Am 16. März 2016 um 20.00 Uhr hält Nuklearia-Vorstandsmitglied Dipl.-Phys. Fabian Herrmann an der Sternwarte Hamburg im Rahmen des Einstein-Jahres einen Vortrag zum Thema »Relativistische Raketen«.
Mit den riesigen Raumkreuzern, die in Science-Fiction-Geschichten die Galaxis durchpflügen, haben unsere heutigen Raumschiffe nicht viel gemein: meist nicht viel größer als ein Kleinbus, benötigen sie bei Geschwindigkeiten von bis zu einigen zehn Kilometern pro Sekunde sieben Monate nur bis zum Mars und mehrere Jahre bis zu den äußeren Planeten. Es würden Jahrzehntausende vergehen, bis ein mit heute üblicher Antriebstechnik ausgerüstetes Schiff die nächstgelegenen Fixsterne erreicht. Astronauten haben bislang nur einen einzigen anderen Himmelskörper – den Mond – betreten und tummeln sich momentan sogar nur in niedrigen Erdumlaufbahnen.
Doch wird die Menschheit – oder allgemeiner gesagt: die terragene Intelligenz – in der Zukunft weiterhin auf einen Planeten beschränkt bleiben? Oder wird ihr der Sprung zu den Sternen gelingen, die Fortentwicklung zur kosmogenen Intelligenz? Damit Raumfahrt in großem Stil Wirklichkeit werden kann, wird man völlig neuartige Raketenantriebe entwickeln müssen, die es erlauben, ein Schiff bis auf substantielle Bruchteile der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Mit chemische Reaktionen lassen sich Rückstoßstrahlgeschwindigkeiten von maximal einigen Kilometern pro Sekunde erzielen. Daher müssen andere Naturkräfte nutzbar gemacht werden: das Gluonenfeld, das die Atomkerne innerlich zusammenhält. Wissenschaftler haben bereits Kernspaltungs-, Kernfusions-, Antimaterie- und Photonenantriebe entworfen. Einige Varianten sind der Realisierung näher als mancher ahnt.
Wie es unter Ausnutzung bekannter Naturgesetze glücken könnte, interstellare Raketen zu konstruieren, welche Effekte dabei auftreten und wie man aus physikalischer Sicht über die Zukunft der Menschheit im Weltall nachdenken kann: darum soll es im Vortrag von Fabian Herrmann gehen.
Einige Links:
- Kernenergie — das Tor zum Weltraum
- Final Report: Concept Assessment of a Fission Fragment Rocket Engine (FFRE) Propelled Spacecraft (pdf)
- Atomic Rockets (Wissenschaftliche Infoseite für SF-Autoren)
- John Cramer: Nuke Your Way to the Stars (Nukleare Salzwasserrakete)
- Icarus Interstellar
- 100-Year Starship
- Project Orion Video
3 Antworten
Sehr interessant, leider ist Hamburg weit weg…
Die Nukleare Raumfahrt und die Möglichkeiten die sie bietet sind jedenfalls ein großes Thema mit dem man viele von den Möglichkeiten der Kernenergie begeistern kann.
Vielen Dank für den unterhaltsamen und lehrreichen Abend. Es war ein toller lebendiger Vortrag der Visionen, Philosophie und den aktuellen Stand der Technik mit physikalischen Grundlagen verknüpft hat.
Für mich persönlich ist der Weltraum auch der richtige Platz für den Einsatz und die Erforschung der Kernenergie. Inmitten von 7,5 Milliarden Menschen sollte man diese Technik besser nicht massenhaft anwenden.
@Michael Kakuschky,
man sollte Kerntechnische Anlagen generell nicht so bauen wie den RBMK, der in Chernobyl hochgegangen ist. Druckwasserreaktoren, wie sie in Deutschland und Belgien üblich sind, und wie sie seit den 50ern zu Antrieb von U-Booten und Flugzeugträgern Verwendung finden, sind dagegen die optimale Energiequelle überall dort, wo viele Menschen auf engstem Raum leben – sicher, sauber, zuverlässig, platzsparend, ressourcenschonend. Durch Kernkraftwerke insgesamt (einschließlich RBMK) sterben pro Terawattstunde nutzbarer Energie weniger Menschen als durch Solarzellen oder Windräder, und von allen Reaktortypen haben DWR die größte Zahl unfallfreier Betriebsstunden vorzuweisen. (Kein erwähnenswerter Unfall seit 3Mile Island, und auch damals ohne Tote oder Verletzte)
Davon abgesehen sind die 10 Milliarden Menschen, die bis zum Ende des Jahrhunderts diesen Planeten bevölkern werden, erst der Anfang – die Nachhaltigkeitsapostel mögen zu Gaia beten, daß es bei 10^10 Menschen bleibt, aber irgendwann wird irgendeine Religionsgemeinschaft das Gebot „füllet die Erde und macht sie euch untertan“ wiederentdecken und feststellen, daß Nordrhein-Westfalen mit 528 Menschen pro km² zwar recht gut gefüllt und solide bewirtschaftet ist, daß es aber bei einem Weltdurchschnitt von 48 Menschen / km² noch viele Länder gibt, die einen enormen Nachholbedarf haben. Bei 70 Milliarden Erdenbürgern wird die Besiedlung des restlichen Sonnensystems langsam anfangen, interessant zu werden, aber 70 Milliarden Menschen auf einem Wohlstandsniveau oberhalb des heutigen Düsseldorfers brauchen Energie, und nicht gerade aus Braunkohle.