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Die Endlagerung: ein von der Politik geschaffenes Scheinproblem

Gastbeitrag von Dr. Lutz Niemann

In jeder Diskussion rund um die Kernenergie kommt irgendwann der Einwand nach der ungelösten Endlagerfrage. Nun handelt es sich bei Deutschlands Ausstieg aus seiner gesicherten Stromversorgung um ein politisches Unterfangen, und in der Politik geht es um Stimmenfang für die nächste Wahl, nur der beste Mundwerker gewinnt. Zum Verständnis der Dinge zur Kernenergie und Endlagerung braucht man Kenntnisse in Physik, Strahlenbiologie, politische Verführungskunst. Das »Problem« der Endlagerung ist kein reales Problem, es ist ein politisches »Problem« und wurde künstlich geschaffen. Der sachlich unkundige Bürger schließt durch das Wort »Problem« auf Gefahren, es entsteht Angst und Verwirrung, die von politischer Seite zu eigenen Zwecken genutzt wird.

Was sind Abfälle aus einem Kernkraftwerk?

In einem Kernreaktor werden schwere Atomkerne, meist des Urans, gespalten. Dabei wird Kernbindungsenergie frei, und es entstehen zwei Spaltprodukte von etwa dem halben Gewicht des Urans.

Diese Spaltprodukte sind Abfälle, die nicht mehr zu gebrauchen sind. Die Spaltprodukte sind radioaktiv, werden aber wegen ihrer kleinen Halbwertszeiten bald zu stabilen Elementen und strahlen dann nicht mehr.

Zu einem geringen Anteil entstehen aus Uran im Reaktor durch Einfang von Neutronen die Transurane. Diese sind schwerer als Uran. Diese sind keine Abfälle, denn sie sind entweder auch spaltbar und liefern Energie oder sie können durch weiteren Einfang von Neutronen zu schwereren spaltbaren Kernen werden. Plutonium ist das bekannteste Transuran und in einem Reaktor wird ca. die Hälfte der Energie durch Spaltung von Transuranen (insbesondere Plutonium) gewonnen. Die Zahl der spaltbaren Kerne im Brennelement sinkt mit der Zeit, bis keine Kettenreaktion mehr möglich, das Brennelement ist »abgebrannt«.

Abgebrannte Brennelemente sind ebenfalls kein Abfall, sie enthalten aber 5% Spaltprodukte, und nur dieser Anteil ist Abfall. Er wird durch die Wiederaufarbeitung der Brennelemente abgetrennt, in Glas eingeschmolzen und ist dann als Glaskokille bereit zur Endlagerung. Die Endlagerung soll laut politischem Willen in tiefen geologischen Schichten erfolgen, zu diesem Zweck wurde der Salzstock in Gorleben untersucht. Die Glaskokillen werden in Castor-Behältern transportiert und aufbewahrt. In Gorleben stehen in einer riesigen Lagerhalle mit 420 Stellplätzen 108 Castoren mit ca. 2500 Glaskokillen und 5 Castoren mit abgebrannten Brennelementen. 307 Stellplätze sind noch frei.

Was macht die Politik?

Als es 1990 zur ersten rot-grünen Regierung in Niedersachsen unter Ministerpräsident Schröder kam, wurde im Koalitionsvertrag festgelegt »eine Gesamtstrategie zu verfolgen, um über eine Blockade der Errichtung von Endlagern den Ausstieg aus der Kernenergie zu erzwingen.« An diese Vereinbarung haben sich seither alle rot-grünen Regierungen gehalten, inzwischen haben sich CDU/CSU/FDP diesem Ziel angeschlossen. Es geht also nicht weiter, weil es die Politik nicht will.

Das Bundesamt für Strahlenschutz, das die Empfehlungen für die Politik ausarbeitet, kam nach dem Abgang seines Präsidenten Herrn Prof. Dr. Alexander Kaul um 2000 unter die Führung eines Politikers (Wolfram König); seitdem wird dort grüne Politik gemacht. Die Regierung fragt beim Thema Strahlensicherheit die Politiker im Bundesamt für Strahlenschutz, die Wissenschaft wird nicht gefragt.

Wie gefährlich ist Atommüll, das »Gift bis in alle Ewigkeit«?

