Startseite Presse Pressemitteilung Experte: Fundamentaler Fehler in Strahlungsstudie
Experte: Fundamentaler Fehler in Strahlungsstudie
Veröffentlicht am 2015-06-28
Von Rainer Klute
Zurück Weiter

Selbst niedrig dosierte Strahlung, die über einen längeren Zeitraum einwirke, führe zu einem erhöhten Leukämierisiko, behauptet eine kürzlich erschienene Studie. Dem widerspricht der Niedrigstrahlungsexperte Mohan Doss: Die Studie enthalte einen fundamentalen Fehler, die Schlußfolgerungen seien daher ungültig.

Lang anhaltende Niedrigstrahlung vermindere zwar das Risiko, an chronischer lymphatischer Leukämie zu sterben, erhöhe aber das Sterberisiko für andere Leukämieformen, ist das Ergebnis der INWORKS-Studie, die das medizinische Fachmagazin »The Lancet« am 21. Juni 2015 veröffentlichte. Die Wissenschaftler um Dr. Klervi Leuraud hatten die Todesursachen von Kerntechnikmitarbeitern verschiedener Länder aus dem Zeitraum 1944 bis 2005 mit deren beruflich bedingten Strahlendosen in Beziehung gesetzt. Das Ergebnis der INWORKS-Studie steht im Widerspruch zu anderen Arbeiten. Beispielsweise zeigt die 15-Länder-Studie für die in der Nuklearindustrie Beschäftigten kein erhöhtes Risiko.

Auch Dr. Mohan Doss, Associate Professor am Fox Chase Cancer Center in Philadelphia und Experte für Niedrigstrahlung, widerspricht der INWORKS-Studie und wirft ihr einen gravierenden Fehler vor. Der Nuklearia gegenüber erläuterte er, die Autoren hätten nur die beruflich bedingten Strahlungsexpositionen der Mitarbeiter berücksichtigt, ihre medizinischen Strahlendosen aber außen vor gelassen. Doch auch Nuklearmitarbeiter nehmen Strahlendiagnostik und -therapie in Anspruch, zum Beispiel Röntgenuntersuchungen. »In der 1960er Jahren wäre es in Ordnung gewesen, die medizinischen Strahlendosen zu ignorieren, weil sie in jener Zeit gegenüber den beruflich bedingten Dosen gering waren«, erläutert Doss. Rund 0,25 Millisievert (mSv) pro Jahr seien damals im Schnitt durch die Medizin auf jeden Einwohner entfallen. 1980 waren es bereits 0,5 mSv und 2006 sogar 3,0 mSv pro Kopf und Jahr.

Wenn die Studie die gestiegenen medizinisch bedingten Dosen ignoriere, sei das nicht in Ordnung, so Doss. Die beruflich bedingten Dosen seien im selben Zeitraum sogar deutlich zurückgegangen, wodurch der medizinische Anteil noch stärker ins Gewicht fällt. Mohan Doss: »Natürlich hängt der biologische Effekt (Leukämien) von der gesamten Strahlungsdosis ab, nicht nur von der beruflich bedingten Dosis. Daher ist die Analyse [der INWORKS-Studie] nicht stichhaltig und die Schlußfolgerung nichts wert. Diese Arbeit hätte überhaupt nicht veröffentlich werden dürfen.«

Aktualisierungen:

  • Das Wissenschaftsmagazin »Nature« veröffentlichte am 2015-06-30 den Artikel “Researchers pin down risks of low-dose radiation” über die INWORKS-Studie – mit einer wesentlichen Korrektur am 2015-07-08. Die Diskussion in den Kommentaren weist auf weitere methodische Schwächen der Studie hin. Lesenswert!
  • »Wie gefährlich ist Radioaktivität im Niedrigdosis-Bereich?« fragt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in seiner Stellungnahme zur INWORKS-Studie vom 2015-08-03. Das BfS weist darauf hin, daß ein höheres Risiko nur für einen speziellen Leukämie-Subtyp (Chronisch myeloische Leukämie) und nur für Strahlendosen zwischen 50 und 100 Millisievert nachgewiesen wurde. Insgesamt sei im Niedrigdosisbereich noch viel Forschungsarbeit nötig. Auswirkungen auf die Strahlenschutzbestimmungen erwartet das BfS nicht. Und es weist ebenso wie die Kommentatoren zum Nature-Artikel auf die Schwächen der Studie hin.

