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Neue russische Kernreaktoren sollen Atommüll vernichten

Wie der Informationsdienst Nucnet berichtet, hat die russische Regierung den Bau von 21 neuen Kernreaktorblöcken bis zum Jahr 2030 beschlossen.

Russland setzt damit auf eine Technik, die anders als Sonne und Wind stabil, planbar, kostengünstig und bedarfsgerecht Strom liefert. Im Unterschied zu Kohle und Gas ist Kernenergie praktisch emissionsfrei. Die neue Reaktoren sollen zum Teil Alt-Kernkraftwerke ablösen, die in den nächsten Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Russland baut aber auch zusätzlich neue Kernkraftkapazitäten auf.

18 der neuen russischen Kraftwerkseinheiten sind Leichtwasserreaktoren des Typs WWER-1200. Dieser aktuelle russische Standardtyp zählt zur Reaktorgeneration III+ und kann seinen Kern auch ohne Strom und Personal mindestens 72 Stunden lang kühlen und ist gegen die sogenannte Kernschmelze ausgelegt.

Die Nuklearia begrüßt jedoch besonders den Bau von drei BN-1200-Reaktoren. Der BN-1200 ist ein sogenannter Schneller Reaktor der Generation IV. Er zeichnet sich aus durch höhere Betriebssicherheit, höhere Brennstoffnutzung und die Möglichkeit, Atommüll abzubauen.

Die höhere Betriebssicherheit erreicht der BN-1200 durch flüssiges Natrium als Kühlmittel. Es ermöglicht einen Betrieb unter Normaldruck. Ein WWER-1200 und auch andere Leichtwasserreaktoren benutzen als Kühlmittel Wasser unter hohem Druck. Dies bedingt in einem Schadensfall immer die Notwendigkeit des aktiven Personaleingriffs und das Problem der Wasserstofffreisetzung wie in Fukushima-Daiichi. Anders der BN-1200: Er verbleibt im Schadensfall auch ohne aktive Gegenmaßnahmen sehr lange Zeit im sicheren Zustand.

Ein Leichtwasserreaktor nutzt heute hauptsächlich das Uran-Isotop 235. Das kommt im natürlichen Uran allerdings nur zu 0,7 Prozent vor und muss deshalb angereichert werden. Die übrigen 99,3 Prozent des Natururans bestehen aus Uran-238, das der Leichtwasserreaktor nicht verwenden kann. Dieses Uran-238 bleibt daher als Atommüll übrig – zusammen mit Resten des Urans-235, den Spaltprodukten und den sogenannten Transuranen wie zum Beispiel Plutonium.

Der BN-1200 verwertet sowohl Uran-235 wie auch Uran-238 vollständig. Das erreicht er ebenfalls durch das Kühlmittel Natrium. Es bremst die Neutronen nicht ab, und die schnellen Neutronen sind in der Lage, auch die Uran-238-Kerne zu spalten. Dank seiner hohen Effizienz kommt der BN-1200 mit einem Bruchteil des Brennstoffs aus und hinterlässt weit weniger langlebigen Atommüll.

Schnelle Neutronen spalten aber nicht nur Uran-238-Kerne. Der BN-1200 verwertet auch das in Leichtwasserreaktoren anfallende Plutonium, schließt den Brennstoffzyklus und leistet so seinen Beitrag zur Lösung des Atommüllproblems.

Russland verfügt über erhebliche Erfahrungen mit natriumgekühlten Schnellen Reaktoren. Bereits seit 33 Jahren läuft im Kernkraftwerk Belojarsk mit dem BN-600 ein Vorläufer des BN-1200. Im nächsten Jahr soll dort der BN-800 als weiterer Vertreter der BN-Baureihe den Betrieb aufnehmen. Er nutzt Plutonium aus russischen Kernwaffen als Brennstoff und vernichtet es dadurch.

Die ersten drei BN-1200-Einheiten markieren den Einstieg in Russlands neue Kernenergiestrategie, die den langfristigen Umstieg auf Schnelle Reaktoren vorsieht.

Quellen:


Über die Nuklearia

Über die Nuklearia

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

3 Antworten

  1. Das ist eine gute Nachricht. Erinnert mich an die Transmutation und ist wohl das gleiche Prinzip.

    Ich möchte mehr darüber erfahren.
    Franco Müller
    0177 434 49 47

  2. Warum werden überhaupt noch Leichtwasserreaktoren gebaut? Russland könnte durch schnelle Brenner zudem sich die Technik gut durch ausländischen Atommüll bezahlen lassen. Technisch gesehen könnte auch der Strom für die russische Bevölkerung gratis sein.

  3. Warum schreiben keine deutschen Zeitungen darüber?
    In Russland wurden bereits vor ca. 3 Jahren ein BN 800 (es war (der Erste dieses Typy Schneller Brüter) in Betrieb genommen und vorletztes Jahr ein NB 1200 neu aufgelegt. Die Chinesen sind übrigens genau so weit – nur deutsche Medien verschweigen das!
    Diese beiden Staaten nehmen uns dann unseren Schrott ab, wofür wir dann Unsummen bezahlen dürfen!
    Wir Dummbeutel beschäftigen uns mit der „so sauberen“ volatilen Windenergie und der Photovoltaik, die fast nie Strom liefert (Wind ca. 1500 Volllastunden und Solar ca. 700 Volllaststunden im Jahr von insgesamt 8760 Jahresstunden!)
    Wie recht hatte Gabriele als er bei SMA in KS feststellte: „Die Energiewende steht kurz vor dem Scheitern und das Ausland sieht uns als Bekloppte an!“ Er hatte wohl recht! Und unsere promovierte Physikerin? Sie ist ahnungslos und von Physik versteht sie wohl auch nichts! Genug davon – im Herbst sind Wahlen – wobei zu sagen ist: „Schulz ist kein Deut besser“! Deshalb Vorsicht!
    W. Klein

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