Der gefährlichste Stoff der Welt

Von Jack Devanney

Plutonium – wir haben gelernt, uns davor zu fürchten, doch es ist einer der nützlichsten Stoffe der Welt. Und solange du es nicht isst, bist du höchstwahrscheinlich sicher.

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Die antinuklearen Irrtümer des Hans-Josef Fell

Von Matthias Berndt und Martin Knipfer

EE-Vertreter H.-J. Fell widerspricht dem Vorschlag, CO₂ durch einen Kernkraft-Weiterbetrieb einzusparen. Wie stichhaltig sind seine Argumente? Unsere Autoren haben sie näher untersucht.

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Können auch »alte« Kernkraftwerke Atommüll recyceln?

Immer mehr Menschen haben davon gehört, dass man »Atommüll«, also gebrauchten Kernbrennstoff, wiederverwerten kann. Das Verfahren heißt »Partitionierung und Transmutation«. Was eher wenig bekannt ist: Dazu braucht es nicht unbedingt neue Reaktoren wie etwa Flüssigsalzreaktoren oder Schnelle Brüter. Auch die vorhandenen Kernkraftwerke sind prinzipiell in der Lage, Reststoffe zu verwerten, sodass im Idealfall nur noch Spaltprodukte mit einer Halbwertszeit von wenigen Jahrzehnten im Atommüll zurückbleiben. Allerdings gibt es noch technische Hürden.

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Atommüll-Recycling: Schnellreaktor BN-800 läuft jetzt mit wiederverwertetem Reaktor-Plutonium

Der BN-800-Reaktor im russischen Kernkraftwerk Belojarsk ist nach Angaben des Nuklearkonzerns Rosatom jetzt mit einer ersten Charge MOX-Brennelementen aus der Serienfertigung in Betrieb. Dieser Brennstoff enthält sowohl Reaktorplutonium, das aus den gebrauchten Brennelemente herkömmlicher Kernreaktoren gewonnen wird, als auch abgereichertes Uran, das bei der Urananreicherung als Abfall anfällt.

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Endlagerung? Transmutation! Ein Argumentationsleitfaden

Nächste Woche veranstaltet das Nationale Begleitgremium eine Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung: Alle Kernenergie-Freunde aus dem Großraum Berlin sollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen! Achtung: Wer teilnehmen möchte, muss sich auf der Homepage des Begleitgremiums anmelden.

Diskussionen mit Kernkraftgegnern, aber auch neutralen Personen, die bislang über das Thema nur gehört haben, was die Massenmedien dazu veröffentlichen, können knifflig sein: Man ist mit vielen Vorurteilen konfrontiert, zuweilen auch mit Aggressivität. Daher soll hier ein kleiner Leitfaden geboten werden, der bei der Veranstaltung hilfreich sein könnte.
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Strom aus Atommüll: Schneller Reaktor BN-800 im kommerziellen Leistungsbetrieb

Von Dominic Wipplinger und Rainer Klute

Foto: BN-800

Strom aus Atommüll: Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe. Foto: Rosatom

Seit dem 31. Oktober 2016 und damit gut einem Monat läuft Block 4 des russischen Kernkraftwerks Beloyarsk im kommerziellen Leistungsbetrieb. Es handelt sich um einen sogenannten Schnellen Reaktor vom Typ BN-800 mit einigen Eigenschaften, die ihn vom Gros der sonst üblichen Leichtwasserreaktoren abheben. Für das amerikanische Kraftwerkstechnikfachmagazins “POWER Magazine” waren diese Besonderheiten jüngst Grund genug, der noch jungen Anlage die Auszeichnung “Top Plant” zu verleihen.

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Die Atomkatze

Wie jedermann weiß, sind Katzen eng mit Radioaktivität verbunden: Im Schrödingerschen Gedankenexperiment werden sie, indem man ihr Überleben oder Sterben an das Stattfinden eines Zerfallsereignisses koppelt, zu einem großen miauenden Quantensystem, das zwischen Sein und Nichtsein schwebt, bis jemand durch Nach-der-Katze-Sehen die Gewissheit der klassischen Physik wiederherstellt.

Dies brachte zwei Philosophen auf den Gedanken, Katzen zu Dosimetern umzufunktionieren; ein Vorschlag, von dem ich übrigens zum ersten Mal in dem (mäßig kreativen) Theaterstück »Fall Out Girl« von Niklaus Helbling erfuhr. Die Idee besteht darin, Katzen genetisch so zu verändern, dass sie, wenn sie ionisierender Strahlung ausgesetzt sind, ihre Fellfarbe ändern; solcherart sollen zukünftige Generationen vor Endlagern für radioaktive Stoffe gewarnt werden. Tobias Cronert schrieb auf ScienceBlogs einen Artikel über diesen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag; in den Kommentaren entspann sich eine lebhafte Diskussion, an der ich mich beteiligte.

