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Grüne Bundestagsfraktion: Wissenschaft unerwünscht

Gastbeitrag von Jan-Christian Lewitz

Am 11. Juli 2016 fand im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages ein sogenanntes Fachgespräch der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen statt. Thema: »Forschungsreaktoren in Deutschland – Probleme und Herausforderungen«. Diplom-Physiker Jan-Christian Lewitz war mit seinem kerntechnischen Fachwissen dabei. Hier sein Bericht.

Es war eine der üblichen Veranstaltungen der Anti-AKW-Bewegung: Krebserkrankungen in der Familie und bei Nachbarn, für die es keine Begründung gibt, also muss die Atombranche dafür herhalten.

Mein erster Redebeitrag brachte deshalb das Argument der wissenschaftlichen Beobachtungen zum Cobalt-60-Ereignis in Taiwan. Dieser Beitrag wurde von der Leiterin des Fachgespräches, Sylvia Kotting-Uhl MdB, Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion für Atompolitik, mit der Aussage zurückgewiesen, dass ja gerade dieser biopositive Effekt zeige, dass es einen Effekt gebe und man nur den negativen hier nicht sehen würde. Fragen zur Entstehung des Lebens auf der Erde unter wesentlich höherer Strahlenexposition vor Milliarden von Jahren und die Ausbildung von Reparaturmechanismen für durch Strahlung induzierte DNA-Defekte sind in so einer unwissenschaftlichen Umgebung natürlich nicht möglich. Erstaunlich ist nur, dass es den Anschein hat, dass die Grüne Bundestagsfraktion völlig auf fundierte, externe, wissenschaftliche Beratung verzichtet.

Dann wurde lang und breit wurde über das Restrisiko gesprochen, welches vom Forschungsreaktor BER-II ausgehen könnte, den das Helmholtz-Zentrum-Berlin (HZB) in Berlin-Wannsee betreibt. Dieser Reaktor wird Ende 2019 außer Dienst gestellt werden. Das letzte Brennelement im BER-II ist in Gebrauch, und ein neues ist nicht genehmigt worden. Im Pausengespräch wurde die Kompetenz der Aufsichtsbehörde in Frage gestellt. Die entsprechenden Senatsverwaltungen wurden seit 2001 durch SPD, PDS-LINKE oder Grüne Senatoren geführt. Aktuell gibt es einen Rot-Schwarzen Senat; die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt wird durch einen SPD-Senator geführt, und vielleicht ist deshalb der Argwohn in grünen Kreisen besonders hoch.

Letztere fordern, dass nun endlich Jodtabletten an die Bevölkerung ausgegeben werden müssten und dass es zusätzliche Ausbreitungsrechnungen für den Fall einer Anlagenzerstörung, zum Beispiel durch einen Flugzeugabsturz, geben müsse. Aktuell hält die Feuerwehr die Jodtabletten vorrätig. Das ist sicher auch besser, als wenn Jodtabletten auf Vorrat eingenommen würden, etwa wenn sich in Japan ein kerntechnischer Unfall ereignete. Die meisten Menschen wissen leider nicht, dass eine Überdosis Jod, wie sie eine solche Tablette darstellt, das Risiko für Schilddrüsenkrebs deutlich erhöht. Der positive Effekt, nämlich die Abwehr einer Aufnahme radioaktiven Jods, tritt erst dann ein, wenn eine deutliche Kontamination der Atmosphäre durch radioaktives Jod vorliegt.

Mein zweiter Beitrag ging auf das Thema Endlagerung ein und behandelte Partitioning und Transmutation (Abtrennung und Umwandlung), eine Technologie, die uns das Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle ersparen kann. Diese Technologie wurde von MdB Kotting-Uhl mit dem Verweis auf die durchgeführten Untersuchungen und eingeholten Expertisen zurückgewiesen. Es blieb mir nur die deutliche Aussage, dass die Grünen nicht zukunftsfähig seien, da sie den aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung ignorierten: Das im Endlagersuchbericht dargestellte PUREX-Verfahren wurde 1947 patentiert, und aktuell entwickelte Verfahren wie fraktionierte Destillation von Brennstoffchloriden und vollständiger Abband in kleinen Reaktoren mit sehr hohen Neutronenenergien wurden nicht berücksichtigt, obwohl Wissenschaftler mehrfach darauf bestanden hatten.