Dazu ist es nützlich, einen Vergleich mit der Radioaktivität in unserer natürlichen Umwelt anzustellen. Unsere gesamte Welt enthält Radioaktivität: die Luft, das Wasser, der Boden, der Mensch und auch unsere Nahrung. Ein Kubikkilometer der Erdkruste enthält im Mittel 1015 bis 1016 Becquerel Radioaktivität. Das bedeutet, daß in jeder Sekunde 1.000.000.000.000.000 bis 10.000.000.000.000.000 Atomkerne zerfallen und Strahlen aussenden. Die Halbwertszeiten liegen im Bereich Millionen bzw. Milliarden von Jahren. Die Erde und auch der Mensch strahlen daher bis in alle Ewigkeit.

Eine Glaskokille mit eingeschmolzenen Spaltprodukten enthält heute etwa so viel Radioaktivität wie ein Kubikkilometer der Erdkruste. Es lagert also in Gorleben in den Castoren so viel Radioaktivität, wie in etwa 2500 Kubikkilometern der Erdkruste enthalten ist. Wenn diese Glaskokillen ins das Endlager in 1 km Tiefe gebracht worden sind, dann lagert oberhalb dieser Kokillen auf der Fläche Deutschlands noch immer viel mehr als das Hundertfache von deren Radioaktivität. Wie sollte die Radioaktivität in der Tiefe eine Gefahr darstellen, wenn die hundertfach höhere Radioaktivität der Erdkruste für die Menschen nie gefährlich war?

Die Radioaktivität in den Glaskokillen klingt schnell ab. Nach 500 Jahren Abklingzeit ist sie auf die Radioaktivitätsmenge von 15 Kubikkilometern der Erdkruste gesunken. Dann ist das »tödliche Erbe der Atomenergie« – so die Gegner – auf etwa ein 20.000-stel von Deutschlands Boden gesunken.

Zur Strahlenbiologie

Paracelsus
Paracelsus. Quelle: Wikimedia Commons

Radioaktivität birgt Gefahren, aber schon Paracelsus wußte vor 500 Jahren: »Allein die Dosis macht das Gift.« Nur eine hohe Dosis ist schädlich. Dazu muß aber der radioaktive Stoff in den Körper des Menschen gelangen oder die Strahlung nicht genug abgeschirmt sein. Bei den Kokillen in den Castoren in Gorleben bestehen diese Gefahren nicht, denn niemand kann von einer Glaskokille abbeißen, und der dickwandige Castor-Behälter schirmt die Strahlung ab.

Wird eine hohe Dosis über längere Zeit verteilt, so ist sie nicht schädlich. Jedermann kennt das von einer Flasche Schnaps.

Bei Strahlung von radioaktiven Stoffen wird seit den Anfangsjahren um 1950 die Annahme gemacht, daß jede noch so kleine Dosis unabhängig von der Zeit schädlich sei, der Schaden aber nicht nachweisbar sei (Konjunktiv!). Die Erkenntnis des Herrn Paracelsus wird ignoriert. Auf dieser Annahme beruht weltweit die Strahlenschutzgesetzgebung, sie gilt in ihrer strengen Form nur in der Kerntechnik. Ein nicht nachweisbarer Schaden ist aber null, es gibt ihn nicht, er existiert nicht.

Bei der Strahlung vom Erdboden, bei Höhenstrahlung oder in der Medizin bei Patienten gelten die strengen Gesetze nicht bzw. es wurden andere Grenzen festgelegt.

Die ausgebildeten Strahlenschützer wissen natürlich um diese Ungereimtheiten. In der Fachliteratur liest man gelegentlich vorsichtig formulierte Hinweise. Der Gesetzgeber und die breite Bevölkerung glauben an die Strahlengefahr, und so wurde die Kernenergie zum »Teufelszeug«, wie Kardinal Marx es sagte. Medienleute besitzen in der Regel keine Fachkenntnis, und sie folgen der Politik. Wer sich sachgerecht informieren will, sollte ausländische Literatur benutzen.

Was geschieht in Deutschland?

