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Schulterschluß: Kernkraft und Erneuerbare gemeinsam gegen den Klimawandel
Schulterschluß: Kernkraft und Erneuerbare gemeinsam gegen den Klimawandel
Veröffentlicht am 2012-11-05
Von Rainer Klute
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Die großartige Nachricht des Tages kommt heute aus Großbritannien. Wie der Independent berichtet, haben die drei Industrieverbände für Kernenergie, für erneuerbare Energien und für Carbon Capture and Storage ihre gegenseitigen Vorbehalte und Mißtrauenen überwunden und einen Offenen Brief an die Regierung geschrieben. Ihr gemeinsames Anliegen: Das neue Energiegesetz möge bitte sehr verbindliche Klimaziele bis 2030 festschreiben! Die Industrieverbände beziehen damit klar Position in der Auseinandersetzung innerhalb der britische Regierungskoalition um die künftige Energiepolitik.  In diesem Streit will die eine Seite zugunsten des Klimaschutzes CO2-arme Energieträger voranbringen; die andere Seite setzt auf Gaskraftwerke, die schnell und billig zu bauen sind und so für bezahlbaren Strom sorgen sollen.

Ich finde es großartig, daß die Industrieverbände erkannt haben: Es geht nicht um einen Kampf zwischen Kernkraft und erneuerbaren Energien. Vielmehr ist das, was die Lebensgrundlage vieler Menschen bedroht, die Erderwärmung, der Klimawandel. Wie groß diese Bedrohung durch das jahrzehntelange Nichtstun der Regierungen mittlerweile ist, zeigt ein anderer heute im Independent erschienener Artikel: Das Beratungshaus PricewaterhouseCoopers (PwC) gibt dem Klimaziel einer Erwärmung um 2 ℃ keine Chance mehr. Vielmehr seien bis zum Jahr 2100 unglaubliche 6 ℃ zu erwarten – mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Weltbevölkerung.

Glücklicherweise erkennen auch immer mehr Umweltorganisationen, wie groß diese Bedrohung durch den Klimawandel ist. Sie fangen an, ihre bisherige ablehnende Haltung gegenüber der Kernenergie zu überdenken, ist diese doch ein wirksames Mittel, der Klimaveränderung entgegenzuwirken. Denn wie die Erneuerbaren ist Kernenergie ist in der Lage, Elektrizität ausgesprochen klimafreundlich zu produzieren. Die CO2-Emissionen pro erzeugter Megawattstunde liegen bei Kernkraft in der selben Größenordnung wie bei Photovoltaik. Allerdings kann Kernenergie sehr viel mehr Strom liefern als Erneuerbare – und das auch bei Nacht und Windstille.

John Sauven, Leiter von Greenpeace UK, begrüßt das gemeinsame Ziel der Industrieverbände, die Stromproduktion bis 2030 fast vollständig CO2-frei zu machen – obwohl doch die »böse« Kernenergie dabei ist. Von den Friends of the Earth waren erst kürzlich ähnliche Töne zu hören. Im Kampf gegen den Klimawandel geht es darum, die Kräfte zu bündeln und alles zu nutzen, was klimafreundlich Strom produzieren kann. Das heißt: erneuerbare Energien. Das heißt: Kernenergie.

Leider sind solche Gedanken in Deutschland noch völlig unvorstellbar. In der Antikernkraftdiskussion haben die Ideologen nach wie vor fest das Heft in der Hand. Denen ist es offenbar egal, wenn alte Kohlekraftwerke weiterlaufen müssen und sogar neue gebaut werden. Hauptsache, die Kernkraftwerken gehen vom Netz! Womöglich brauchen wir auch erst einen Hurrikan wie Sandy, der altes Denken hinwegfegt. Es wäre sehr bedauerlich, wenn es wirklich erst soweit kommen müßte!

Nachtrag (2012-11-07): Mike Childs von Friends of the Earth lobt die Aktion der Industrieverbände: “Well done to the Nuclear Industry Association, Renewables UK and Carbon Capture & Storage Association. They might fight like cats and dogs over which technology is greener, safer, cheaper or more desirable – all have their pros and cons – but this month they came together for the greater good.” (Hervorhebung von mir)

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