Folgender Text beruht auf meinen Kommentaren zu Tobias Cronerts Artikel, wobei ich Kürzungen vorgenommen und Überleitungen hinzugefügt habe.
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Mythos Atommüll

Von Thilo Spahl

Deutschland will für gut 40 Milliarden Euro das Atomzeitalter abwickeln. Dabei fängt es gerade erst an.

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Endlagerung radioaktiver Abfälle

Gastbeitrag von Dr. Hermann Hinsch

Das Schlimmste an der Kerntechnik sei die ungelöste Endlagerfrage, hört man oft. Der Atommüll »stellt für die heutige und zukünftige Gesellschaften eine existenzielle Bedrohung dar«, sagte Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen. (Loccumer Protokoll 25/12)

Da denkt man an Dagobert Duck, der sich trotz seines Milliardenvermögens über ein paar verlorene Kreuzer so aufregt, als sei das sein Ruin. Man muss über ihn lachen, weil er die Dinge nicht im Ganzen sehen kann.

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Waffen-Plutonium aus zivilen Kernreaktoren? Wohl kaum!

Die Tageszeitung »Die Welt« veröffentlichte heute den Artikel »Arbeitet die Türkei heimlich an der Atombombe?«, in dem Autor Hans Rühle, von 1982 bis 1988 Leiter des Planungsstabes im Verteidigungsministerium, das Kernenergieprogramm der Türkei kritisch unter die Lupe nimmt.

Die Türkei will, wie Rühle schreibt, mit Hilfe des russischen Nuklearkonzerns Rosatom Kernkraftkapazität von insgesamt 4.800 Megawatt errichten. Was Rühle nicht erwähnt: Es handelt sich um vier Leichtwasserreaktoren vom Typ WWER-1200 die in Akkuyu gebaut werden.

Transport des Druckbehälters eines WWER-1200-Reaktors (Quelle: Izhorskiye Zavody JSC)

Der WWER-1200 ist das aktuelle Flaggschiff von Rosatom, ein Leistungsreaktor mit einer Menge passiver Sicherheit inklusive Kernfänger. Mit WWER-1200-Reaktoren hätte Fukushima-Daiichi Tsunami und Stromausfall ohne größere Probleme überstanden. Und den Namen »Fukushima-Daiichi« hätten wir längst vergessen, oder er hätte es gar nicht erst in unser Bewußtsein geschafft – so, wie die wenigsten Zeitgenossen etwas mit »Fukushima-Daini« oder »Onagawa« anfangen können. Nebenbei: Gerade heute hat Südafrika bei Rosatom acht Reaktoren eben dieses Typs bestellt.

Doch zurück zum Türkeiartikel. Im Zuge seiner Betrachtung versteigt sich Rühle zu der Behauptung, aus dem Plutonium, das in zivilen Leichtwasserreaktoren als »Atommüll« anfällt, könne man Atombomben bauen und genau das habe die Türkei vor:

Die Türkei hingegen will ihre verbrauchten Brennelemente offenkundig gar nicht hergeben. Die einzige logische Erklärung dafür: Sie will Vorbereitungen treffen für den Bau einer Plutoniumbombe.

Ich weiß nicht, ob die Türkei Atombomben bauen will oder nicht. Was Rühle die »einzige logische Erklärung« nennt, ist es allerdings gerade nicht. Ich habe das ein wenig in einem Kommentar zum Artikel erläutert, den die »Welt« aber leider nicht freigeschaltet hat. Vermutlich fand der zuständige Redakteur ihn zu scharf oder er paßte inhaltlich nicht ins Konzept.

Na gut, wenn die »Welt« meinen Kommentar nicht veröffentlichen mag, dann mache ich das halt hier. Könnte ja sein, das er für den einen oder anderen Leser von Interesse ist:

Wow, der Autor zeichnet sich durch eine unglaubliche Unkenntnis über Kernenergie im Allgemeinen und Plutonium im Besonderen aus.

Der Unterschied zwischen Plutonium aus zivilen Leichtwasserreaktoren (reactor-grade) und waffenfähigem Plutonium (weapons-grade) ist ihm offensichtlich nicht bekannt. Zur Erklärung: Plutonium aus zivilen Reaktoren enthält viel zu viel nicht spaltbares Plutonium-240, was der Bombenbauer weder mag noch von dem von ihm gewünschten spaltbaren Plutonium-239 abtrennen kann. Er könnte die Mischung einfach liegenlassen, weil das nicht spaltbare Plutonium-240 viel schneller als das spaltbare Plutonium-239 zerfällt. Mit ein bißchen Abwarten hätte er dann nach bereits rund 9000 Jahren waffenfähiges Material beisammen. Das spricht übrigens gegen die Endlagerung gebrauchter Brennelemente. Da wäre es doch besser, das Material in Schnellen Reaktoren als Brennstoff zu nutzen und CO2-freien Strom daraus zu gewinnen!

