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Steigt Frankreich aus der Kernenergie aus? Nein, eher nicht!

Gastbeitrag von Ville Tulkki

Einige Kommentatoren sind der Ansicht, der französische Präsident Macron habe in seiner Rede zur Energiestrategie am 2018-11-27 den Atomausstieg Frankreichs eingeläutet. Ville Tulkki, finnischer Experte für nukleare Sicherheit, sieht das völlig anders.

Macron hat Frankreichs Atomausstieg angekündigt? Nun, vielleicht auch nicht.

Macrons Vorgänger Hollande hatte mit den französischen Grünen vereinbart, dass bis 2025 der Anteil der Kernenergie nur noch 50 % betragen solle. Dieses Datum hat Macron jetzt mal eben um 10 Jahre in die Zukunft verschoben, mit geringen sofortigen Folgen. Der jüngste der 14 ältesten derzeit in Betrieb befindlichen Reaktoren wird im Jahr 2035 54 Jahre alt sein. Also schon ziemlich alt.

Macron erklärte auch, er unterstütze den EPR. Und es wäre sinnvoll, ein paar davon zu bauen, und sei es nur, um das Fachwissen zu erhalten.

Wer behauptet, das sei zu teuer, dem sei gesagt, dass Frankreich erneuerbare Energien jährlich mit 8 Mrd. € unterstützen will. Das ist genug, um einen EPR zu finanzieren. Pro Jahr.

Man sollte auch beachten, dass die Schließungen von ein paar Dingen abhängig sein werden, nämlich davon, dass die Nachbarn ihre Kohlekraftwerke stilllegen (hallo Deutschland, größter Kohleverbraucher in Frankreichs Nähe), dass die Kapazität der Interkonnektoren erhöht wird, dass Nachbarländer billigen und sauberen Strom bereitstellen.

Frankreich wird also einige der alten Kernkraftwerke schließen, die ohnehin ersetzt werden müssen, und ein ausgewogeneres Stromnetz anstreben. Und Frankreich wird seine Nachbarn nerven, die nicht genug für den Klimaschutz tun. Ansonsten wird es sich um seine eigene Industrie kümmern.

Gut gemacht, Macron!

Über die Nuklearia

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

Eine Antwort

  1. Die Baukosten von Flamanville 3 erhöhen sich von Ursprünglich ca. 3,3 Mrd. EUR auf 12,4 Mrd. EUR, so sehen Erfolgsgeschichten aus und die Fertigstellung sollte ca. 2012 sein und jetzt irgendwo in 2023.
    http://www.world-nuclear-news.org/Articles/EDF-warns-of-added-costs-of-Flamanville-EPR-weld-r

    Frankreich verzichtet zumindest vorerst auf den Bau neuer Atomreaktoren. Frühestens Ende 2022 werde man in dieser Angelegenheit entscheiden, sagte Umweltministerin Elisabeth Borne in der Pariser Nationalversammlung.
    https://www.dw.com/de/paris-stoppt-bau-neuer-kernkraftwerke/a-51942906

    Umweltinisterin Borne deutete in diesem Zusammenhang auch eine grundsätzliche Abkehr von der Atomkraft an: Nicht ausgeschlossen sei ein Szenario, das langfristig „Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen“ vorsehe, sagte Borne.

    Selbst wenn 2022 beschlossen wird das neue AKWs gebaut werden, vor 2035 bis 2040 kommt da kein MW an Strom heraus.

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