Darf Kernenergie umweltfreundlich sein?

»Darf Kernenergie umweltfreundlich sein?«, fragt die Deutsche Welle (DW)

Dual-Fluid-Reaktor

Der Beitrag der DW beantwortet die Frage nicht selbst, sondern überläßt die Antwort dem Leser. Der bekommt dazu gut recherchierte Informationen über den Dual-Fluid-Reaktor (DFR) an die Hand. Dieser Reaktor, der bislang erst auf dem Papier des Instituts für Festkörper-Kernphysik (IFK) existiert, entschärft langlebigen, hochradioaktiven Atommüll aus gebrauchten Brennelementen, indem er ihn als Brennstoff verwendet – Brennstoff, der nicht in Form fester Brennelemente vorliegt, sondern als geschmolzene Uran- oder Plutoniumchloridsalze beziehungsweise als Salze der übrigen Transurane. Diese Salzschmelze zirkuliert durch den Reaktorkern, wo die hitzeerzeugende Kettenreaktion stattfindet, und fließt dann durch eine interne Aufarbeitungsanlage, die kontinuierlich Spaltprodukte aus der Salzschmelze entfernt und frischen Brennstoff nachliefert. Weitere Informationen, etwa zur Kühlung oder zur Sicherheit des DFR, stehen im DW-Artikel und natürlich auf der DFR-Homepage. Letztere macht auch Aussagen zur Effizienz des DFR.

»Darf Kernenergie umweltfreundlich sein?« Natürlich nicht, sagen Marco Voigt und Sven Krüger

Den Initiatoren der GreenTec Awards ist Kernenergie im allgemeinen und der Dual-Fluid-Reaktor im besonderen ein Greuel. Da spielt es überhaupt keine Rolle, daß der DFR Atommüll vernichtet, die Radioaktivität auf der Erde vermindert, klimafreundlich und preiswert Strom und Sprit erzeugt, die Tür zur Hochtemperaturprozeßchemie öffnet und ganz neue Recycling- und Umweltverfahren erschließt. Nein, der DFR ist nuklear und damit per Definition und per Ideologie ungrün. Das reicht als Ausschlußkriterium von den GreenTec Awards. Was kümmern uns da die Fakten?

Allerdings hatten Krüger und Voigt bei der Bewerbung des DFR zu den diesjährigen GreenTec Awards zunächst übersehen, daß es sich um Nuklearkram handelt. Gut, das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wäre der Dual-Fluid-Reaktor unerkannt irgendwo in der anonymen Masse der rund 180 Bewerber geblieben. Aber das ignorante Internet-Volk mußte das Ding ja unbedingt per Online-Voting und mit überaus klarem Vorsprung in die Endrunde hieven! Das schmerzt wie ein Dorn im Fuß! Eine nachträgliche Regeländerung sollte den ungeliebten Bewerber aus dem Rennen werfen. Durch zwei Instanzen mußten die DFR-Macher gehen, um per einstweiliger Verfügung die Denominierung rückgängig zu machen und doch noch die Zulassung zur Endrunde zu erwirken.

Zuletzt jedoch der bittere Rückschlag für die Verfechter grüner Kernenergie: GreenTec gelang es, noch vor der Gala am heutigen 30. August einen Termin für eine mündliche Verhandlung in der Hauptsache am Landgericht Berlin zu bekommen. In dieser Verhandlung lehnte Einzelrichter Thiel (wie schon zuvor bei seiner Entscheidung zur einstweiligen Verfügung) das Ansinnen des IFK ab und gab Voigt und Krüger recht. Damit ist der DFR wieder draußen. Zwar legte das IFK sofort Berufung ein, doch hat das nun zuständige Berliner Kammergericht noch keinen Verhandlungstermin anberaumt. Höchstwahrscheinlich wird das Kammergericht wie bei der einstweiligen Verfügung erneut für den Dual-Fluid-Reaktor entscheiden, doch käme das für die Gala zu spät. Ein nachträgliches Urteil ist aber trotzdem wichtig: Es wäre nicht nur eine späte Genugtuung für das IFK-Team, sondern dürfte auch eine saftige Schadenersatzzahlung seitens GreenTec bedeuten. Dort nimmt man diese Möglichkeit wohl billigend in Kauf. Offenbar ist dafür auch genügend Geld in der grünen Kriegskasse. Hauptsache, man vermeidet eine öffentliche Präsentation des Dual-Fluid-Reaktors!

Immerhin haben die Greentecs dem IFR zwei Eintrittskarte »für Nominierte« ausgestellt – verbunden mit der Aufforderung, sich während der Gala friedlich zu verhalten. Dieser Bitte will das IFR-Team gern nachkommen. »In unseren Kreisen ist es eher üblich, sich durch begutachtete Veröffentlichungen auszutauschen, nicht durch faule Eier«, ist auf der Facebookseite des Dual-Fluid-Reaktors zu lesen.

»Darf Kernenergie umweltfreundlich sein?« Sie darf nicht nur, sie ist es, sagen Umweltschützer

Dabei berufen sich die Umweltschützer etwa auf eine Studie von James E. Hansen und Pushker A. Kharecha, die für den Zeitraum von 1971 bis 2009 vorrechnet, daß Kernenergie mehr als 1,8 Millionen vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung verhindert hat. Gleichzeitig habe Kernenergie den Ausstoß von Treibhausgasen im Umfang von 64 Gigatonnen CO2-Äquivalent verhindert.