Einen Bericht über dieses »Fachgespräch« gibt die taz vom 13.07.2016 wieder. Nachfolgend ein Zitat und meine Anmerkungen dazu:

Unter erhöhtem Rechtfertigungsdruck steht dagegen der „Forschungsreaktor München“ (FRM), der jüngste Wissenschaftsreaktor, der 2004 seinen Vorläufer, das „Garchinger Atom-Ei“, abgelöst hatte. Obwohl damals schon klar war, dass alle Forschungreaktoren von HEU auf LEU-Betrieb umgestellt werden sollen, wurde der FRM II für die Verwendung von hoch angereicherten Uran konzipiert. Der Grund: Die bei der Kernspaltung entstehenden Neutronenstrahlen haben eine bessere Qualität für die wissenschaftlichen Experimente. Trotzdem handele es sich um „einen Waffenstoff, der nicht in den zivilen Bereich gehört“, betonte Wolfgang Liebert vom Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur in Wien. Liebert stellte dar, wie intensiv sich die internationale Wissenschaftsgemeinde bemüht, ihre Neu­tronenproduktion über andere Strahlquellen zu erreichen. Als der Münchener TU-Physiker Winfried Petry das FRM-Vorgehen verteidigte und bekräftigte, „Deutschlands Wissenschaft ist stolz auf den FRM II“, ging ein Protestschrei durch die Bundestagsrunde: „Nein! Überhaupt nicht!“. Kernspaltung bleibt weiterhin Gesellschaftsspaltung.

HEU steht für „High Enriched Uranium“, also für hoch mit U-235 angereichertes Uran. Die Prozentzahlen geben den Anteil an U-235 zum gesamten Uran an. Daneben wird der Begriff LEU = „Low Enriched Uranium“, niedrig angereichertes Uran, verwendet. Allgemein spricht man bei Anreicherungen unter 20 Prozent von LEU, darüber von HEU. Waffenfähig („weapons grade“) ist Uran bei einer Anreicherung ab 85 Prozent.

Einen entscheidenden Punkt erwähnt die taz aber gar nicht: Wolfgang Liebert hatte in seinem Vortrag vorgeschlagen, einen Kompromiss zu suchen, um von maximal 90 Prozent Anreicherung des Uran 235 wegzukommen. Es wäre möglich, in einer Übergangsphase mit maximal auf 45 bis 50 Prozent angereichertem Uran in hochdichten Materialien zu arbeiten. Gleichzeitig könnte man weiter daran zu forschen, hochdichte Materialien zu entwickeln, die alle für den Reaktorbetrieb erforderlichen Eigenschaften aufweisen – insbesondere geringer Volumenausdehnungskoeffizient unter Neutronenfluss, damit die schmalen Kühlkanäle offen bleiben –, so dass sie sich zum Einsatz bei nur maximal 20 Prozent Anreicherung (LEU) eignen.

Ein solcher Kompromiss wäre mit nur geringen und – so schien es im Fachgespräch – für den Betreiber akzeptablen Leistungseinbußen im Reaktorbetrieb verbunden. Damit wären bereits mindestens 40 Prozentprodukte der 70 Prozentprodukte Reduktion zwischen einer Anreicherung von 90 Prozent (HEU) und 20 Prozent (LEU) erreicht.

Der Bereich zwischen 20 Prozent Anreicherung (LEU) und 85 Prozent („weapons grade“) unterliegt der politischen Bewertung, die die Frage beantworten muss, wie groß der Sicherheitsabstand zu waffenfähigem Spaltmaterial sein soll.

Die anwesenden pro-nuklearen Vertreter aus München (Prof. Winfried Petry), Rossendorf (Dr.-Ing. Yuriy Tsoglin) und Dresden (Jan-Christian Lewitz) waren sich allesamt einig, dass es wichtig sei, dem ideologischen und unwissenschaftlichen Standpunkt der Grünen öffentlich zu widersprechen und dass sich die Teilnahme am Fachgespräch schon deshalb gelohnt habe.

Das Ziel der Grünen scheint klar zu sein: Alle kerntechnischen Einrichtungen in Deutschland und danach vermutlich in der EU sind zu schließen – sofern wir sie weiterhin an der Macht beteiligen.



Titelbild: Blick in die Experimentierhalle des Forschungsreaktors BER-II des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) in Berlin-Wannsee. Foto: HZB

2 Antworten

  1. Eine Anmerkung zum Thema Umrüstung des FRM II mit Zwischenschritt: Diese Idee erfuhr erstmals mit der Veröffentlichung des Reports der National Academy of Sciences (NAS) Anfang 2016 größere Verbreitung (http://www.nap.edu/catalog/21818/reducing-the-use-of-highly-enriched-uranium-in-civilian-research-reactors). Generell wird die Umrüstung mit Zwischenschritt von den Betreibern der allermeisten HEU-Reaktoren wegen des immensen Aufwands sowie der großen Kosten abgelehnt, sowohl in Europa als auch in den USA. Zudem würde die Umrüstung auf 50% für mehrere Jahre die wenigen Experten auf diesem Gebiet binden und damit den Prozess der Umrüstung auf LEU um weitere 3-5 Jahre verzögern. Fraglich ist außerdem, ob mit einer Umrüstung auf eine Anreicherung <50%, also non-weapon grade HEU, nicht das Hauptziel der Reduktion des theoretischen Proliferationsrisikos bereits erreicht wäre.