Man will einen neuen Standort für die in Gorleben lagernden Glaskokillen suchen. Es ist heute absehbar, daß die Suche nach einem neuen unterirdischen Endlager frühestens in 2080 zu einem betriebsbereiten Endlager führen kann. Bis dorthin ist ein Großteil der Radioaktivität in den Glaskokillen abgeklungen, d.h. sie ist verschwunden. Daher kann man die Glaskokillen auch bis zum Sanktnimmerleinstag oberirdisch in Gorleben belassen, ohne daß jemals ein Mensch durch die Strahlung zu Schaden kommen wird. Die Endlagerkommission meldete im April 2015, daß zwischen 2095 und 2170 das neue Endlager geschlossen werden könnte, und daß die Kosten bis dorthin 50 bis 70 Milliarden Euro erreichen würden. Diese Ausgaben kann man sparen, wenn man die Vorschriften ändert und bei oberirdischer Lagerung bleibt.

Es gibt noch 26 mit Glaskokillen gefüllte Castoren, die laut Vertrag aus La Hague/Sellafield nach Deutschland zurückgeführt werden müssen. Obwohl in der Lagerhalle in Gorleben noch 307 leere Stellplätze vorhanden sind, ist inzwischen in Deutschland Gesetz geworden, daß diese 26 Castoren an anderer Stelle in noch zu schaffenden Räumlichkeiten aufzubewahren sind. Durch diese Bestimmung entstehen weitere »Probleme« und unnötige Kosten.

Es wurde von der Schröder/Fischer-Regierung bestimmt, die abgebrannten Brennelemente aus den Kernkraftwerke in Castoren zu stecken und in neu zu bauenden Zwischenlagern an den Standorten der Kraftwerke zu lagern. Das ist inzwischen geschehen, die Lager sind fertig und sie sind auf 40 Jahre genehmigt. Es heute unsinnig zu spekulieren, was nach 40 Jahren mit den abgebrannten Brennelementen geschehen könnte. Die abgebrannten Brennelemente sind keine Abfälle, sondern Wertstoffe, wie schon gesagt wurde. Sie enthalten nur zu 5% Abfall. In den Medien werden die abgebrannten Brennelemente heute in irreführender Weise oft als Abfall bezeichnet. Damit wird die Abfallmenge erhöht und das »Problem« und die Angst der Menschen vergrößert.

In der Asse lagern 3 * 1015 Becquerel Radioaktivität (Angabe 2002). In 100 Jahren wird diese Radioaktivität um zwei Größenordnungen abgesunken sein. Dann haben wir eine Situation, wo das Deckgebirge über dem Asse-Endlager eine hundertfache Radioaktivitätsmenge enthält wie in der Tiefe. Es ist daher unsinnig, die Abfälle aus der Asse wieder an die Oberfläche zu holen. Das Programm der Rückholung der Abfälle aus der Asse ist ein politisches Programm, das einzig und allein dem Zweck der Förderung der Strahlenangst dient.

Heute ist die Bank, auf die man alle Aktivitäten rund um die Endlagerung geschoben hat, fast unendlich lang geworden. Nur die Halbwertszeit der Radioaktivität im menschlichen Körper ist noch größer. Die Schreckenswörter »Gift«, »Radioaktivität«, »Gefahr«, »Strahlung«, »Hochrisikotechnik« u.a.m. habe ihre Wirkung entfaltet. Deutschland will davon weg. Das solare Zeitalter lockt in der Ferne, es erscheint den Menschen als ein Paradies, denn schließlich schickt die Sonne keine Rechnung. Die Realität der Gefahr der Strangulierung unserer Volkswirtschaft durch unnötige Kosten und fehlenden Strom wird nicht gesehen, einfach verdrängt.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei NGO Watch.


Dr. Lutz Niemann ist Physiker und war beruflich bei der Siemens AG in München im Bereich elektrischer Kontakte tätig. Außerdem fungierte Niemann als Strahlenschutzbeauftragter. Er ist Vorstandsmitglied im Verein Bürger für Technik e. V.

Über die Nuklearia

Die Nuklearia ist ein gemeinnütziger, industrie- und parteiunabhängiger eingetragener Verein, der die Kernenergie als Chance begreift und darüber aufklären will. Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, die Natur und das Klima zu schützen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu erhalten. Denn Kernenergie ist emissionsarm, braucht sehr wenig Fläche und steht jederzeit zur Verfügung. Unser Ansatz ist wissenschafts- und faktenbasiert, unsere Vision humanistisch: erschwingliche und saubere Energie für alle.