Quellen:

  1. Studie “Ionising radiation and risk of death from leukaemia and lymphoma in radiation-monitored workers (INWORKS): an international cohort study”, http://www.thelancet.com/journals/lanhae/article/PIIS2352-3026(15)00094-0/fulltext
  2. Profil von Dr. Mohan Doss am Fox Chase Cancer Center: http://www.fccc.edu/research/pid/doss/
  3. Stellungnahme von Dr. Mohan Doss zur INWORKS-Studie gegenüber der Nuklearia:

    Dear Rainer
    A major but simple error in the recent Lancet paper is that the authors did not take into consideration the increase in medical radiation dose that occurred during 1944-2005, the period of the study: Annual per capita medical radiation dose increased during this period as indicated below:
    1960s – 0.25 mSv
    1980 – 0.5 mSv
    2006 – 3.0 mSv
    Data for 1980 and 2006 are from (Mettler, 2009); 1960s data is a guesstimate.
    In the dose-response analysis of the Lancet paper, the authors completely ignored the medical radiation dose, which the nuclear workers would have received also. In the 1960s, it would be OK to ignore the medical radiation dose since it would be small compared to occupational doses in those years. But for 2005, their use of occupational dose alone in their dose-response analysis would be incorrect since they ignored the medical radiation dose, which would be larger than the occupational dose (or of similar magnitude). Occupational doses have become very low in recent years. Of course, the incremental biological effect (leukemias) depends on total radiation dose, not just the occupational dose. So, their analysis has no validity and their conclusion should be dismissed. This paper should never have been published.
    Mohan

  4. “Researchers pin down risks of low-dose radiation”, Nature, 2015-06-30 (Korrektur: 2015-07-08), http://www.nature.com/news/researchers-pin-down-risks-of-low-dose-radiation-1.17876
  5. »Wie gefährlich ist Radioaktivität im Niedrigdosis-Bereich?«, Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), 2015-08-03, http://www.bfs.de/SharedDocs/Stellungnahmen/BfS/DE/2015/08-03-inworks-studie.html

Über die Nuklearia

Nuklearia

Der Nuklearia e.V. ist ein gemeinnütziger und parteiunabhängiger Verein zur Förderung der Kernenergie. Wir sehen in der Kernenergie eine wesentliche Säule der Energieversorgung. Fortschrittliche Reaktoren arbeiten sicher, sauber und nachhaltig. Atommüll lässt sich in Schnellen Reaktoren als Brennstoff nutzen.

Anders als erneuerbare Energien steht Kernenergie jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung und verbraucht keine großen Landflächen. Im Unterschied zu Kohle oder Gas ist Kernenergie CO2-arm und vermeidet Luftverschmutzung.

Kenntnisse über Kernenergie sind in Deutschland rar geworden. Das wollen wir ändern.

Kategorien
Pressemitteilung
Strahlung
RRMeyer sagt:

Die Stellungnahme des BfS ist erstaunlich gut. Trotz des Landschaftsgaertner- Koenigs an der Spitze scheint es dort noch kompetente Wissenschaftler zu geben, fuer die wissenschaftliche Beweiskraft und Integritaet wichtiger ist, als ideologische Nuetzlichkeit. Sehr im Gegensatz zur Scinexx-Redaktion.

Lutz Niemann sagt:

Die LNT-Hypothese ist der folgenreichste wissenschaftliche Irrtum der Neuzeit. Und die Politik bedient sich dieser Hypothese. So hat das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (das steht unter politischer Leitung!!!) vor ca. 3 oder 4 Jahren einige Forschungsaufträge vergeben, um den Nachweis der schädlichen Wirkung von Niedrigdosisstrahlung zu erbringen. Das muß man sich nun wirklich auf der Zunge zergehen lassen, mit dem Forschungsauftrag wurde das Ergebnis – die schädliche Wirkung – gleich festgelegt. Das ist keine Wissenschaft!!!

