Atommüll, der älter als 600 Jahre alt ist, müsste man essen, um davon krank zu werden. Denn nach Ablauf dieser Zeit ist der Müll so weit abgeklungen, dass seine Strahlung die Hautbarriere nicht mehr durchdringen kann. Man kann den Müll spätestens dann ohne größere Schutzmaßnahmen handhaben. Nur essen sollte man ihn besser nicht. Aber, ehrlich: Wer isst schon Keramik-, Glas- oder Metallstücke?
Interessant ist, dass die Angst vor »ewig strahlenden Atommüll« sehr verbreitet ist, gleichzeitig nur sehr wenige ein Problem mit den existierenden deutschen Giftmülldeponien haben. Dort lagern Stoffe, deren Giftigkeit tatsächlich noch in tausenden von Jahren dieselbe sein wird.
Mehr wissen
Ein Teil des verbrauchten Kernbrennstoffs besteht aus sogenannten Spaltprodukten – das sind Stoffe, die energetisch nicht mehr verwertbar sind. Spaltprodukte haben entweder eine Halbwertszeit von weniger als 100 Jahren – die meisten sogar sehr viel weniger – und sind nach einigen hundert Jahren abgeklungen. Oder sie haben eine sehr lange Halbwertszeit von über 200.000 Jahren, wie etwa Technetium-99 oder Iod-129. Diese Substanzen strahlen aber gerade wegen der langen Halbwertszeit so schwach, dass sie nur gefährlich sind, wenn sie in den Körper gelangen.
Ein anderer Teil an radioaktiven Substanzen im verbrauchten Kernbrennstoff sind die sogenannten Actinoide. Sie strahlen zwar lange, sind aber vor allem Alphastrahler und können daher die Hautbarriere nicht durchdringen. Theoretisch wäre neben dem Verschlucken nur noch das Einatmen gefährlich – da aber abgebrannter Kernbrennstoff ein Metall ist, das wiederum in Glas oder Keramik »verpackt« ist, ist das wenig plausibel bis unmöglich. Deshalb ist der Müll nach Ablauf einiger hundert Jahre nur noch sehr bedingt gefährlich.