24 Antworten

  1. Seit es Menschen gibt hat Angst einen Januskopf! Die eine Seite warnt vor Gefahr und hilft, Schaden zu vermeiden. Die andere Seite wird dagegen gezielt auf Objektsuche geschickt, um Schaden zum Vorteil des Absenders der Angst zu erzeugen. So haben seit 2000 Jahren Hölle und Teufel mit großem Erfolg den Lebensunterhalt ihrer christlichen Schöpfer besorgt.
    Eine weitere Ergänzung zum „Endlager“ ist in Deutschland die „Pfründe Energiewende“, die sich auf Angst vor einem vermeintlichen vom Menschen gemachten Klimawandel abstützt. Dazu hier einige Fakten und Argumente:
    https://de.scribd.com/doc/190496647/Angst-auf-Objektsuche-wahlt-Klimawandel-und-Energiewende

  2. Die Problematik der Asse besteht doch darin, dass radioaktive Materialien ins Grundwasser austreten können, den Medien zufolge. Was nützt es, wenn das radioaktive Material in 100 Jahren bedeutend weniger strahlt, wenn jetzt das Grundwasser verseucht wird? Ich lasse mich ja gerne überzeugen, dass diese Aussage unrichtig ist, aber auf die Argumente der Gegenseite eingehen, sollten Sie schon.

    1. Wie Sie sicher wissen, ist sind die Faesser in der Asse in Einlagerungskammern im Salzstock verbracht. Diese sind inzwischen mit Salzgruss verfuellt durch 60 meter dicke Stroemungsbarrieren verschlossen.
      Durch den Gebirgsdruck verkleinern sich die verbleibende Hohlraume im Salzgruss staendig, und potentielle Loesungsmittelpfade schliessen sich. In 50-100 Jahren ist diese Konvergenz abgeschlossen, und die Faesser waeren rundum von verfestigtem, wasserdichtem Salz umschlossen.

      Das von Atomkraftgegnern und Kohlefreunden immer wieder bemuehte Horrorszenario ist wie folgt. Vor Abschluss der Konvergenz saeuft das Bergwerk ab, die Einlagerungskammern werden geflutet, das Wasser nimmt Schadstoffe auf, und wird dann vom Gebirgsdruck langsam wieder herausgepresst. Es sollte jedem klar sein, dass bei diesem einmaligem Fluten und Rauspressen nur ein verschwindent geringer Anteil der Schadstoffe aus der Kammer gelangen kann. Und dann ist es immer noch ein weiter Weg zur Oberflaeche.

      Migration von Cs-137 in Boeden wurde vielerorts untersucht. Hier sickert Regenwasser staendig nach unten, dennoch kommt das Cs nur sehr langsam voran, so um die 4mm/Jahr.
      Dies ist natuerlich ein Problem, wenn die Kontamination an der Oberflaeche ist, hier bleibt es der biosphaere verfuegbar, und ist dann in Pilzen angereichert aufzufinden. Wenn das Cs-137 dagegen in 500 m tiefe sitzt, kann man ausschliessen, dass davon jemals etwas an die Oberflaeche gelang.

      Aehnliches gilt fuer die Transurane, die noch weniger mobil sind.

    2. In 800 Meter tiefe gibt es kein Grundwasser und seit wann
      mischt sich denn Süß- mit Salzwasser. Den Medien kann man hier nicht nur kein Wort, sondern keine Buchstabe glauben.

  3. Wenn Dr. Niemann nicht diesen albernen weißen Bart um den Mund hätte, wäre der Aufsatz seriöser erschienen. Grundsätzlich richtig. Der Skandal ist. daß sog. Wissenschaftler mit schönen Titeln käuflich sind und sicher in ihren Häusern alle Spiegel abgehängt haben den ihr Gesicht wollen sie ja nicht mehr darin sehen!

  4. Da ich Herrn Dr. Niemann seit Jahren als seriösen Kenner schätze, danke ich für die kompetente Darstellung.
    Einzig die Feststellung, dass ein nicht nachweisbarer Schaden nicht existiere, würde ich gern qualifizieren dahingehend: Manchmal reichen die Messmethoden und Instrumente (noch) nicht, um positive / negative Effekte nachzuweisen, auch wenn diese vorhanden sind.
    Ob dies aber bei Strahlen so ist, kann man kaum annehmen, weil sie in aller Welt mit größter Akribie untersucht wurden und werden.