Überhaupt erkennen immer mehr Menschen, die eigentlich keine Kernkraftfreunde sind, daß Kernenergie für eine wirksame Bekämpfung des Klimawandels unverzichtbar ist. Prominentes Beispiel dafür ist Stephen Tindale, der sich nach 20 Jahren als Antiatomaktivist – davon fünf in der Leitung von Greenpeace UK – nun für Kernenergie einsetzt. Kernkraft sei nicht perfekt, aber allemal besser als Strom aus fossilen Energiequellen wie Kohle, Öl oder Gas. Und die erneuerbare Energien seien noch auf Jahrzehnte hinaus nicht in der Lage, eine 100-Prozent-Versorgung sicherzustellen, so Tindale. Dafür emittiere Kernenergie aber ebensowenig CO2 wie Windkraft und deutlich weniger als Solarenergie – von fossilen Energien ganz zu schweigen. Die britischen Liberaldemokraten sollten Kernenergie daher in ihr Parteiprogramm aufnehmen, plädiert Tindale.

Auch bei der Sicherheit kann Kernenergie punkten: Sie fordert pro erzeugter Strommenge weniger Opfer als sämtliche anderen Stromerzeugungsarten. Beispielsweise sterben durch Photovoltaik viermal mehr Menschen als durch Kernkraft. Fossile Energien liegen hinsichtlich der Opfer pro Terawattstunde ohnehin jenseits von Gut und Böse, besonders Kohle. Die guten Zahlen für Kernenergie gelten übrigens nicht erst für die künftigen, inhärent sicheren Kernreaktoren wie den Dual-Fluid-Reaktor, sondern bereits für die aktuellen Meiler.

Neuer Schwung

Der Dual-Fluid-Reaktor und die GreenTec-Awards-Posse haben neuen Schwung in die Kernkraftdiskussion in Deutschland gebracht, wie die jüngsten Veröffentlichungen in den Medien zeigen. Sogar ohne Präsentation bei den GreenTec Awards hat es der DFR immerhin in die Welt, die Wirtschaftswoche, die Technology Review, die Schweizer Weltwoche, die Neue Osnabrücker Zeitung, Telepolis und in den Bayernkurier geschafft – ganz zu schweigen von zahlreichen Blogs.

Für mich persönlich das eindrücklichste Aha-Erlebnis der letzten Wochen: Es gibt viel mehr Pro-Kernkraft-Leute, als ich vorher gedacht hatte! Und das ist eine echte Graswurzelbewegung mit lauter Enthusiasten, die sich um der Sache selbst willen engagieren und nicht, weil sie irgendeine Atomlobby vorgeschickt hätte. (Seit dem Abgang von Jürgen Großmann bei RWE gibt es in Deutschland sowieso keine Atomlobby mehr.) Einige Gleichgesinnte haben schon angekündigt, bei meinem Vortrag »Wohin mit dem Atommüll?« am 10. September in Erlangen dabei zu sein. Ich freue mich schon auf das persönliche Kennenlernen!

Die nukleare Graswurzel-Community hat in Sachen DFR vor und hinter den Kulissen einiges bewirkt, und ich habe das Vergnügen und die Ehre, Teil dieser Gemeinschaft zu sein und auch etwas beitragen zu können. Ich hoffe sehr, daß wir diesen durch den DFR induzierten Schwung nutzen können, daß wir gemeinsam Dinge tun, die einzelne nicht schaffen können. Die Antiatomaktivisten sind mit BUND, Greenpeace und so weiter derzeit noch viel besser organisiert als die Kernkraftbefürworter. Das muß sich ändern!

Da kommt die Idee gut an, nicht nur die AG Nuklearia als ungeliebtes Stiefkind der Piratenpartei zu haben, sondern den Nuklearia e.V. als parteiunabhängigen Verein zu gründen. Solch ein Verein kann auch Leute erreichen, die sich für Kernenergie einsetzen wollen, jedoch mit Politik nichts und mit den Piraten noch viel weniger am Hut haben. Die Vereinssatzung haben wir bereits fast fertig ausgearbeitet; weitere Schritte und die Gründung werden folgen. Wer mitmachen will, kann sich gern bei mir melden!

Schilddrüsenkrebs – Was ist eigentlich normal?

18 von 210.000 bislang untersuchten Kindern in Fukushima hätten Schilddrüsenkrebs, meldete heute der japanische Fernsehsender NHK. Bei 25 Kindern bestünde ein Krebsverdacht; weitere 150.000 Kinder würden noch untersucht.

Die deutschen Medien griffen diese Meldung in bekannter Weise dankbar auf und brachten sie sogleich mit dem Reaktorunglück im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi in Zusammenhang, wie zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung. Sie brachte die Krebserkrankungen und den Austritt radioaktiven Wassers aus einem undichten Tank im selben Artikel. So behauptet die Süddeutsche zwar keinen Kausalzusammenhang, legt ihn aber dem Leser überaus deutlich nahe.

Nun ist diese Sorge ja in der Tat berechtigt. Immerhin kam es nach der Tschernobyl-Katastrophe laut WHO in Weißrußland, Rußland und der Ukraine zu fast 5.000 Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.

Im Vergleich dazu erscheint eine Zahl von 18 Erkrankungen recht klein, obwohl jede einzelne für die Betroffenen natürlich mit Angst und Unsicherheit verbunden ist. Immerhin ist Schilddrüsenkrebs sehr gut zu behandeln.