Ich empfehle, auch bei anderen kanzerogenen Stoffen mit einer LNT-Hypothese zu argumentieren und dabei schlage ich als erstes Ethanol vor. Dieses ist ein Gift, ist kanzerogen, teratogen, hat Suchtpotential, ist brennbar, kann sogar explosive Gemische mit Luft bilden – genug gefährliche Eigenschaften. Und Ethanol befindet sich im Sekt, Bier, Wein, Schnaps, Mon Chéri — man kann auch einfach nur Alkohol dazu sagen.

Im übrigen bitte ich die Teilnehmer hier, von der Bezeichnung Strahlen“belastung“ Abstand zu nehmen. Diese Bezeichnung bedeutet, daß Strahlen grundsätzlich eine Belastung sind, was aber nicht der Fall ist. Die überall übliche Benutzung des Wortes Strahlen“belastung“ zeigt den grandiosen Erfolgt der seit den 1950-er Jahren betriebenen Volksverführung auf diesem Gebiet. Es muß Strahlenexposition heißen.

RRMeyer sagt:

Es waere schoen, wenn die Verteidiger von LNT auch mal gegen Angriffe von der anderen Seite vorgehen wuerden. Der Scinexx-Artikel wiederholt wieder einmal den Vorwurf, Strahlung aus Kernkraftwerken sei fuer haeufigere Kinderleukaemie in deren Umgebung verantwortlich.
Hierbei geht es bundesweit um 20 zusaetzliche Faelle in 24 Jahren, und selbst das BfS muss feststellen:
Nach heutigem strahlenbiologischen Wissen kann die in der Studie ermittelte Risikoerhöhung im Nahbereich um die Kernkraftwerke durch deren radioaktive Emissionen alleine nicht erklärt werden. Die für eine Erklärung erforderliche, zusätzliche Strahlenbelastung der Bevölkerung müsste etwa 1.000 bis 10.000 mal höher sein als beobachtet.

Jo sagt:

Die Studie geht auf die in diesem Blog bemängelten Punkte ein. Auf einige der Punkte bereits direkt in der Einleitung.

Es wird sowohl auf die medizinische Belastung eingegangen, wie auch auf die 15-Länder Studie. Dabei wird auch auf den Unterscheid der neuen Ergebnisse zur 15-Länder-Studie eingegangen (damals viel kleinere und unschärfere Datenlage); auch werden Werte zur medizinischen Strahlenbelastung genannt, die sich mit denen von Dr. Mohan Doss decken. Ebenso wird auf weitere mögliche Ursachen eingegangen, wie Rauchen oder der Umgang mit Chemikalien.

Die Ergebnisse der Studie sind für die Betreiber von Nuklearanlagen natürlich unattraktiv, da sich die Frage anschließt, welchen Einfluss freigesetzte Strahlung in der Umgebung von Kraftwerken oder anderen Einrichtungen auf die Bevölkerung hat. Auch könnten betroffene Beschäftigte darum kämpfen, ihre Krankheit als Berufskrankheit anerkannt zu bekommen (was bei tödlichen Krankheiten und langer Prozessdauer eher schwierig ist).

Wie Krebs entsteht erklärt Dr. Kodama (Leiter Radioisotopen-Zentrum Uni Tokio) ganz gut in dem hier verlinkten Beitrag: http://tinyurl.com/or9k6jo Neben der Zellschädigung durch die Strahlung benötigt es noch weitere Auslöser damit Krebs entsteht. Zum einen kann man so erklären, dass es nicht zu Krebs kommen muss, zum anderen stützt dies den Verdacht, dass die Gefahr linear verläuft, denn bei viel Pech genügt eine geschädigte Zelle um Krebs zu bekommen.

Prof. Kodama weist auch darauf hin, dass die (per Dosimeter) gemessene Dosis an Bedeutung verliert, sobald die Strahlenquellen in den Körper gelangen. Das nutzt man z.B. bei der Strahlentherapie von Krebs. Der Mensch soll überleben, aber die Zellen an der Therapiestelle sollen tödlich geschädigt werden.