  5. Zum Thema BfS und Asse ist dies lesenswert.
    umgang-mit-zutrittswaessern.

    Die etwa 12 Kubikmeter Wasser, die taeglich aus der Asse abgepumpt werden, werden wegen des hohen Salzgehalts ins Bergwerg Mariaglueck verbracht.

    In der Asse nehmen sie geringstmengen Tritium auf.
    „Die Salzwässer dürfen zur Flutung des Bergwerks Mariaglück verwendet werden, wenn der standortspezifische Freigabewert von 140.000 Becquerel pro Liter nicht überschritten wird. Bei Einhaltung dieses Wertes ist sichergestellt, dass die Strahlenbelastung für Einzelpersonen der Bevölkerung 10 Mikrosievert nicht überschreitet.“

    Auch diese 10 Mikrosievert sind extrem konservativ, man muesste 4 liter mit 140000 Bq/l zusichnehmen um diese Belastung zu erreichen. Dass jemand im Jahr 4 liter gesaettigte Salzloesung aus einem Asse-transport trinkt, ist doch eher abwegig.

    Bevor das BfS die Asse uebernommen hat, wurden 200Bq/l gemessen, ein 700stel des Grenzwerts. Das war natuerlich nicht genug, und durch die heroischen massnahmen des Rueckhol-Koenigs werden nun 2Bq/l erreicht. Dies ist ein 50stel des Grenzwertes fuer Trinkwasser.
    Fragt sich, vor welcher Gefahr wir hier geschuetzt werden sollen.

  6. Dem Physiker und ehemaligen Strahlenschutzbeauftragten im Hause Siemens Herrn Niemann ist sehr zu Danken, dass er die Fakten um die Endlagerung radioaktiver Reststoffe aus Kernkraftwerken in dieser Klarheit wissenschaftlich begründet darlegt.

  7. Zu Dennis: „Grundwasser verseucht?“ Herr Meyer hat das schon gründlich dargestellt, trotzdem möchte ich ergänzen: Jedes Wasser ist von Natur aus radioaktiv, ganz besonders das aus den Salzquellen am Asseberg mit sehr viel radioaktivem Kalium 40 aus den Kalisalzen. Käme wirklich etwas von den radioaktiven Abfällen dazu, wären diese nur eine geringe Beimengung.

    Herr Niemann stellt die Sache dankenswerterweise auf der Grundlage von Tatsachen und Logik dar. Anders als praktisch alle Politiker, z. B. Frau Kotting-Uhl, MdB, atompolitische Sprecherin der Grünen:
    „Er (der Atommüll) ist da und stellt für die heutige und zukünftige Gesellschaften eine existenzielle Bedrohung dar.“ Das hieße, viel schlimmer als Straßenverkehr mit vielen hunderttausend Toten weltweit pro Jahr, auch schlimmer als viele Kriege, welche nicht unbedingt eine existenzielle Bedrohung darstellen? Dabei gibt es in der Wirklichkeit noch keinen Toten durch radioaktive Abfälle bzw. Reststoffe.
    Politiker leben in einer Scheinwelt, von der aus sie glücklicherweise nicht alles in der realen Welt kaputt machen können.

  8. Es scheint nützlich zu sein noch einmal zu wiederholen: Die Abfälle tief unten in der ASSE werden geschützt durch das Deckgebirge, und dieses enthält heute etwa so viel Radioaktivität wie unten in der ASSE, und in hundert Jahren ist im Deckgebirge etwa die 100-fache Menge an Radioaktivität enthalten wie unten in der ASSE. Wenn die Radioaktivität der Stoffe in der Tiefe je eine Gefahr darstellen sollte, das müsste das überall im Lande gelten, denn überall enthält der Boden Radioaktivität.
    Die oberen 10 cm Erdboden von ein Quadratmeter Fläche enthalten im Mittel 400 000 Becquerel, in diesen 10 cm Erdboden wachsen unsere gelben Rüben, Radieserln, Kartoffeln, Salat und eben alles was wir essen (die Zahl hatte ich genannt, eben nur auf 1 Kubikkilometer hochgerechnet. Und jedermann kann das nachrechnen anhand des mittleren Gehaltes der Erdkruste an K-40, U und Th, dazu die Zerfallsreihen beachten).

    Aus der Fachzeitschrift StrahlenschutzPRAXIS stammen folgende Zahlen zum Gehalt von natürlichem Thermalwasser an Aktivität in Bq pro Liter:
    Nordd. Becken 2…30 Ra; 5…130 K-40. Molassebecken 0,01…0,7 Ra; 0,7…7 K-40. Oberrheingraben 30…50 Ra; 130 K-40.