Sind 18 Fälle nun viel oder wenig? Was ist eigentlich normal? Schilddrüsenkrebs tritt ja nicht nur im Umkreis havarierter Kernkraftwerke auf, sondern überall auf der Welt. Wieviele Menschen sind betroffen? Ich habe ein bißchen gegoogelt, einen Strahlenmediziner gefragt und ein paar spannende Fakten entdeckt.

Abbildung 1: Schilddrüsenkrebs: Jährliche Neuerkrankungs- und Sterbefälle sowie altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten (Europastandard) nach Geschlecht, Deutschland 1980–2004, ICD-10 (Quelle: Robert-Koch-Institut)

Mehr Frauen als Männer

Laut Robert-Koch-Institut erkrankten im Jahr 2005 in Deutschland 3.500 Frauen und 1.500 Männer an Schilddrüsenkrebs. Das sind 7 von 100.000 Frauen und 3 von 100.000 Männern (Abbildung 1).

Abbildung 2: Schilddrüsenkrebsdiagnosen nehmen zwischen 1997 und 2006 am stärksten zu. (Quelle: National Cancer Institute)

Zahl der Erkrankungen steigt Jahr für Jahr

Was Abbildung 1 auch zeigt: Die Zahl der Schilddrüsenerkrankungen steigt von Jahr zu Jahr deutlich an. Bei Frauen ist dieser Trend stärker ausgeprägt als bei Männern. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern eine weltweite Beobachtung. In den USA beispielsweise wächst Schilddrüsenkrebs mit Abstand am stärksten, während andere Krebsart weniger stark zulegen oder gar zurückgehen (Abbildung 2).

Die Ursache für die hohe Zunahme der Schilddrüsenkrebsdiagnosen ist vollkommen unbekannt. Sie liegt jedenfalls nicht nur an verbesserten Diagnosemöglichkeiten.

Überlebenswahrscheinlichkeit steigt

Glücklicherweise läßt sich Schilddrüsenkrebs sehr gut behandeln – je früher erkannt, desto besser. Während die Zahl der Erkrankungen jährlich steigt, geht die Anzahl der Sterbefälle zurück, bei Frauen wiederum ausgeprägter als bei Männern (Abbildung 1).

Ethnische Unterschiede

Deutliche Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Ethnien (früher: Rassen). Unter Weißen in den USA liegt die Schilddrüsenkrebshäufigkeit doppelt so hoch wie unter Schwarzen.

Abbildung 3: Schilddrüsenkrebs (C73), weltweite altersstandardisierte Inzidenzraten, Weltregionen, Schätzungen 2008 (Quelle: Cancer Research UK)

Regionale Unterschiede

Ebenso bestehen Unterschiede in der Schilddrüsenkrebshäufigkeit zwischen verschiedenen Weltregionen (Abbildung 3).

Abbildung 4: Schilddrüsenkrebs (C73), europaweite altersstandardisierte Inzidenzraten, EU-27-Länder, Schätzungen 2008 (Quelle: Cancer Research UK)

Europa

Doch auch innerhalb des vergleichsweise kleinen Europas bestehen von Land zu Land erstaunliche Unterschiede (Abbildung 4).

Und Fukushima?

Die Behörden in der Präfektur Fukushima weisen darauf hin, man könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Krebserkrankungen auf das Reaktorunglück zurückzuführen sind oder nicht. Das ist unter Berücksichtigung des oben Gesagten wohl plausibel.

Leider geht aus der Meldung aus Japan nicht hervor, auf welchen Zeitraum sich die Zahl der neu erkrankten Kinder bezieht, wie es mit Neuerkrankungen bei Erwachsenen aussieht und wie groß die Grundgesamtheit ist. Sicherlich werden wir in Zukunft noch genauere Daten aus Fukushima bekommen. Doch die jetzt bekanntgewordenen Zahlen lassen keinen Anstieg der Schilddrüsenkrebsfälle um Größenordnungen erkennen, wie ihn manche befürchten.

Links

Pro-Atom-Knigge

“Ich habe bemerkt”, sagte Herr K., “dass wir viele abschrecken von unserer Lehre dadurch, dass wir auf alles eine Antwort wissen. Könnten wir nicht im Interesse der Propaganda eine Liste der Fragen aufstellen, die uns ganz ungelöst erscheinen?”
–Bert Brecht

 

In diesem Artikel möchte ich auf einige Unarten hinweisen, die meiner Beobachtung nach unter Pro-Atom-Aktivisten recht verbreitet sind – nicht allein deshalb, weil sie stören und mir schlechter Stil zu sein scheinen, sondern auch, weil sie uns in ein schlechtes Licht rücken und unglaubwürdig erscheinen lassen.
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Dual-Fluid-Reaktor: Der Streit geht in die nächste Runde

Wie berichtet, haben die Macher des Dual-Fluid-Reaktors, also das Institut für Festkörper-Kernphysik, eine einstweilige Verfügung erwirkt, die den DFR für die Endrunde der GreenTec Awards nominiert. Nun gilt eine einstweilige Verfügung allerdings, wie der Name schon sagt, nur einstweilig, nämlich bis ein reguläres Gerichtsurteil in der Sache ergangen ist.

