Interaktiver Energiewende-Rechner der Nuklearia macht Flächenverbrauch der Stromerzeugung anschaulich.
Auf Computer und Smartphone können Benutzer unter https://energiewende-rechner.org/ ihren persönlichen Strommix für Deutschland zusammenstellen. Auf einer Landkarte erscheint dann unmittelbar, wie viel Platz dafür benötigt wird. Außerdem zeigt der Energiewende-Rechner die CO₂-Emissionen, den Materialbedarf und die statistisch zu erwartenden Todesfälle an. Mittels Schiebereglern kann jeder selbst herausfinden, welcher Strommix möglichst wenig CO₂ freisetzt und zugleich möglichst wenig Platz beansprucht.
Eine Besonderheit des Energiewende-Rechners: Anders als praktisch alle anderen Betrachtungen deutscher Autoren schließt er die CO₂-arme Kernenergie nicht von vornherein aus. Diese Entscheidung überlässt er dem Benutzer. Jeder kann selbst festlegen, ob er Atomstrom verwenden möchte oder nicht und schauen, wie sich das auf Flächenverbrauch und CO₂-Emissionen auswirkt.
Gemeinschaftsprojekt der Nuklearia
Die Idee zum Energiewende-Rechner hatten zwei Realschüler in Mittelfranken. Ihr Lehrer, Nuklearia-Mitglied und YouTuber Simeon Preuß, hatte ihnen eine Projektarbeit aufgegeben, Thema: »Klimaneutral bis 2050 – nur wie?«. Ideales Hilfsmittel, so die Schüler, wäre dafür ein passendes Computerprogramm. Es müsste etwas sein, mit dem man die Stromversorgung Deutschlands selbst zusammenstellen und unmittelbar sehen könnte, was für ein CO₂-Ausstoß, Flächenverbrauch und andere Kenngrößen sich daraus ergäben.
Aus dieser Anregung entstand der Energiewende-Rechner als Gemeinschaftsprojekt der Nuklearia. Vereinsmitglieder arbeiteten sich durch umfangreiche Fachliteratur und trugen die benötigten Daten zusammen. Auf dieser Grundlage erstellte Oliver Motz die technische Umsetzung als interaktive Webanwendung. Motz ist ebenfalls Nuklearia-Mitglied und freier Programmierer in Köln. Der Quellcode ist frei auf GitHub verfügbar. Daten und Rechenweg sind dadurch für jedermann einsehbar.
Energiewende-Rechner macht komplexe Daten und Zusammenhänge anschaulich
Welche Auswirkungen hat es, wenn der Strombedarf steigt, etwa durch E-Mobilität? Wie viel zusätzlicher Platz für Windräder, Solaranlagen und Energiepflanzen sind nötig, um, sagen wir, 1.000 Terawattstunden pro Jahr aus erneuerbaren Energien zu produzieren? Wie kann man sich ein Bild davon machen, wie viel CO₂ dies einspart, wie viel Material und Fläche es aber auch erfordert? Der Energiewende-Rechner macht aus abstrakten Zahlen eine anschauliche Visualisierung. In der Debatte um das Energiesystem der Zukunft kann er ein wertvolles Werkzeug sein, indem er die möglichen Folgen energiepolitischer Entscheidungen sichtbar macht.
Hinter dem Energiewende-Rechner stecken komplexe technische Daten und wissenschaftliche Grundlagen. Es gibt aber auch zahlreiche Annahmen und Modelle, die mit Unsicherheiten behaftet sind. Wie viel Strom werden wir künftig brauchen? Welchen Ertrag liefert ein Quadratkilometer großer Windpark? Wie groß ist das Solarpotenzial der Dachflächen in Deutschland? Auf diese und andere Fragen geben wissenschaftliche Studien Antworten. Das Problem: Diese Antworten sind oft unterschiedlich.
Der Energiewende-Rechner legt sich daher nicht auf einen bestimmten Datensatz fest. Vielmehr kennt er die wichtigsten Studien und hat ihre Angaben eingebaut. Benutzer können einstellen, welche Studien sie für die Berechnung verwenden wollen. Alternativ kann man auch eigene Daten eingeben. Die verschiedenen Parameter sind im Erklärungsteil des Energiewende-Rechners ausführlich beschrieben. Der Zusammenhang zwischen der angezeigten Visualisierung und dem wissenschaftlichen Zahlenfundament bleibt jederzeit transparent.
Mit dem Energiewende-Rechner stellt die Nuklearia in der Diskussion um Klimawandel, Atomausstieg und Energiewende ein wichtiges Werkzeug zu Verfügung. Es kann jedem Einzelnen dabei helfen, sich eine eigene Meinung über den Energiemix der Zukunft zu bilden.
Physiklehrer Simeon Preuß ist mit dem Energiewende-Rechner jedenfalls zufrieden: »Bei einer weiteren Fixierung auf 100 Prozent erneuerbare Energien werden wir auch mit viel Optimismus nicht um die Industrialisierung riesiger Landstriche durch Windräder und Solarparks herumkommen. Der Energiewende-Rechner zeigt das mit unerbittlicher Deutlichkeit.«
3 Antworten
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