Atommüll? Kein Problem!
Wenn die Energie für dein gesamtes westliches Leben aus Kernkraft kommt, dann passt der Müll in eine Coladose! Noch besser: Der »Müll« ist eigentlich eine kostbare Ressource. Denn die Stoffe, die heutige Leichtwasserreaktoren zurücklassen, enthalten noch 97 Prozent ihrer Energie. Fortschrittliche Reaktoren könnten existierende Abfälle bald als Brennstoff nutzen.
In sechs Jahrzehnten Kernkraftnutzung ist in Deutschland nur wenig Atommüll aus gebrauchten Brennelementen entstanden: so wenig, dass man daraus einen Würfel von nur 30 Metern Kantenlänge formen könnte. Die Müllmenge ist klein, weil der Brennstoff Uran Millionen Mal dichter ist als Kohle. Zum Vergleich: Ein Kernkraftwerk braucht nur alle 12 bis 18 Monate frischen Brennstoff – etwa vier Lastwagen voller Uran. Ein Kohlekraftwerk mit gleicher Leistung dagegen braucht einen Zwei-Kilometer-Güterzug voller Kohle – täglich!
Um auch die 97 Prozent des Kernbrennstoffs, die Leichtwasserreaktoren übriglassen, zu nutzen, brauchen wir sogenannte Schnelle Reaktoren. Sie können auch die Stoffe spalten und zu Strom machen, die herkömmliche Reaktoren nicht spalten können. Auch ein Schnellreaktor hinterlässt Abfälle, aber die klingen rasch ab: Nach etwa 300 Jahren ist die Strahlung harmlos.
Schnellreaktoren gibt es schon lange; ihr großflächiger Einsatz beginnt aber gerade erst. In Russland läuft der Schnellreaktor BN-800 seit Ende 2016 im kommerziellen Leistungsbetrieb. Er nutzt recycelten Kernbrennstoff und sogenanntes abgereichertes Uran, das bei der Uran-Anreicherung als Reststoff anfällt. Weltweit entwickeln zahlreiche Unternehmen solche Anlagen. Sogar Deutschland hat mit der deutsch-kanadischen Firma Dual Fluid ein Schnellreaktorprojekt. Was fehlt, ist eine Gesetzgebung, die den Einsatz moderner Kernenergie wieder ermöglicht.