Gerichte sollten einem Verfahren Priorität einzuräumen, wenn eine einstweilige Verfügung erlassen wurde. Deshalb hat das Landgericht Berlin zügig einen ersten Verhandlungstermin angesetzt, und zwar den nächsten Mittwoch, 21. August, 13:00 Uhr – also vor der GreenTec-Gala am 30. August.

Ort der Verhandlung ist das Landgericht Berlin, Tegeler Weg 17–21, 10589 Berlin. Die Geschäftsführer der beiden Parteien müssen anwesend sein.

Es bleibt spannend!

300 Tonnen täglich – Wie gefährlich ist das Fukushima-Wasser?

Neulich hatte ich hier über 100 Tonnen sauberes Grundwasser geschrieben, die TEPCO, Betreiberfirma des Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi, täglich ins Meer leiten möchte, aber nicht darf. Seit dem 7. August 2013 wissen wir, daß unabhängig davon jeden Tag 300 Tonnen radioaktives Wasser ins Meer fließen, wie etwa die englischsprachige Japan Times berichtet. Woher kommt dieses Wasser? Wieso wird es radioaktiv? Wie kann man verhindern, daß es ins Meer fließt? Und vor allem: Wie gefährlich ist das eigentlich?

1.000 Tonnen Wasser strömen nach Aussage des japanischen Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie täglich aus dem höher gelegenen Gelände westlich des Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi hinunter in die Anlage – dorthin, wo die Reaktorruinen 1 bis 4 stehen.

1.000 m³ Wasser fließen täglich aus höher gelegenem Gelände ins Kraftwerksgelände (Quelle: Kyodo)

Drei Teile Wasser

Bisher wußten wir nur von 400 Tonnen Wasser, die in die Kellergeschosse der Reaktor- und Turbinengebäude eindringen und dort radioaktiv kontaminiert werden. Dieses Wasser pumpt TEPCO ab, dekontaminiert es und verwendet einen Teil davon zum Kühlen der Reaktoren. Der Rest wandert in die Ansammlung von Tanks, die wie ein Krebsgeschwür wuchert und inzwischen große Teile des Kraftwerksgelände bedeckt.

Weitere 300 Tonnen – und das ist neu – gelangen unterirdisch vermutlich zwischen oder unter den Reaktor- und Turbinengebäuden hindurch weiter nach Osten in den Bereich zwischen Turbinenhäusern und Hafenbecken. Hier befinden sich hohe Konzentrationen radioaktiver Isotope im Boden, vor allem Cäsium-137, Cäsium-134, Strontium-90 und Tritium. Sie stammen vermutlich aus einem oder mehreren beschädigten unterirdischen Kanälen, die mit den Kellergeschossen der Turbinenhäuser verbunden sind. Das eindringende Wasser nimmt diese radioaktiven Stoffe auf und spült sie ins Meer, genauer: ins Hafenbecken des Kraftwerks.

Darüber hinaus gelangen weitere 300 Tonnen der ursprünglichen 1.000 Tonnen ins Meer, ohne zuvor kontaminiert zu werden.

Kriselnde Krisenkommunikation

Bezeichnend: nicht TEPCO gibt diese schlechte Nachricht bekannt, sondern das japanische Wirtschaftsministerium. Es zieht diese Schlußfolgerung aus den von TEPCO erhaltenen Wasserstandsdaten. Inzwischen mußte aber auch ein TEPCO-Sprecher zugeben, daß dem so sei. Schlimmer noch: TEPCO habe dies alles bereits seit zwei Jahren gewußt. Die Frage, warum man erst jetzt damit an die Öffentlichkeit gehe, konnte der Sprecher nicht beantworten.

Dies ist eine weitere Peinlichkeit in einer Serie von Pleiten, Pech, Pannen, Fehlern und Verschleierungen der Betreiberfirma. Ihre Maßnahmen sind teils dilettantisch; Fehler und Negativfakten werden erst dann zugegeben, wenn sie nicht mehr zu leugnen sind. Wie will TEPCO durch solch ein Verhalten jemals wieder Vertrauen aufbauen? Krisenkommunikation sieht anders aus, wie auch TEPCO bei Peter M. Sandman nachlesen könnte.

Aber vielleicht ist TEPCO ja einfach noch nicht soweit. Schließlich kam das Unternehmen erst im Nachgang des Fukushima-Unglücks darauf, daß Risikokommunikation eine gute Idee sei – siehe TEPCO-Pressemitteilung vom 12. Dezember 2012. Laut Anhang 2, Maßnahme 6, ist die entsprechende Organisationsstruktur seit April am Start. Doch ganz offensichtlich gibt es noch erheblichen Aufholbedarf!

Was kann man tun?

Was kann man gegen die radioaktiven Freisetzungen tun?

Uferversiegelung

Zuletzt hatte TEPCO an der Uferbefestigung des Hafens Chemikalien in den Boden eingebracht, um ihn zu versiegeln und so eine wasserundurchlässige Barriere zu errichten. Sie sollte das radioaktive Wasser im Boden halten und am Austritt ins Hafenbecken hindern. Leider funktioniert sie nicht. Denn die Barriere beginnt aus technischen Gründen nicht direkt an der Erdoberfläche, sondern reicht erst ab einer Bodentiefe von 1,80 m weiter nach unten. Der obere Bereich bleibt also nach wie vor wasserdurchlässig. Das Grundwasser ist inzwischen weiter angestiegen, hat die Oberkante der Bodenversiegelung überschritten und fließt ins Meer.