Last, not least geht es hier um den Streit, ob das LNT-Model die Gefahren niedriger Strahlung möglicherweise überschätzt. Die Nuklearia oder führende Mitglieder lehnen das LNT-Model ab und vertreten die Ansicht, niedrige Strahlung sei der Gesundheit eher förderlich. Einer Studie die LNT stützt zu opponieren klingt da naheliegend. Ich denke, solange diese Frage nicht zweifelsfrei geklärt ist, ist es nicht zu gesundheitsschädlich, die Sicherheitsbestimmungen zu wählen, die das LNT-Model empfiehlt. Wenn man sich mit LNT irrt, kommen weniger Menschen zu Schaden, als wenn man es abschafft und dann erst einige Tote später fest stellt, dass das LNT die Realität doch besser beschreibt und das Abschaffen ein Irrtum war. Mit ein Problem sind die langen Zeitspannen bis eine Erkrankung auftritt. Bis Krankheitsfälle signifikant werden sind bereits entsprechend viele Menschen geschädigt.

Atomhoernchen sagt:

Es stellt sich nichtsdestotrotz die Frage, weshalb künstliche Strahlenquellen so viel gefährlicher seien sollen als natürliche. Ein instabiler Kern und die von ihm emittierten Teilchen “wissen” nicht ob sie natürlichen oder industriellen Ursprungs sind.
Für die Fukushima-Sperrzone wurden 20 mSv/yr als Grenzwert gewählt. Derweil klagt kein Brasilianer der bis 150 mSv/yr Naturstrahlung ausgesetzt ist über darauf zurückführbare Gesundheitsschäden. Sollen wir also ohne erkennbaren Grund Guarapari evakuieren?? Oder vielleicht lieber doch den Sinn und Unsinn unserer Strahlengrenzwerte durchdenken?

Rainer Klute sagt:

Es fiele mir leichter, der LNT-Theorie wenigstens für den Strahlenschutz einen gewissen Wert zuzumessen, wenn es denn Studien gäbe, die sie stützten!

Thomas Ballerutz sagt:

Auch niedriger Strahlendosen haben eine Krebs erregende Wirkung.

Das Forscherteam vom französischen Institut für Strahlenschutz und Reaktorsicherheit hat die Gefahr niedriger Strahlendosen in der bisher größten Studie untersucht an ca. 300.000 Arbeitern von AKWs.
531 Arbeiter von AKWs erkrankten an Leukämie. (pro 308.000)
134 Arbeiter sind es im Durchschnitt bei der Bevölkerung. (pro 308.000)

Die Erkrankungen an Krebs usw. ist ca. um den Faktor 4 höher für Arbeiter in AKWs wie beim Rest der Bevölkerung.
Ob der Faktor 2, 3 oder 4 ist spielt ja nur eine untergeordnete Rolle.
Entschieden ist das Selbst geringe Strahlungsmengen negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben.

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19028-2015-07-01.html

Gruß

Atomhoernchen sagt:

Aus dem Artikel: “2007 sorgte eine Studie für Aufsehen, die vermehrt Leukämie bei Kindern im Umfeld von Atomkraftwerken fand. Im letzten Jahr stellten Forscher fest, dass schon eine leicht erhöhte Hintergrundstrahlung das Risiko für Leukämie und Hirntumoren bei Kindern verdoppelte. “

Ich muss zugeben, das einzige was ich noch fragwürdiger finde als längst ad acta gelegte Panikbotschaften wiederaufzuwärmen (denn dass Kernkraftwerke erhöhte Krebsraten erzeugen wurde nun wirklich in mehr als ausreichendem Maße widerlegt und in den Papierkorb für moderne Horrormärchen gestopft, zusammen mit “Egoshooter lösen Schulmassaker aus” und “LSD lässt Menschen aus dem Fenster springen weil sie glauben sie könnten fliegen”) ist das Zurückgreifen auf Kinder als “propagandistisches Kanonenfutter”. Auch im Rahmen des sinnlosen “Kampfes gegen Drogen” wurde dies öfters getan – man verbreitete z. B. Legenden, nach denen “finstere Schurken” mit LSD versetzte Süßigkeiten an Kinder verteilen sollten. Natürlich waren diese Schurken in Wirklichkeit genauso häufig wie zusätzliche Krebsfälle durch die teilweise 150 mSv/yr erreichende Naturstrahlung in Guarapari – nämlich nicht vorhanden.