    In Finnland enthält das Trinkwasser vielfach 1000 Bq Rn, also alpha-Strahler (s. Koelzer, H. Kiefer).

    Die Wettinquelle in Bad Brambach enthält 25kBq pro Liter (Rn), das ist Heilwasser und wird auch getrunken.

    Bei einem Szintigramm werden dem Patienten 500 bis 800 MBq direkt ins Blut gespritzt, das ist gamma-Aktivität.
    Und meinem Freund Günter B. wurden jetzt zur Bekämpfung seiner Metastasen 7 200 MBq gespritzt, und es sieht gut aus (riesige Freude bei allen seinen Freunden und Angehörigen).

    1. Lieber Lutz, es waren 2.200 MBq, die man mir in den Körper getropft hatte. Lutetium 177, ein ß-Strahler. Aber an der Asse II sieht man, wie man die Angst der Deutschen ausnutzt. Wie sagte einer kürzlich, sinngemäß:“ der Durchnitts-Deutsche braucht seine Angst. Und wehe, es will sie ihm jemand nehmen!“ Die Grünen haben das erkannt und sind durch diese Angst „als Retter“ in die Parlamente eingezogen.
      The German Angst ist mittlerweile ein offizieller Begriff im Englischen.

      1. Danke, Günter, es ist eine riesige Freude, von Dir zu hören. In deinem Mail vom 18.10.2015 stand geschrieben: „…Ich habe gerade den ersten Zyklus einer LU-177-PSMA – Behandlung hinter mir. Eine Infussion mit 7.320 MBq!…“ Jetzt weiß ich, was LU-177 bedeutet. Bei unserem Treffen neulich von BfT war Ursula L. nicht dabei, sonst hätte ich bei ihr nachfragen können. Mit Nuklearia habe ich Zusammenarbeit vereinbart, es geht also mit kleinen Schritten weiter bei unserem Anliegen, das ist gut.

  9. „Wenn diese Glaskokillen ins das Endlager in 1 km Tiefe gebracht worden sind, dann lagert oberhalb dieser Kokillen auf der Fläche Deutschlands noch immer viel mehr als das Hundertfache von deren Radioaktivität“. Es ist halt schon eine Frage von Konzentration und Abstand und das sollte man nichtdurch solche Vergleiche herunterspielen.

    1. Ganz genau, es ist eine Frage von Konzentration und Abstand. Man kann ausrechnen: Wenn ich heute die Gelegenheit hätte, von einer Glaskokille ein linsengroßes Stück abzubeissen und zu verschlucken, dann würde mir kein Schaden entstehen. Denn Glas löst sich weder in Wasser noch in Körperflüssigkeiten. Nach ein bis zwei Tagen würde das Stück Glas wieder an unteren Ende meines Köepers zutage treten. Die Dosis, die ich in dieser kurzen Zeit erhalten hätte, würde keinen Schaden anrichten. Aber ganz wichtig, es ist VERBOTEN, solch ein Stück zu verschlucken, denn man nimmt man, daß JEDE Dosis einen Schaden anrichtet, dieser Schaden aber nicht feststellbar ist.

      Das unsinnige im Strahlenschutz ist diese ANNAHME von einem nicht sichtbaren Schaden, daran GLAUBT seit über einem halben Jahrhundert die ganze Welt — und was alle GLAUBEN, wird schließlich zur unumstößlichen Realität, so ist der Mensch nun einmal.
      So war es im Mittelalter mit den Hexen, heute weiß man, daß es auch gute Hexen gibt. Wenn heute eine Person mit einem Besen über die Dächer fliegt, darf diese Person das tun und landet nicht mehr auf dem Scheiterhaufen, auf dem inzwischen in Deutschland die Kernkraft gelandet ist.

      1. Kleine historische Anmerkung (sorry eher offtopic):

        Hexenverfolgung wird gerne im Mittelalter verortet, es handelt sich jedoch um ein Phänomen der frühen Neuzeit. Die letzten Hexenprozesse fanden sogar im 18. Jahrhundert statt! Im Mittelalter dagegen war es eher der Glaube an Hexerei, der zeitweilig (z. B. im Reich Karl des Großen) verboten war und mit dem Tode bestraft wurde, da man ihn für ein Relikt aus der Heidenzeit hielt (was kulturhistorisch wohl sogar stimmte).