Einfrieren des Bodens soll das Grundwasser draußen halten. (Quelle: Kyodo)

Bodenvereisung

Jetzt wird diskutiert, den Boden um die Reaktor- und Turbinengebäude einzufrieren. Ist der Boden gefroren, könne das Wasser gar nicht erst eindringen. Dazu ist eine technisch aufwendige Konstruktion nötig, die Kühlmittel an vielen Stellen durch den Boden führt und diesen gefrieren läßt. Vor 2015 dürfte das nicht fertig sein. Wirtschaftsminister Suga will finanzielle Mittel bereitstellen.

Zwar hieß es zunächst, da so etwas noch nie zuvor gebaut wurde, sei mit Kinderkrankheiten zu rechnen. Das ist aber falsch. Ich fand dazu einen aufschlußreichen Artikel, der darauf näher eingeht. Bodenvereisung ist danach ein seit Jahrzehnten in Hunderten von Projekten praktiziertes Verfahren. Erschwerend komme ich Fukushima-Daiichi die Radioaktivität im Boden auf der Ostseite hinzu, aber wenn von Westen her kein weiteres Grundwasser nachströme, wäre schon viel gewonnen.

Wasser abpumpen

Am Freitag, 9. August 2013, hat TEPCO damit begonnen, Wasser aus dem Boden vor dem Hafenbereich abzupumpen. Das kann die Kontaminierung des Meerwassers aber nur reduzieren und nicht verhindern. Und die Tanks werden schneller voll – ein weiteres Problem, das irgendwann nur noch durch Abpumpen dekontaminierten Wassers ins Meer zu lösen sein wird. Die Tankkapazitäten hielten länger vor, wenn sich die Fukushima-Fischer nicht noch immer gegen die Ableitung unbelasteten Wassers ins Meer sperrten.

Wie gefährlich ist das?

Bleibt die Frage nach den Folgen. Wie schlimm ist denn das radioaktive Wasser eigentlich? In den Medien ist meist von »hoher« oder »sehr hoher« Radioaktivität die Rede. Konkrete Zahlen sind selten, und wenn sie doch mal vorkommen, werden sie nicht erklärt oder in einen Zusammenhang gestellt.

Die Meßwerte, die TEPCO in Probebohrungen auf dem Gelände zwischen Turbinenhäusern und Hafen ermittelt und veröffentlicht – etwa die vom 9. August 2013 –, weisen als Maximalwert 11.000 Becquerel pro Liter (Bq/l) Cäsium-134 und 22.000 Bq/l Cäsium-137 aus. Der Maximalwert für Betastrahler liegt an zwei Tagen bei jeweils 900.000 Bq/l.

Laut Klassifizierung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) für radioaktive Abfallstoffe fallen selbst diese Höchstwerte in die Kategorie schwachradioaktiv. Sie liegen sogar noch um eine Größenordnung unterhalb dessen, was als mittelaktiv zählt – und hochradioaktiv ist noch ein paar Größenordnungen entfernt. Für schwachaktive Abfälle ist weder Abschirmung noch Kühlung erforderlich. Selbstverständlich darf man aber auch schwachaktive Abfälle nicht einfach ins Meer leiten, genausowenig, wie man seinen kaputten Fernseher oder anderen Müll hineinschmeißen darf.

Um einen ungefähren Eindruck davon zu bekommen, wo das radioaktive Wasser in Fukushima auf einer Skala zwischen »ungefährlich« und »tödlich« liegt, wollen wir etwas genauer hinschauen.

Natürliche und künstliche Radioaktivität

»Strahlung tötet!« Das wissen Antiatomaktivisten, und sie haben damit recht – jedenfalls dann, wenn es um hohe Strahlendosen und um die dadurch ausgelöste Strahlenkrankheit geht:

  • Bei einer Äquivalentdosis zwischen 200 und 500 Millisievert (mSv) reduziert sich die Zahl der roten Blutkörperchen.
  • Eine Dosis von 1.000 bis 2.000 mSv (= 1 – 2 Sv) führt bei 10 Prozent der Betroffenen innerhalb von 30 Tagen zum Tod.
  • Dosen ab 6.000 mSv sind für alle Betroffenen tödlich, es sei denn, sie werden sofort intensivmedizinisch behandelt.

Was unterhalb von 200 mSv liegt, gilt als Niedrigstrahlung. Ihre Folgen sind umstritten; vor allem werden Krebs und Erbgutveränderungen vermutet. Hier ginge der Slogan »Strahlung tötet!« an der Realität vorbei. Denn dann wären wir alle längst tot, sind wir doch ständig ionisierender (»radioaktiver«) Strahlung ausgesetzt.

Die natürliche Hintergrundstrahlung sorgt bei allen Menschen im Mittel für eine jährliche Strahlenexposition von 2,4 mSv. Dieser Wert ist jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich. In Japan beispielsweise sind es nur 1,5 mSv, in den USA hingegen 3,1 mSv, also mehr als das Doppelte.

Hinzu kommen Strahlendosen aus künstlichen Quellen, vor allem aus der Medizin. Im internationalen Mittel liegt dieser Wert bei 0,61 mSv. In hochentwickelten Ländern ist die Exposition deutlich höher: In Japan sind es rund 2,3 mSv, in den USA 3,1 mSv, die jeder Einwohner im Schnitt zusätzlich erhält. Das hängt mit der fortschrittlicheren Medizin in diesen Ländern zusammen, die eine weitergehende radiologische Diagnostik und Therapie ermöglicht.