RRMeyer sagt:

Schauen Sie sich bitte die Studie selber an.
Vergleiche mit der Leukemierate in der generellen Bevoelkerung werden dort nicht gemacht.
Der Satz “134 Arbeiter sind es im Durchschnitt bei der Bevölkerung. (pro 308.000)” ist durch die Studie nicht gedeckt. Der taucht nur in dem Nature artikel auf. Irgend jemand hat sich das aus den Fingern gesaugt, und jetzt reist die Luege um die Welt.

RRMeyer sagt:

Der Nature-Artikel ist inzwischen korrigiert worden. Ob sciencexx wohl dieselbe Aufrichtigkeit besitzt? Habe ihnen folgendes gemailt:

Sehr geehrter Damen und Herren,
Der oben genannte Artikel zitiert eine Lancet Studie und einen Artikel darueber in Nature.
Der Satz “Das aber war deutlich mehr als erwartet. Denn in der breiten Bevölkerung liegt die Leukämierate bei 4,3 pro 10.000 Menschen – es hätten daher nur 134 Arbeiter an dem Blutkrebs sterben dürfen.”
entstammt dem Nature Artikel, und er war von der Lancet studie nicht gedeckt. Er suggerierte, dass Arbeiter in der Nuklearindustrie ein 4 fach erhoehtes Leukaemie-Risiko haben. In Wirklichkeit ist es jedoch nur um 6% erhoeht.
Dies wurde inzwischen in dem Nature-Artikel korrigiert.

Ich gehe davon aus, dass Sie diese wichtige Information im Sinne der wissenschaftlichen Aufrichtigkeit an Ihre Leser weiterleiten.

Desweiteren ist festzustellen, dass bei Dosen unter 50mSv keinerlei Erhoehung des Krebsrisikos festzustellen war.

Daher ist die Ueberschrift auch falsch, als sei denn Sie stimmen damit ueberein, dass die Belastung der Bevoelkerung von der Praefectur Fukuschima (durchschnittliche Lebenszeitdosis durch den Unfall: 10mSv) kleiner als “geringst” war.

Ferner ware es angebracht, die moeglicherweise 30 Leukaemietoten durch 50 Jahre Kernenergie in 3 Laendern zu vergleichen mit den JAEHRLICH 3000 Opfern durch Luftverschmutzung aus deutschen Kohlekraftwerken.
Mit freundlichen Gruessen,

Markus Münch sagt:

–„Entschieden ist das Selbst geringe Strahlungsmengen negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben.
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19028-2015-07-01.html“–

Natürlich können geringste Mengen einen Schaden verursachen. Genauso kann Stress einen Tumor verursachen. Trotz dieser Möglichkeiten geht gerne unter, dass die meisten Menschen sehr kleine und extrem langsam wachsende Mutationen in sich tragen. Dementsprechend stellt sich schon mal grundlegend die Frage: „Durch was wurde der jeweilige Tumor verursacht?“ Wenn man nun einige Schritt weiter geht, müsste man sich auch fragen, ob jede Form von Leukämie gefährlich ist. Tatsache ist: wenn man nach etwas sucht, wird man auch etwas finden. Ob es dann gefährlich ist, ist eine andere Sache.

Vielleicht sollte man mal 50km um einen Berg herum die Rate an Leukämie und Krebs prüfen. Mal schauen, ob Berge gefährlicher als Kernkraftwerke sind, beziehungsweise das dort befindliche Erdreich.