    Ein Mitglied des Komitees der NAS war Alexander Glaser, ein ehemaliger Kollege Wolfgang Lieberts an der TU Darmstadt in der IANUS-Gruppe, die in der Vergangenheit recht aktiv war und immer wieder durch "mutige" Vorschläge und Rechnungen aufgefallen ist. Also keine Überraschung…

  2. Hier ein Artikel aus 1982 bezüglich der Grünen Ideologie.
    https://www.bueso.de/artikel/historischen-wurzeln-des-gruenen-faschismus

    DieGrünen als nicht zukunftsfähig zu bezeichnen, ist wirklich eine überaus nette Verniedlichung. Man muss sich nur mal die CO2 KFZ-Besteuerung und die Technologischen folgen im Motorenbau anschauen, um zu verstehen wo die Reise hin geht. Man möchte im Sinne des Umweltschutzes den spezifischen Schadstoffausstoss reduzieren, welcher anhand des Kraftstoffverbrauchs während eines Fahrzyklus ermittelt wird. Weil es existentiell wichtig ist die Umwelt vor der Atmosphäre zu schützen. Selbstverständlich besitz der Mensch die macht, aktiv in die Atmosphäre des Planeten einzugreifen und diese zu verändern, schließlich hat das unbedachte und grob fahrlässig Menschliche handeln zuvor, die ganze Atmosphäre mit der Summenformel CO2 voll gepumpt, welches auch noch Unweltschädlich ist. Kohlenstoff ist der Feind der Menschheit, der kommt ja schließlich aus der Kohle und verpesstet den ganzen Planeten und noch die Atmosphäre dazu.

    Also muss der Kraftstoffverbrauch reduziert werden. Mit einer Rekordverdächtig kurzen Entwicklungszeit, wurde der Technologische Fortschritt brutal voran getrieben und dann war es so weit. Die neuste und beste High-tech Innovation, Deutsche Ingeneurskunst auf einen nie da gewesenen schwindelerregend hohen Niveau, das Downsizing Prinzip!

    Hubraumreduzierung
    +Turbotechnik(von Japan vor 25 Jahren zur Serientechnik durchentwickelt)
    +Direkteinspritzung(von Mercedes-Benz aus 1953)
    = Eine Glattes Drehmomentplateau über ein breiteres Drehzahlband.

    Blos das mit der Verbrauchsreduzierung klappt nicht so wie gedacht. Also direkt wieder die Technologiekeule raus geholt: Ultra-High-Tech Kombinierte Saufrohr-Direkteinspritzung, Start-Stop Automatik welche wie von Zauberhand den Motor aus und wieder an stellen kann, Zylinderabschaltung bei 4-Zylinder Motoren und ein neues Realitätsnahes Fahrzyklus Messverfahren!

    Den Hubraum reduzieren und dann mittels Turbotechnik/Zwangsbeatmung mit dem 1,6fachen Atmosphärendruck zu überladen, ist eine effektive Hubraumerhöhung. 2000ccm sind effktive 3200ccm mit entsprechender Kraftstofffüllmenge, plus Anfettung zur Brennraumkühlung wegen der Zwangsbeatmung. Beim selben Wirkungsgrad/Zylindermitteldruck, wäre ein 3200ccm Magermix Saugmotor verbrauchsärmer.

    Anstatt den Wirkungsgrad zu steigern, um die Mechanische Verdichtung und den Zylindermitteldruck zu erhöhen und mehr Kraft mit selber Füllmenge zu generieren, sprich die spezifische Kraftstoffmenge Effizienter zu nutzen, was den spezifischen Schadstoffausstoss reduziert, baut man Motoren mit einer flachen Drehmomentkurven über ein breiteres Drehzahlband, umd en Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.

    Der Technologische Fortschritt ist der Wahnsinn!

    Mit dem Scharfsinnigen Messverfahren und dem ausgeklügelten Besteuerungsverfahren:Hubraumsteuer (Sockelbetrag nach Hubraum) und Kohlenstoffdioxid-Steuer (Zusatzbetrag nach spezifischer Kohlenstoffdioxid-Emission), wird die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotor hervoragend verhindert. Bei dem aktuellen Wirkungsgrad von 20%, würde genau das die CO2 bilanz massiv verbessern. Ich frage mich ob die das Absicht ist und man ganz genau weiß das die Umwelastung durch den Schwachsinn angestiegen ist, oder ob man wirlich davon Überzeugt ist das sich baldige Erfolge einstellen.

    DieLinke´n sind übrigens auch kein Stück besser. Einfach mal bei Wiki die bescheibung der Politischen Orientierung anschauen. In klaren Worten gesprochen steht da: Wir wollen wieder eine Hochfaschistische Epoche wie in den 1920er der Weimarer Zeit.

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