Der Beitrag der Kernenergie liegt übrigens im Schnitt 0,0002 mSv bzw. bei bis zu 0,02 mSv in der Nähe von Kernkraftwerken.

Alle obigen Angaben stammen aus dem englischen Wikipedia-Artikel “Background Radiation”.

  • Wir halten fest: Im Durchschnitt erfährt jeder Mensch pro Jahr eine Dosis von rund 3 mSv, teilweise aber auch erheblich mehr, z.B. über 6 mSv in den USA.

Einige Gegenden der Erde ragen übrigens nochmals deutlich nach oben aus diesem Rahmen heraus, weil sie eine um ein Vielfaches höhere Hintergrundstrahlung haben. Nach der LNT-Hypothese (Linear No Threshold), die noch immer die Grundlage des Strahlenschutzes bildet, müßten in diesen Gegenden eigentlich erheblich mehr Krebsfälle als anderswo auftreten. Das LNT-Modell nimmt nämlich einen linearen Zusammenhang zwischen Dosis und Strahlungsfolgen an, so daß in einem Gebiet mit einer Strahlung von 10 Millisievert pro Jahr (mSv/a) die Krebsrate zehnmal höher sein sollte als in einem Gebiet mit 1 mSv/a. Das bestätigt sich in der Realität allerdings nicht.

Man verwendet das LNT-Modell daher nur noch im Strahlenschutz, um mit Zahlen zu rechnen, mit denen man in jedem Fall auf der sicheren Seite ist. Die meisten Strahlenmediziner gehen davon aus, daß das strahlungsbedingte Krebsrisiko erst ab einer Dosis von 100 mSv nennenswert zu steigen beginnt. Unterhalb von 100 mSv ist keinerlei Zusammenhang zwischen Dosis und Krebserkrankung nachweisbar.

Grenzwerte

Kurz noch ein Blick auf Grenzwerte. Sie definieren Maximalkonzentrationen von Schadstoffen. Beispielsweise hat Kanada den Grenzwert des radioaktiven Wasserstoffisotops Tritium im Trinkwasser auf 7.000 Bq/l festgelegt.

Warum gerade Kanada? Weil das kanadische Gesundheitsministerium die Sache mit den Grenzwerten sehr gut und ausführlich erläutert.

Warum gerade 7.000 Bq/l? Die Überlegung dazu sieht so aus:

  1. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte Radioaktivität in Lebensmitteln höchstens zu einer jährlichen Äquivalenzdosis von 1 mSv führen. Trinkwasser macht davon 10 Prozent aus, also 0,1 mSv.
  2. Wir gehen davon aus, daß Erwachsene täglich zwei Liter trinken, also 730 Liter im Jahr. Kinder haben ein geringeres Körpergewicht, trinken aber auch weniger.
  3. Die 0,1 mSv/a verteilen wir auf diese 730 Liter und rechnen aus, wieviele Becquerel (Zerfälle pro Sekunde) welcher Substanz notwendig sind, um die Dosis zu erreichen. Diese Umrechnung müssen wir für jedes radioaktive Isotop separat machen, weil die Wirkung auf den Körper, die Verweildauer im Körper usw. unterschiedlich ist. Beispielsweise emittiert Tritium nur eine schwache Betastrahlung, während die von Cäsium-137 ausgehende Gammastrahlung deutlich energiereicher ist. Die nötigen Umrechnungsfaktoren, die Dosiskoeffizienten, kann man in ICRP Publication 119: Compendium of Dose Coefficients based on ICRP Publication 60 nachschlagen. Damit ergeben sich (in Kanada) als Grenzwerte 7.000 Bq/l für Tritium, 10 Bq/l für Cäsium-137, 7 Bq/l für Cäsium-134 und 5 Bq/l für Strontiom-90. Manche Organisationen oder Staaten setzen eine höhere oder niedrigere jährliche Maximaldosis oder eine andere tägliche Trinkwassermenge an und kommen dadurch zu anderen Grenzwerten, aber das Prinzip ist immer dasselbe.

Grenzwerte gelten für die regelmäßige Einnahme über einen längeren Zeitraum, nicht für Ausnahmesituationen.

Folgende Zahlen sollten wir im Hinterkopf behalten, um das radioaktive Wasser in Fukushima besser beurteilen zu können:

  • 0,1 mSv/a: jährlicher Grenzwert für Trinkwasser
  • 1 bis 6 mSv/a: jährliche Strahlenexposition der Weltbevölkerung, teilweise höher
  • 100 mSv: Nachweisgrenze für Kausalzusammenhang zwischen Strahlung und Krebs

Definitiv kein Trinkwasser! (Quelle: Wikimedia Commons)

Kein Trinkwasser

Für die Bewertung des Wassers in den Bohrlöchern stellen wir uns jetzt einen möglichst schlimmen Cocktail zusammen. Er soll für jedes Isotop den Maximalwert enthalten und zwar egal, in welchem Bohrloch dieser Wert gemessen wurde. Der Einfachheit halber beschränken wir uns auf die vier wichtigsten Isotope. Zum Ausgleich fügen wir der Summe pauschal 25 Prozent für alle übrigen Isotope hinzu. Es ergibt sich folgendes Bild:

Isotop Grenzwert Kanada Maximum Überschreitungsfaktor Dosis pro Jahr Dosis pro Tag
Cäsium-134 7 Bq/l 11.000 Bq/l 1.600 160 mSv 0,43 mSv
Cäsium-137 10 Bq/l 22.000 Bq/l 2.200 220 mSv 0,60 mSv
Tritium 7.000 Bq/l 900.000 Bq/l 130 13 mSv 0,035 mSv
Strontium-90 5 Bq/l 1.200 Bq/l 240 24 mSv 0,066 mSv
Summe plus pauschal 25 % für nicht berücksichtigte Isotope: 520 mSv 1,4 mSv

Das Wasser in den Bohrlöchern hat natürlich definitiv keine Trinkwasserqualität. Die radiologischen Werte sind viel zu hoch und die sonstigen Verunreinigungen vermutlich auch. Besonders die Cäsiumwerte dominieren. Demgegenüber fallen Tritium und Strontium nur wenig ins Gewicht.

Nun nehmen wird als Gedankenexperiment an, jemand käme auf die Idee, an einem Tag zwei Liter Wasser aus diesem Bohrloch zu trinken. Würde er davon sterben oder erkranken? Er handelte sich eine Dosis von 1,4 mSv ein. Nein, sterben würde er daran nicht, ist das doch nur etwa ein Viertel dessen, was bei einer Computertomographie des Abdomens herumkommt. Zu einer Gewohnheit sollte er das allerdings nicht machen, denn bei regelmäßiger Einnahme von zwei Litern täglich käme er nach gut zwei Monaten über die 100-mSv-Grenze. Dann würde die Krebsgefahr zu klettern beginnen und er könnte anfangen, sich etwas Sorgen zu machen.

Und im Meer?

Im Meer, genauer: im Hafenbecken, das vom Ozean durch Molen und Schlickabtrennungen separiert ist, kommt das radioaktive Wasser verdünnt an. TEPCO nimmt auch hier regelmäßig Wasserproben und veröffentlicht die Ergebnisse, siehe etwa die vom 9. August 2013. (TEPCO bezeichnet die Maximalwerte der Radioaktivitätsdichte auf Seite 5 und 6 als Maximalwerte der Dosis – ein Lapsus, der einem Kernkraftwerksbetreiber eigentlich nicht passieren darf.)

Machen wir hier dasselbe wie oben und nehmen die Maximalwerte der verschiedenen Messungen und Meßpunkte seit dem 14. Januar 2013, so ergibt sich folgendes:

Isotop Grenzwert Kanada Maximum Überschreitungsfaktor Dosis pro Jahr Dosis pro Tag
Cäsium-134 7 Bq/l 350 Bq/l 50 5,0 mSv 0,014 mSv
Cäsium-137 10 Bq/l 770 Bq/l 77 7,7 mSv 0,021 mSv
Tritium 7.000 Bq/l 3.100 Bq/l 0,44 0,044 mSv 0,00012 mSv
Strontium-90 5 Bq/l 7,4 Bq/l 1,5 0,15 mSv 0,00041 mSv
Summe plus pauschal 25 % für nicht berücksichtigte Isotope: 16 mSv 0,044 mSv

Insgesamt bleibt ein zwiespältiges Bild. Einerseits gelangt hier eine deutliche Menge an Radionukliden ins Meer. Andererseits ist bei weitem nicht mit der gewaltigen Umweltkatastrophe zu rechnen, die manche befürchten. Die Auswirkungen dürften gering sein und zeitlich und räumlich begrenzt bleiben. Messungen weiter draußen im Meer zeigen erwartungsgemäß mit wachsendem Abstand vom Kernkraftwerk deutlich geringere Radionuklidkonzentrationen. Laut TEPCO-Veröffentlichung vom 26. Juli 2013 (Seite 9) liegen die Cäsium-Werte in 3 km Abstand unterhalb von 0,1 Bq/l, in 15 km Abstand bei 0,01 Bq/l. Man vergleiche dies mit den oben genannten Grenzwerten für Trinkwasser!

Fischers Fritz

Am meisten dürften die Fischer der Region unter den Folgen des Radioaktivitätseintrags ins Meer zu leiden haben. Sie haben ihre Testfänge in der Nähe von Fukushima-Daiichi nach Bekanntwerden der Freisetzungen eingestellt. Zwar liegen die Maximalwerte der meisten Fischarten in 20 km Umkreis um das Kernkraftwerk unterhalb des verschärften Grenzwertes von 100 Bq/kg, und bis auf zwei liegen alle unter dem alten, vernünftigeren Grenzwert von 500 Bq/l. Doch selbst wenn überhaupt keine Radionuklide mehr nachweisbar wären oder sie unterhalb des Grenzwertes lägen, dürften es Fische aus Fukushima am Markt schwer haben – nicht wegen einer objektiven Gesundheitsgefährdung, sondern wegen der Ängste der Verbraucher.

Forschungsergebnisse der Tohoku University in Sendai und der Tokyo University, über die Asahi Shimbun am Montag, 12. August 2013, berichtet, bestätigen meine Einschätzung. Obwohl seit über zwei Jahren radioaktives Wasser ins Meer fließt, weisen Pflanzen und Tiere in den flachen Küstengewässern vor Fukushima und Iwaki nur geringe Radioaktivitätswerte auf, die fast alle deutlich unter den strengen japanischen Grenzwerten liegt. Also kein Grund zur Panik!