  10. Es ist halt schon eine Frage von Konzentration und Abstand…
    Da treffen Sie den Kern der Sache. Der Abstand zur Biosphaere ist fuer die oberhalb des Endlagers befindliche natuerliche Radioaktivitaet geringer als fuer das Endlager selber. Selbst die oberen 10 meter enthalten ja genausoviel Radioaktivitaet wie unserer Atommuell. Und diese 10 meter sind, aufgrund des geringen Abstands, fuer den Grossteil unserer natuerlichen Strahlenbelastung verantwortlich, durch terrestrische Gammastrahlung und Radon. Beides kommt aus einem 500m -1000m tiefen Endlager nicht raus.

    Die Konzentration der Schadstoffe ist ein Vorteil, da sie bessere natuerliche und kuenstliche Barrieren ermoeglicht.

    Die hohe Konzentration der Schadstoffe ist nur dann gefaerlich, wenn Sie mutwillig ausgegraben werden. Wer sollte dies tun? Wie die Asse zeigt, uebersteigt so eine Aktion die Mittel jeder terroristischen Vereinigung.

  11. Der Hinweis auf die Hexenverbrennungen kommt immer wieder, dabei ist es nützlich, auf folgendes hinzuweisen:
    Im Jahre 1286 wurde der Rompilger Konrad Nantwein in Wolfratshausen auf dem Scheiterhaufen verbrannt — warum? Der Hexenhammer von Papst Innozenz VIII wurde erst zwei Jahrhunderte später erlassen, verfasst hatte dieses Papier der Mönch Heinrich Kramer. Anselm Bilgri schrieb vor wenigen Jahren, daß das Vermögen der armen Opfer der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit zufiel. Und dieses schien auch bei Konrad Nantwein der Grund für seine Verbrennung zu sein, denn er trug in der damaligen Zeit sein ganzes Geld bei sich. Damit ergibt sich der Verdacht, daß die Verlockungen des Geldes die wahre Triebkraft gewesen sind — nur genannt wird es nicht.

    Und damit kommen wir zur heutigen Zeit. Joschka Fischer schrieb 1995 in seinem Buch „Risiko Deutschland“: „Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas sind. Das wird immer wieder zu ‘Ungleichgewichten’ führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet.“ Die Deutschen haben Joschka zum Außenminister gemacht, also waren sie einverstanden mit dem, was er schrieb???

    Es geht um Geld, Einer hat es, der Andere nicht. Also muß umverteilt werden. Das ist Sozialismus.

    Bei den politischen Themen Kernkraft, Klima, EURO, Gentechnik, Ozon, Elektrosmog geht es nur vordergründig um das Wohl der Bürger, die wahren Beweggründe der Ideengeber sind ganz andere.

  12. Ich teile Ihre Diagnose von der politikgemachten Problematik und der diskursiv und kulturell produzierten Strahlenangst, vertrete diese Auffassung selbst immer wieder. Aber eine Nachfrage: ich fände es weit logischer, beim Vergleich der radioaktiven Zerfälle Glaskokillen/Deckgebirge die beiden Werte „im Langzeitlager zu einem Zeitpunkt enthaltene Radioaktivität“ und „über dem Langzeitlager im Gestein zum selben Zeitpunkt enthaltene Radioaktivität“ (bezogen auf das Gestein über der Grundfläche des Lagers) miteinander zu vergleichen, statt eine Vergleichsmenge einzuführen, die sich auf die Erdkruste auf der Fläche Deutschlands bezieht.

    1. Natürlich, man könnte auch nur mit der oberhalb des Endlagers im Gestein lagernden Radioaktivität vergleichen. Aber man sollte schon hinzufügen, daß die Radioaktivität nur beim verspeisen schaden kann, und dazu wäre die Menge (gemessen in kg) zu nennen, die Schaden zufügt. Bei Uran beträgt die letale Dosis 1kg, und die Freigrenze von Uran ist 300g (so viel Uran darf jedermann besitzen).
      Ein Kubikkilometer Erdgestein enthält viele letale Dosen von Radioaktivität, nur kann man niemals eine letale Dosis verspeisen, weil zu groß.