Seine Unkenntnis demonstriert der Autor weiter durch die Behauptung, gebrauchte Brennelemente enthielten 90 Prozent Abfall. In Wahrheit sind es gerade einmal vier Prozent. Der Rest, also fast alles, läßt sich wiederverwerten, was Deutschland aber nicht will und Deutschland nicht weiß.

Aus Falschem folgt bekanntlich Beliebiges, und so ist es auch mit diesem Artikel. Man darf ihn und seine Schlußfolgerungen getrost vergessen. Oder ihn als Beispiel für unglaublich schlechte Recherche und mangelnde Sachkompetenz zitieren. Schade, daß die WELT so einen Unsinn veröffentlicht!

BN-800 wird erstmals kritisch

Die Inbetriebnahme eines neuen Kernreaktors ist für die deutschen Medien offenbar kein Thema. Na gut, ich schreibe ja normalerweise auch nichts darüber, wenn in China mal wieder ein neuer Reaktor ans Netz geht – oder höchstens auf Twitter und Facebook. Aber der Reaktor, um den es hier geht, ist etwas Besonderes.   Der BN-800 im russischen Kernkraftwerk Beloyarsk ist nämlich ein sogenannter natriumgekühlter Schneller Reaktor, und er wurde am letzten Freitag (2014-06-27) erstmals kritisch, wie Russia Today meldet. »Kritisch« ist in diesem Zusammenhang etwas Gutes und bedeutet, daß der Reaktor eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion erreicht hat.

Plutoniumfresser

Die sonst üblichen Leichtwasserreaktoren nutzen nur ein bis zwei Prozent ihres Kernbrennstoffs, der BN-800 aber rund 50 mal soviel. Das, was bei Leichtwasserreaktoren zu »Atommüll« wird, ist für den BN-800 Brennstoff. Beim BN-800 im KKW Beloyarsk kommt noch eine Spezialität hinzu:  Sein Brennstoff besteht neben Uran auch aus Plutonium aus russischen Kernwaffen. Auf diese Weise wird das Waffenplutonium abgebaut, wie es von den USA und Rußland vereinbart wurde. Eine ausführliche Vorstellung des BN-800 haben Dominic Wipplinger und ich Ende 2013 auf der Nuklearia-Website veröffentlicht:

Leistungssteigerung

Im Moment läuft der BN-800 noch auf einem minimalen Leistungsniveau. In der nächsten Zeit werden Tests durchgeführt, und die Leistung wird nach und nach angehoben, bis sie voraussichtlich im Oktober ihr Maximum erreicht. Laut NucNet soll der Reaktor im nächsten Jahr den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Mit seinen 789 Megawatt (MW) ist der BN-800 der leistungsstärkste in Rußland gebaute Schnellreaktor. Das wird er allerdings nicht lange bleiben. Der erste BN-800 wird auch der letzte BN-800 in Rußland sein. Denn sowohl für das Kernkraftwerk Beloyarsk als auch für weitere russische Standorte sind bereits BN-1200-Reaktoren geplant, die mit jeweils 1.200 MW nochmals deutlich mehr Leistung bringen und das Niveau des Superphénix (Frankreich 1985 – 1998) erreichen.

Atommüll

Vielleicht schreiben deutsche Medien ja doch noch etwas zum BN-800. Obwohl: Können sie ihren Lesern wirklich die Tatsache zumuten, daß man Atommüll nicht für Jahrhunderttausende endlagern muß, sondern ihn in Schnellen Reaktoren zur Energieerzeugung nutzen kann? Daß man aus langlebigem Atommüll kurzlebigen machen kann? So etwas ist doch in Deutschland ein Tabu. Oder nicht?

Neue russische Kernreaktoren sollen Atommüll vernichten

Wie der Informationsdienst Nucnet berichtet, hat die russische Regierung den Bau von 21 neuen Kernreaktorblöcken bis zum Jahr 2030 beschlossen.

Russland setzt damit auf eine Technik, die anders als Sonne und Wind stabil, planbar, kostengünstig und bedarfsgerecht Strom liefert. Im Unterschied zu Kohle und Gas ist Kernenergie praktisch emissionsfrei. Die neue Reaktoren sollen zum Teil Alt-Kernkraftwerke ablösen, die in den nächsten Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Russland baut aber auch zusätzlich neue Kernkraftkapazitäten auf. Weiterlesen