Von Dominic Wipplinger
Schon vor dem Fukushima-Unglück war Dominic Wipplinger für die Kernenergie. Doch erst der Reaktorunfall brachte ihn dazu, sich tiefer in die Materie einzuarbeiten und – mehr noch – sich gesellschaftlich aktiv für die Kernenergie einzusetzen, wie er im sechsten Teil unserer Serie »Mein Fukushima« schreibt.
Ich denke, für viele Kernenergiebefürworter, mich eingeschlossen, war der Fukushima-Unfall eine Art Erweckungserlebnis, um aktiv zu werden. Ein aktiver Einsatz für die Kernenergie erschien mir vorher nicht unbedingt dringlich notwendig zu sein, da mir ihre Entwicklung aufgrund ihrer positiven Eigenschaften ein Selbstläufer zu sein schien. Nach Fukushima aber war sie unmittelbar bedroht.
Meine Haltung änderte sich allerdings nicht sofort, sondern erst allmählich in den Wochen und Monaten nach dem Unfall. Es geschah auch weniger als Reaktion auf den Unfall selbst, sondern als Antwort auf die Reaktionen in der Politik.
Kernreaktoren für Weltraum-Antriebe
Zum Befürworter der Kernenergie war ich schon einige Jahre zuvor geworden. Als Gymnasiast hatte ich 2004 einen Artikel über das Projekt Prometheus der NASA gelesen. Darin ging es um die Entwicklung von Kernreaktoren zum Antrieb von Raumsonden und speziell um die JIMO-Raumsonde, die einen solchen Reaktor enthalten sollte. Dabei wurde mir das Potenzial klar, welches in der enormen Energiedichte von Kernbrennstoffen steckt. Ich verstand auch, welchen Nutzen die Kernenergie nicht nur in der Raumfahrt, sondern auch auf der Erde haben kann.
Den Unfall selbst habe ich eher nebenbei erlebt. Natürlich war ich recht schockiert von den Zerstörungen durch das Erdbeben und den Tsunami. Die Probleme im Kernkraftwerk hatte ich aber ehrlich gesagt in den ersten Tagen für eine übertriebene Panikreaktion der Medien gehalten und nicht weiter beachtet – als Konsument österreichischer Medien und erst recht als Kernkraftbefürworter ist man es gewohnt, dass Alarmmeldungen im Zusammenhang mit Kernkraftwerken meist völlig übertrieben sind.
Mein kerntechnisches Wissen war damals bei weitem noch nicht so ausgeprägt wie heute. Ich hatte gerade erst angefangen, Elektrotechnik zu studieren.
Mangelhafte Auslegung des Kernkraftwerks macht fassungslos
Erst mit den Wasserstoffexplosionen wurde mir klar, dass in Fukushima wirklich etwas gründlich schiefgegangen war. In weiterer Folge habe ich mich etwas näher mit der Sache auseinandergesetzt und war recht fassungslos angesichts der mangelhaften Auslegung des Kernkraftwerks, aber auch der schleppenden Maßnahmen zur Eindämmung des Unfalls. Aus der Ferne kam schnell die Frage auf, ob oder warum man nicht mehr und schneller machen könne. Ein Teil der Antwort darauf waren natürlich die enormen Schäden an der Infrastruktur in der ganzen Region.
Was mich dann auch schockiert hat war die politische Panikreaktion in Europa. Sie hat mich dazu motiviert, mich auch aktiv für die Kernenergie einzusetzen. Einige Wochen später fand ich in der TU Wien ein Flugblatt, das auf den Stammtisch der Österreichischen Kerntechnischen Gesellschaft hingewiesen hat. Ich habe diesen besucht und wurde bald darauf Mitglied. Nachdem die Nuklearia 2013 als Verein gegründet wurde, bin ich auch ihr beigetreten.