Höhere Radionuklidkonzentrationen finden sich in der Tat nur unmittelbar am Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi. Die Fischer mögen die Aufräumarbeiten dort bitte nicht unnötig erschweren und sich nicht länger gegen die Einleitung unbelasteten Wassers ins Meer sperren!

Links

Aktualisierungen

  • 2013-08-14: Forschungsergebnisse der Tohoku University und der Tokyo University zur Radioaktivität im Meer vor Fukushima eingearbeitet und verlinkt: Diese Radioaktivität ist recht niedrig.
  • 2013-08-15: Artikel zum Thema Bodenvereisung eingearbeitet und verlinkt: Bodenvereisung ist ein etabliertes Verfahren.

GreenTec-Info zum DFR-Gerichtsbeschluß

Mir wurde heute anonym, aber vermutlich von einem Jury-Mitglied der GreenTec Awards, ein Text zugespielt, in dem die Veranstalter der GreenTec Awards, Sven Krüger und Marco Voigt, die Jury-Mitglieder über den Gerichtsbeschluß zum Dual-Fluid-Reaktor informieren. Für die Echtheit kann ich natürlich nicht bürgen, finde den Text aber in sich plausibel. Ich will ihn der interessierten Öffentlichkeit daher nicht vorenthalten.

Gleichzeitig danke ich dem unbekannten Jury-Mitglied sehr herzlich! Wie schön, daß es noch Menschen gibt, die noch nicht der grünen Ideologie verfallen sind, sondern sich zum einen gegen Regelmanipulationen wenden und sich zum anderen für eine sachliche und objektive Prüfung sämtlicher Projektvorschläge einsetzen – auch solcher, die mit Kernphysik zu tun haben!

Falls weitere Jury-Mitglieder dies hier lesen und die Echtheit des Schreibens bestätigen könnten, wäre das schön!

Hier nun der Text:

Sehr geehrte Jurymitglieder,

wenige Wochen vor der diesjährigen Veranstaltung dürfen wir Ihnen berichten, dass sich die Vorbereitungen in der finalen Phase befinden, mit der Telekom Repräsentanz eine fantastische Location gefunden wurde und wir uns auf eine emotionale Veranstaltung mit tollen Projekten, herausragenden Siegern, spannenden Teilnehmern und einer inspirierenden Gala freuen. Falls noch nicht geschehen, bitten wir Sie, sich für die Veranstaltung zu registrieren oder uns eine kurze Absage zu senden.

Wir möchten ebenfalls die Gelegenheit nutzen, Ihnen mitzuteilen, dass wir uns bezüglich Zeit und Ort der GreenTec Awards 2014 festgelegt haben. Wir sind stolz Ihnen hier die Kooperation mit der Messe München anzukündigen – die Awards 2014 werden im Vorfeld der Messe IFAT (weltweit größte Umweltmesse mit den Themenschwerpunkten Ver- und Entsorgung sowie Wasser) am 04. Mai 2014 in München stattfinden. Wir wechseln damit den Turnus hin zum Frühjahr und planen die Jurysitzung für den 25. Februar 2014. Die Zusammenarbeit mit der Messe München verspricht eine nochmal gesteigerte Bekanntheit in den relevanten Branchen und Schritte hin zu einer verbesserten internationalen Wahrnehmung.

Leider haben wir auch einen negativen Berichtspunkt. Dem Projekt “Dual Fluid Reaktor” des DFR ist es gelungen, mittels einer einstweiligen Verfügung die Entscheidung der Jury zu negieren und Stand heute die Teilnahme an den Awards zu erzwingen. Leider haben wir erst gestern per Einschreiben hiervon erfahren und hatten bislang keine Gelegenheit, unsere Argumente vorzutragen. Wir prüfen nunmehr unsere rechtlichen Optionen, wollen aber diese Verfügung unbedingt anfechten. Da wir nicht wissen, ob wir hiermit vor den Awards Erfolg haben werden, planen wir:

1. morgen die beiliegende Ergänzung in der Erläuterung des Wettbewerbsprozesses vorzunehmen (um gegenüber Dritten die Seriösität der Awards zu betonen)

2. gemäß der richterlichen Verfügung einen vierten Nominierten auf unsere Website zu nehmen (mit dem Hinweis auf besagte richterliche einstweilige Verfügung)

3. das Projekt mit dem Hinweis auf die richterliche einstweilige Verfügung bei den Awards in der Kategorie zu benennen und kurz in unseren Worten zu beschreiben (keine Videotrailer!).

Wir überlegen ferner, zwei Vertreter des Projektes des DFR zu den Awards einzuladen. Dies beinhaltet ausdrücklich keine Nominierung – nach unserer Einschätzung ist unser Vorgehen rechtens und wir wollen mit aller Kraft das Votum der Jury umsetzen. Von dieser Einladung versprechen wir uns mehr Transparenz. Wir entschuldigen uns für eventuelle Schreiben des DFR an Sie als Jurymitglieder und raten nach Rücksprache mit PR-Verantwortlichen von einer Reaktion Ihrerseits ab.

Die hier vorgeschlagenen Schritte werden aktuell durch unseren juristischen Partner Wegner Ullrich Müller-Helle & Partner geprüft bzw. vorbereitet.

Selbstverständlich informieren wir Sie über den aktuellen Stand bzw. werden Ihnen im Vorfeld der Awards ein kurzes Briefing zusenden.

Wir freuen uns über jegliche Unterstützung.

Herzliche Grüße

Sven Krüger & Marco Voigt