      All diese Dinge sind sehr hypothetisch. Durch die friedliche Nutzung der Kernenergie sind seit Be-ginn von 1945 bis 2007 laut UNSCEAR weltweit insgesamt 147 Todesopfer durch Strahlenunfälle zu beklagen (die IAEA nennt 131 Opfer ohne Tschernobyl, für Tschernobyl kommen 28 Opfer dazu), da sind Tschernobyl und Unfälle in der Medizin mit eingeschlossen (z.B. versehentliche Bestrahlungen mit tödlicher Dosis bei der Krebsbehandlung), auch der militärische Bereich in den Anfängen.

      Kernkraft ist die sicherste Technik die je erfunden wurde, nur machte seit Anbeginn die Demagogie genau das Gegenteil daraus.

  13. Sehr geehrter Dr. Lutz Niemann. Wie steht es mit folgendem Argument, auch wenn das nicht Gegenstand des Artikels ist?
    Um endzulagern muss ein Kernkraftwerk vorher Strom produzieren. So entsteht die Notwendigkeit der Entsorgung von verbrachtem Brennmaterial. Und diese Stromproduktion ist mit großen Risiken behaftet.
    Also, auch wenn die Endlagerung sicher wäre, die Produktion von Atomstrom ist es nicht. Was nützt also die Argumentation, eine Lagerung wäre sicher, bzw. die daraus resultierenden Probleme eher eine politische „Ente“, wenn die Produktion des Stromes riskant ist.

    1. Es gibt keine Technik ohne Risiken. Theoretisch ist es möglich, dass in der nächsten Sekunde eine Boeing 737 in den Häuserblock stürzt in dem ich wohne und Tausende Liter brennendes Kerosin in meine Wohnung strömen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist deutlich von Null verschieden, dennoch bin ich (wie wohl die meisten) ganz klar dagegen, die Luftfahrt abzuschaffen.
      Ebenso wie es bei jeder Technik tödliche Unfälle geben kann erzeugt so gut wie jede moderne Technik toxische Abfälle. Wer macht sich über die Entsorgung von Giftmüll aus der Produktion von Solarzellen und Windkraftanlagenmagneten in China Gedanken? Niemand, denn diese Abfälle schüttet man dort einfach in die Landschaft.
      Wenn also jede Technik Abfälle und Unfälle aufweist, welche soll man dann wählen? Richtig, die mit dem kleinsten Abfallvolumen und der niedrigsten Unfallrate, und hier steht Kernkraft aufgrund der um den Faktor 10⁶ höheren Energiedichte im Vergleich mit chemischen Prozessen auf bemerkenswertem Posten: http://i.imgur.com/2oyvwiR.jpg

      1. Danke, Atomhoernchen, gut gesagt.
        Es gibt sehr viele Beispiele von Risiken der Technik. Ein Beispiel: Durch Treppen und Leitern kommen jedes Jahr allein in Deutschland ca. 5000 Personen ums Leben (geschätzt aus Stat. Jb.). Auch innerhalb meiner Familie ereignete sich solch ein Unfall, mit der Leiter im Garten, es ging tödlich aus.
        Treppen und Leitern werden benötigt, genau so wie Strom benötigt wird, man muß das Risiko in Kauf nehmen. Aber durch Strahlung aus KKW’s ist in D noch niemand ums Leben gekommen. Der Unterschied zwischen Null und 5000 im Risiko ist unendlich, das ist genug der Argumente.

        1. „Aber durch Strahlung aus KKW’s ist in D noch niemand ums Leben gekommen.“

          Das ist schlichtweg Quatsch. Ich kenne allein fünf Familien, deren Angehörige in KKW Gundremmingen gearbeitet haben und die an Leukämie erkrankt und verstorben sind. Außerdem hat das Bundesamt für Strahlenschutz ermittelt, dassallein im Zeitraum von 1980 bis 2003 im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren 77 Kinder im Alter unter fünf Jahren an Krebs erkrankten, davon 37 an Leukämie. Statistisch wären 48 Krebs- beziehungsweise 17 Leukämiefälle zu erwarten gewesen.

      2. Diese Vergleiche sind vollkommen daneben. Fukushima hat ganze Landstriche unbewohnbar gemacht und mit den ausgeleiteten Kühlwassern das gesamte Küstengebiet verseucht. Zeigen Sie mir bitte ein Flugzeug mit Kerosin, das einen solchen Schaden verursacht!!!

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