgung mit Kern statt Kohle und mit PV am eigenen Haus beifüttern, wenn die Sonne scheint?
    Zudem: Kernkraftwerke sind zwischen 50% und 100% gut regelbar, insofern eine ideale Ergänzung zu den bestehenden (und in Sachen PV ausbaubaren) Erneuerbaren Energien, sie sind keine gegenseitigen Feinde!

    1. Exakt, das sind die reinen Gestehungskosten, d.h. die Variabilität bei EE ist noch nicht berücksichtigt.

  3. Wo sind denn in Ihrer Tabelle die Entsorgungskosten für den Müll geblieben? Kein Wunder, dass bei deren Vernachlässigung die Vorteilhaftigkeit der Kernenergie ins Auge sticht!

  4. Man sollte endlich aufhören von der Endlagerung der radioaktiven Bestandteile im „vorerst“ abgebrannten Brennstoff zu reden. Wichtiger ist, Forschung wieder zu starten um Wiederaufarbeitung zu gewährleisten, bzw. weitere Brennstoffe zu gewinnen für neue, noch bessere Reaktottypen.

  5. Die Darstellung, dass in Leichtwasserreaktoren kein Plutonium entsteht, dass sehr attraktiv (attractivenes level (Bathke 2012)) für Waffenzwecke wäre (>90% Plutonium-239) ist natürlich falsch. Es hängt von der Bestrahlungszeit ab, ob auch höhere Plutoniumisotope (Pu-240, Pu-241, Pu-242) durch Neutroneneinfang im Plutonium-239 hinzukommen, die einen Bau einer Waffe erschweren würden. Nach jeder Beladung eines Reaktors mit frischen Brennelementen entsteht ein Zeitfenster von einigen Wochen bzw. Monaten, in denen in den Brennelementen eine für Waffenzwecke sehr attraktive Plutoniumisotopenmischung vorliegt. Sie müssten natürlich dann zu dem Zeitpunkt wieder entladen werden, was kommerziell keinen Sinn macht. Andere Reaktortypen als Leichtwasserreaktoren sind wegen des Energiespektrums der Neutronen aber besser geeignet, das Verhältnis zwischen der Menge an produziertem Plutonium und einer möglichst günstigen Plutoniumisotopenmischung für militärische Verwendung zu optimieren.
    Es macht daher natürlich Sinn, dass alle! Leichtwasserreaktoren durch die IAEO (bzw. EURATOM in der EU) überwacht werden. Wenn etwa Nordkorea oder Iran einen Leichtwasserreaktor haben, macht sich die Welt zu Recht Sorgen (Gilinsky et al. 2004), wenn dieser nicht überwacht wäre.

    Fakt ist, dass mit den kommerziellen Leichtwasserreaktoren ein technisches Standbein zur Produktion großer Mengen an waffenfähigen Plutonium latent als Potential zur Verfügung steht. Die ist so bei allen Ländern die Nuklearenergie nutzen. Das andere notwendige Standbein im Plutoniumpfad zur Waffe, wäre die Wiederaufarbeitung, die Abtrennung des Plutoniums. Zu erwähnen wäre auch noch die Urananreicherung, die zur Herstellung von Leichtwasserreaktorbrennstoff (<5% Anreicherung Uran-235) notwendig ist, und auch zur Uranhochanreicherung für Waffenzwecke verwendet werden könnte.

    Nukleartechnologie ist immer Dual-Use. Einige Technologien oder Verwendungssweisen sind proliferationsresistenter, andere weniger. Im Falle eines konformen Verhaltens eines Staates kann durch Überwachung eine rein zivile Verwendung der Technologien überprüft werden. Das latente Prolifrationspotential oder -risiko der Technologien geht deswegen aber nicht weg.
    Wann und warum Staaten dann Kernwaffen bauen oder nicht, ist dann eine andere Frage und beschäftigt die Politikwissenschaften seit 70 Jahren.

    Literatur:
    – Victor Gilinsky Marvin Miller Harmon Hubbard, A fresh examintaion of the proliferation dangers of light water reactors, October 22, 2004, The Nonproliferation Policy Education Center, Washington.
    – Charles G. Bathke, Bartley B. Ebbinghaus, Brian A. Collins, Brad W. Sleaford, Kevin R. Hase, Martin Robel, Richard K. Wallace, Keith S. Bradley, John R. Ireland, Gordon D. Jarvinen, M. W. Johnson, Andrew W. Prichard & Brian W. Smith (2012) The Attractiveness of Materials in Advanced Nuclear Fuel Cycles for Various Proliferation and Theft Scenarios, Nuclear Technology, 179:1, 5-30, DOI: 10.13182/NT10-203 [Add to Citavi project by DOI]
    – Sagan, Scott D. “Why Do States Build Nuclear Weapons?: Three Models in Search of a Bomb.” International Security, vol. 21, no. 3, 1996, pp. 54–86. JSTOR, http://www.jstor.org/stable/2539273. Accessed 16 Mar. 2021.
    – Hecker, S., Englert, M., & Miller, M. (2011). Nuclear non-proliferation. In D. Ginley & D. Cahen (Eds.), Fundamentals of Materials for Energy and Environmental Sustainability (pp. 162-177). Cambridge: Cambridge University Press. doi:10.1017/CBO9780511718786.017 [Add to Citavi project by DOI]

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