Dominic Wipplinger sagt:

Was mir noch dazu einfällt nachdem ich etwas darüber nachgedacht habe:

-In dem Zeitraum den die Studie überlickt hat der Flugverkehr massiv zugenommen ebenso die durchschnittliche Flughöhe und damit die Belastung durch kosmische Strahlung

-Möglicherweise gab es in den Anfangstagen der Kerntechnik nicht nur eine höhere Strahlenbelastung sondern auch eine höhere Belastung mit karzinogenen Chemikalien, möglicherweise insbesondere auch im Kerntechnikbereich. Das erklärt potenziell eine Pseudokorrelation hoher Strahlendosen zu hohen Leukämieraten durch die zeitliche Überschneidung. Beispiele für gefährliche Stoffe die früher oft verwendet wurden, heute aber kaum noch gibt es genug, von schwermetallhaltigen Farben bis hin zu Asbest. Teilweise ist der Einfluss dieser Stoffe auf das Leukämierisiko umstritten aber das kann man von Strahlung in diesen Dosisbereichen erst recht behaupten.

-Möglicherweise wurde eine Belastung durch inkorporierte Radioisotope in den Anfangstagen übersehen. Radium oder radioaktive Strontiumisotope können sich etwa in den Knochen anreichern und Leukämie verursachen ohne das diese Belastung durch Dosimeter aufgezeichnet wird. Strahlenschutzbestimmungen und radiomedizinischer Kenntnisstand waren früher möglicherweise nicht gut genug um eine solche Inkorporation in jedem Fall zu erkennen während gleichzeitig häufiger in radiochemischen Laboratorien und anderen Einrichtungen ungeschützt mit solchen Substanzen gearbeitet wurde. Auch die Belastung in KKWs mit solchen Substanzen war höher (Strontium-90, durch BE-Schäden). Auch das könnte eine zeitliche Pseudokorrelation hoher Gamma-Umgebungsdosen zu Leukemiefällen erklären. Beachtlich ist das viele Leute die in den Anfangstagen in der Kerntechnik (und Kernforschung) gearbeitet haben in Radiumforschungseinrichtungen oder Röntgeninstituten begonnen haben in denen es damals praktisch keine Strahlenschutzmaßnahmen wie wir sie heute kennen gab. Möglicherweise haben sie sich dort eine ordentliche Ladung Radium eingefangen schon bevor sie überhaupt ihren ersten Dosimeter bekommen haben. Ich kenne beispielsweise selbst einige alte Kerntechniker die damals im Radiuminstitut der Universität Wien gearbeitet haben… und sagen wirs mal so: Die Möbel und der Parkettboden dieser Einrichtung befinden sich heute in *gelben Fässern* in Seibersdorf…
Weitere potenziell “undokumentierte” Strahlenbelastungen die es früher gab aber heute kaum mehr sind etwa die Röntgenstrahlung von Bildröhren oder anderen Hochleistungselektronenröhren.

Möglicherweise werden all diese möglichen Störeinflüsse in der Studie berücksichtigt vermutlich aber nicht. Generell ist der große Zeitraum den die Studie überblickt hoch problematisch da sich die Rahmenbediungungen in dem Zeitraum geändert haben ebenso wie die durchschnittliche Strahlenbelastung. Die Zahl und Verschiedenartigkeit der möglichen Störeinflüsse auf die äußerst vielfältigen untersuchten Berufsgruppen in dem langen Zeitraum machen eine Berücksichtigung aller möglichen Störeinflüsse meiner Meinung nach unmöglich.

Das sollte auch stutzig machen:”The data also challenge an ICRP assumption that accumulated low-dose exposure gives a lower risk of leukaemia than does a single exposure to the same total dose (based on the idea that the body has time to recover if the assault comes in tiny, spread-out doses).”

Denn es widerspricht praktisch allen bisherigen Ernenntnissen der Radiobiologie.

Das weißt darauf hin das diese Studie entweder Müll ist oder ein Hinweis darauf das der Schädigungsmechanismus durch die Strahlung und der Molekularbiologische Mechanismus der Krebsentstehung infolge Strahleninduzierter Mutationen bisher falsch verstanden wurde. Ich tippe auf ersteres…

Beachtlich ist aber: 13 Wissenschafler haben an der Studie gearbeitet, einige weitere haben sie unabhängig begutachtet. Wenn die Studie wirklich dermaßen angreifbar wäre… wieso ist das keinem von denen aufgefallen?

