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Atommüll? Kein Problem!

Wenn die Energie für dein gesamtes westliches Leben aus Kernkraft kommt, dann passt der Müll in eine Coladose! Noch besser: Der »Müll« ist eigentlich eine kostbare Ressource. Denn die Stoffe, die heutige Leichtwasserreaktoren zurücklassen, enthalten noch 97 Prozent ihrer Energie. Fortschrittliche Reaktoren könnten existierende Abfälle bald als Brennstoff nutzen.

In sechs Jahrzehnten Kernkraftnutzung ist in Deutschland nur wenig Atommüll aus gebrauchten Brennelementen entstanden: so wenig, dass man daraus einen Würfel von nur 30 Metern Kantenlänge formen könnte. Die Müllmenge ist klein, weil der Brennstoff Uran Millionen Mal dichter ist als Kohle. Zum Vergleich: Ein Kernkraftwerk braucht nur alle 12 bis 18 Monate frischen Brennstoff – etwa vier Lastwagen voller Uran. Ein Kohlekraftwerk mit gleicher Leistung dagegen braucht einen Zwei-Kilometer-Güterzug voller Kohle – täglich!

Ja. Technisch ist das einfach. Atommüll-Behälter wie zum Beispiel der Castor schirmen jede Strahlung sehr gut ab, so dass man sich ihnen gefahrlos nähern kann. Gesteinsschichten, in denen diese Behälter Jahrhunderte oder gar Jahrtausende sicher lagern könnten, sind an vielen Orten Europas vorhanden. Finnland eröffnet gerade sein Endlager Onkalo, und die Finnen sind stolz darauf. Die Niederlande verwahren ihren Atommüll in einem oberirdischen Zwischenlager, das man sogar besichtigen und obendrein eine Kunstausstellung genießen kann.
Atommüll kann man umarmen. Hier im Kernkraftwerk Palo Verde, USA. In Deutschland ist eine eigene Behörde mit über 400 Mitarbeitern dafür zuständig, ein Endlager zu finden: das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Leider hat das BASE bisher nichts unternommen, um in der Bevölkerung die Akzeptanz für ein Endlager zu erhöhen. Vor allem hat das BASE nie versucht, falsche Vorstellungen über die Gefährlichkeit von Atommüll zu korrigieren – eher im Gegenteil. Laut Gesetz soll der Standort des Endlagers bis 2031 ausgewählt sein. Dass dies laut BASE nun erst zwischen 2046 und 2068 passieren soll, weckt ernste Zweifel daran, dass Deutschland überhaupt ein Endlager will. Wir sagen: Macht nichts! Denn Recyceln ist viel besser als Endlagern.
Was wir »Atommüll« nennen, ist eigentlich ein Wertstoff. Denn die Brennelemente, die nach vier bis fünf Jahren Einsatz aus heutigen Leichtwasserreaktoren wieder herauskommen, enthalten noch 97 Prozent ihrer Energie. Allerdings wissen herkömmliche Reaktoren damit nichts anzufangen. Sie können nur 3 Prozent der Energie nutzen. Das ist so, als würden wir von einer Scheibe Brot nur einmal abbeißen, den Rest in den Abfall werfen – und dasselbe mit der nächsten Scheibe tun. In den »abgebrannten« Brennelementen steckt noch jede Menge Energie – so viel, dass wir Deutschland damit einige Jahrhunderte lang versorgen können.

Um auch die 97 Prozent des Kernbrennstoffs, die Leichtwasserreaktoren übriglassen, zu nutzen, brauchen wir sogenannte Schnelle Reaktoren. Sie können auch die Stoffe spalten und zu Strom machen, die herkömmliche Reaktoren nicht spalten können. Auch ein Schnellreaktor hinterlässt Abfälle, aber die klingen rasch ab: Nach etwa 300 Jahren ist die Strahlung harmlos.

Schnellreaktoren gibt es schon lange; ihr großflächiger Einsatz beginnt aber gerade erst. In Russland läuft der Schnellreaktor BN-800 seit Ende 2016 im kommerziellen Leistungsbetrieb. Er nutzt recycelten Kernbrennstoff und sogenanntes abgereichertes Uran, das bei der Uran-Anreicherung als Reststoff anfällt. Weltweit entwickeln zahlreiche Unternehmen solche Anlagen. Sogar Deutschland hat mit der deutsch-kanadischen Firma Dual Fluid ein Schnellreaktorprojekt. Was fehlt, ist eine Gesetzgebung, die den Einsatz moderner Kernenergie wieder ermöglicht.

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