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Adieu, Fessenheim!

Am 22. Februar 2020 wird der erste Reaktorblock des Kernkraftwerks Fessenheim stillgelegt. Dazu erreichte uns ein Rundbrief von Lionel Taccoen, Herausgeber von »Géopolitique de l’Electricité«, den wir in deutscher Übersetzung veröffentlichen.

Die Stilllegung von Fessenheim: eine politische Entscheidung

Die Außerdienststellung von Fessenheim beginnt mit der Stilllegung des ersten Reaktorblocks am 22. Februar 2020. Der CEO des französischen Stromerzeugers EDF sagte dazu: »Es handelt sich um eine politische Entscheidung, die unsere Firmengruppe dazu zwingt, zwei gut funktionierende Reaktoren stillzulegen«, so im »Figaro« vom 13. Februar 2020. Wenn es eine politische Entscheidung ist, für welche Politik steht sie dann? Ist es die Klimapolitik? Besteht eine globale Dringlichkeit? Oder eine, die die EU oder Frankreich betrifft?

Der Energiewende-Minister bestätigte am 13. Juli 2019 auf eine Anfrage hin, dass Atomstrom CO2-frei ist – und damit genau so, wie die Stromproduktion aus Wind und Sonne. Seit seiner Inbetriebnahme hat das Kernkraftwerk Fessenheim im Durchschnitt jährlich 11 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugt. Was bedeuten diese rund 11 TWh CO2-freien Stroms pro Jahr für die französische Klimapolitik?

Fessenheim produzierte so viel Strom wie alle Solaranlagen Frankreichs zusammen

Betrachten wir zum Vergleich die Solarenergie, die immer als klimafreundliches Paradebeispiel herangezogen wird. Der französische Stromverbraucher war bereit, für diese erneuerbare Energie kräftige Strompreissubventionen zu bezahlen. Zwischen 2011 und 2017 sind dadurch die Strompreise derart angestiegen, dass mit der Subventionssumme aus diesen sechs Jahren die Kosten des EPR-Reaktors in Flamanville hätten bezahlt werden können.

Doch was ist das Ergebnis all dieser Subventionen? Dass im Jahr 2019 nach Angaben des französischen Netzbetreibers RTE gerade einmal 11,6 TWh CO2-freier Solarstrom erzeugt wurden!

Mit anderen Worten: Die Stilllegung des Kernkraftwerks Fessenheim hat auf die französische Stromerzeugung denselben Effekt, wie wenn sämtliche Solaranlagen Frankreichs stillgelegt würden.


Titelbild: Kernkraftwerk Fessenheim (Foto: Florival fr, Wikimedia Commons, Creative Commons Attribution)

Über die Nuklearia

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

6 Antworten

  1. ;-(
    Es war leider nur eine politische Entscheidung von Francois Hollande, um die Unterstützung des EELV Partei bei der 2012 Präsidentswahl zu gewinnen.
    Gleichzeitig wird Deutschland eine Kohlkaftwerk öffnen => hunderte Leute werden Krebs kriegen, dank Kohl.
    ;-(
    ;-(

  2. Gegen politische Entscheidungen helfen nur politische Entscheidungen, mehr möchte ich als Thüringen dazu nicht sagen.

  3. Wenn das 42 Jahre alte KKW Fessenheim über „zwei gut funktionierende Reaktoren“ verfügt, will ich nicht wissen, was Sie unter einem unzuverlässigen KKW verstehen.

  4. Der französische Energiekonzern EDF hat beantragt die beiden Reaktoren des Atomkraftwerks Fessenheim stillzulegen.
    Eine entsprechende Vereinbarung habe man unterzeichnet.
    Die Regierung sichert der EDF für die Stilllegung von Fessenheim eine Zahlung von etwa 400 Millionen Euro zu, ja ja so günstig ist die Kernkraft.

    https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/Betriebsgenehmigung-aufheben-Betreiber-EDF-beantragt-Stilllegung-des-AKW-Fessenheim,fessenheim-abschaltung-beantragt-100.html

    Mit 400.000.000€ kann man ca. 400.000kWp Solar errichten.
    Und die 400.000kWp erzeugen im Jahr in Südfrankreich ca. 500.000.000 kWh im Jahr.

    PS
    Bekommen die Windkraftanlagen auch Geld vom Staat für den Abbau ?

    1. Zahlen sollte man schon in Relation setzen können. 400MWp Solar sind ca. 70MW mittlere Leistung (ca. 1.500 Volllaststunden p.a.). Der abgeschaltete Reaktor hatte aber eine elektrische Nettoleistung von 880MW – also mehr als das 12,5-fache. Und das Geld wird für die vorzeitige Abschaltung von beiden Reaktoren gezahlt, die ansonsten (ausgehend von 60 Jahren Gesamtbetriebsdauer) noch fast 20 Jahre hätten weiterbetrieben werden können – übrigens ziemlich genau die maximal erwartete Lebensdauer von Solaranlagen.

      Solar hat hier also den 25-fachen Preis – zusätzlich zu dem Problem, dass die gesicherte Leistung von Solaranlagen exakt null beträgt. Was ist nochmal teurer?

      1. @amiconn
        „Der abgeschaltete Reaktor hatte aber eine elektrische Nettoleistung von 880MW – also mehr als das 12,5-fache.“

        Die 400.000.000€ sind ja nur das Geld für die „Verabschiedung“ vom Steuerzahler für die Stilllegung sonst nichts und einmalig.
        Für die einmaligen 400.000.000€ bekommt man ca. 500GWh aber jedes Jahr von Solar.

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