War hier in jedem Fall “der Wunsch der Vater des Gedankens” bzw. waren weder die Autoren noch die Begutachter unvoreingenommen? Selbst wenn wäre das höchst peinlich. Anders ist das aber wohl kaum zu erklären- es sei denn die Studie steht doch nicht auf so tönernen Füßen… Oder die beteiligten Wissenschaftler haben schlicht keine Erfahrung mit solchen Statistiken oder Studien was aber ebenfalls seltsam wäre.

Das Problem ist das eventuell keinerlei Kritik wirklich hilfreich ist selbst wenn sie dazu führen sollte das die Studie zurückgezogen wird.

Siehe etwa: “Die Auswirkungen schwerer Unfälle in Wiederaufarbeitungsanlagen und Atomkraftwerken – Abdruck und Interpretation zweier vertraulicher Studien des Instituts für Reaktorsicherheit vom August und November 1976”

Diese “Studien” die den maximal damals denkbaren Unfall in einer Wiederaufbereitungsanlage oder einem großen KKW erörtern und die aus damaliger Sicht nur begrenzt wissenschaftliche aber umso pessimistischere “Daumenpeilungen” der maximal denkbaren Schadenshöhe eines hypothetischen Reaktorunfalls mit Kernschmelze + Containmentzerstörung oder einer massiven Freisetzung des Invetars einer Wiederaufbereitungsanlage waren erheblich dafür mitverantwortlich das der Protest gegen den Bau der KKW Wyhl angeheizt wurde sowie dessen Bau verhindert und die gesamte Anti-Atom Bewegung in Deutschland befeuert wurde.

Abgesehen davon das diese “Studien” nie regulär veröffentlicht wurden wurden sie damals zurückgezogen und durch realistischere ersetzt. Das hat aber nichts genützt bzw. wurde als Verschwörung der *Atomlobby* gedeutet. Zudem ist offensichtlich das die Medien eher über eine solche Studie (zu Gunsten der Atomgegner) berichten als über Kritik an dieser Studie (zu Gunsten der *Atomlobby*). Daher ist bereits mit der Veröffentlichung ein Schaden angerichtet der unmöglich wieder gut gemacht werden kann.

Diese Studie hat damit alle Bemühungen um die Relativierung bzw. Neubewertung der Gefährlichkeit kleiner Strahlendosen massiv torpediert. Und das ist nur schwer wieder gut zu machen, jedenfalls im Bezug auf die öffentliche Meinung.

Eher ankommen könnte Kritik an der Studie bei Institutionen wie der ICRP, WHO, IAEA, diversen nationalen Gesundheits- und Strahlenschutzbehörden usw.

Lutz Niemann sagt:

Dr. Mohan Doss hat für mich den Anstoß gegeben, meinen Bericht “Aus weiß macht schwarz — Mogelein zum Erhalt der Strahlenangst” zu schreiben. Er hatte mich auf die Mogeleien im Bericht von Hwang et.al. (über das Co-60-Ereignis von Taiwan) aufmerksam gemacht, ich habe das dann weiter ausgedehnt. Dafür gebührt Herrn Dr. Mohan Doss dank, nur habe ich nicht seine eMail, und ich bin im englischen zu schlecht um das auszudrücken.

Rainer Klute sagt:

Ich bin mit Dr. Mohan Doss über LinkedIn verbunden und werde Ihren Dank weitergeben.

Lutz Niemann sagt:

Danke, Herr Klute, das ist sehr gut.
Und es gibt weitere wichtige Persönlichkeiten, von denen ich gelernt und von deren ausgezeichneter Arbeit ich profitiert habe. Ich denke da an den Norweger Prof. Thormod Henriksen und sein Team von Biophysikern und deren Buch “Radiation & Health”, wirklich exzellent, steht alles drin, kostet nichts, als pdf im Internet. Ist sehr nützlich, dieses Buch weiter zu empfehlen.