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Nuklearia e.V.
Nuklearia e.V.
Veröffentlicht am 2013-09-28
Von Rainer Klute
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In unserem deutschen Atomausstiegs- und Energiewendeland formiert sich gerade eine neue kernkraftfreundliche Bewegung. Dabei mitmachen kann man im Nuklearia e.V., einem partei- und konzernunabhängigen Verein, der gerade gegründet wurde. Was es damit auf sich hat, wie es dazu kam und wie es weitergeht, ist hier zu lesen.

(Wer das schon kennt und sich nur über den aktuellen Stand informieren möchte, scrolle bitte nach unten zu »Gründungsdetails«.)

Similar text in English

Dual-Fluid-Reaktor

Um den diesjährigen Umweltpreis »GreenTec Awards« hatte sich auch das Institut für Festkörper-Kernphysik gGmbH (Berlin) beworben, und zwar mit einem modernen Kernreaktordesign. Der Dual-Fluid-Reaktor (DFR) stieß bei den Veranstaltern jedoch nicht gerade auf Gegenliebe. So kam es zu allerlei unschönen Dingen und zu juristischem Hickhack. Letzterer ist noch nicht ausgestanden, auch wenn die Preisverleihung am 30. August bereits stattgefunden hat – ohne den DFR.

Jedenfalls haben der Dual-Fluid-Reaktor und die GreenTec-Awards-Posse neuen Schwung in die Kernkraftdiskussion in Deutschland gebracht. Das zeigen die Veröffentlichungen in den Medien: Auch ohne Präsentation bei den GreenTec Awards hat es der DFR in die Welt, die Wirtschaftswoche, die Technology Review, die Weltwoche (Schweiz), die Neue Osnabrücker Zeitung, zu Telepolis und in den Bayernkurier geschafft – ganz zu schweigen von zahlreichen Blogs im In- und Ausland.

Neuer Pro-Kernkraft-Schwung

Für mich persönlich ist das eindrücklichste Aha-Erlebnis der letzten Wochen: Es gibt weitaus mehr Pro-Kernkraft-Leute, als ich vorher gedacht hatte. Und das ist eine echte Graswurzelbewegung mit lauter Enthusiasten, die sich um der Sache selbst willen engagieren und nicht, weil sie irgendeine Atomlobby vorgeschickt hätte. (Seit dem Abgang von Jürgen Großmann als RWE-Chef gibt es in Deutschland sowieso keine Atomlobby mehr.) Allerdings spielen Kernkraftbefürworter in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie keine Rolle. Ich hatte sie ja bis dahin auch selbst nicht auf dem Schirm, zumindest nicht so viele. Manche dürfen aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit nicht öffentlich den Mund aufmachen, freuen sich aber, wenn andere das an ihrer Stelle tun. Auf’s Ganze gesehen müssen wir leider feststellen, daß es in Deutschland keine organisierte und öffentlich wahrgenommene Pro-Kernkraft-Bewegung gibt.

Die Antiatomaktivisten sind weitaus besser organisiert. Sie haben mit BUND, Greenpeace und weiteren Organisationen und Gruppen ihre seit Jahrzehnten etablierten Sprachrohre. Die werden von Medien, Politik und Gesellschaft gehört, ernstgenommen, nach Stellungnahmen zu Themen gefragt oder um Mitwirkung in der Endlagerkommission gebeten. Was wir inhaltlich davon halten mögen, tut nichts zur Sache und ändert nichts daran.

Wir sollten der Antiatombewegung nicht weiterhin das Feld überlassen. Wir brauchen ein starkes Gegengewicht, das mit Sachverstand und Hartnäckigkeit Positionen vertritt, die mehr mit der Realität zu tun haben als die halbgare Grünkost der Antiatomaktivisten!

Allerdings sollten wir uns nichts vormachen: Die Meinungsführerschaft werden wir so schnell nicht übernehmen. Dazu brauchen wir einen langen Atem und Durchhaltevermögen. Und der Erfolg ist keineswegs garantiert. Aber wenn wir nicht anfangen – gemeinsam anfangen –, dann erreichen wir auch nichts. Also los!

Nuklearia

Seit knapp zwei Jahren gibt es die AG Nuklearia. Bis jetzt ist sie lediglich eine pro-nukleare Arbeitsgruppe innerhalb der Piratenpartei und ungeliebtes Stiefkind selbiger. Das reicht für eine größere Bewegung natürlich nicht aus, und die Verortung in einer bestimmten politischen Partei ist auch eher hinderlich. Wir haben in der AG daher überlegt, den Verein Nuklearia e.V. zu gründen – völlig unabhängig von der Piratenpartei oder von anderen Parteien. Solch ein Verein wäre auch für Leute interessant, die mit Politik nichts am Hut haben oder die einer anderen Partei angehören.

Parteiunabhängig wäre der Nuklearia e.V. zwar, aber keinesfalls unpolitisch: Wenn wir in Deutschland wieder Kernenergie haben wollen, muß das Atomgesetz geändert werden, das heute »Errichtung und Betrieb von Anlagen zur Spaltung von Kernbrennstoffen zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität« nicht genehmigt. Und solch eine Änderung geht nur mit politischen Mitteln.

Gemeinnützig soll der Verein sein, so daß Mitgliedsbeiträge und Spenden steuerlich abzugfähig sind.

Was soll der Nuklearia e.V. leisten? Ich sehe zwei Schwerpunkte:

  • Erstens kann der Verein wie ein Kondensationskeim für alle diejenigen wirken, die pro Kernenergie sind. Der Einzelne bleibt mit seiner Meinung nicht allein, sondern findet hier Gleichgesinnte. Gemeinsam können wir Dinge in Gang bringen, die ein einzelner oder eine kleine Gruppe allein nicht schafft.
  • Der Nuklearia e.V. soll aber zweitens mehr sein als nur eine Selbsthilfegruppe oder Beschäftigungstherapie für Frustrierte. Vielmehr sollten wir anstreben, uns in Deutschland als die Interessenvertretung für Kernenergie zu etablieren. Damit können wir deutlich machen: Es gibt sehr wohl Kernkraftbefürworter in Deutschland – das Wort »noch« vermeide ich hier ganz bewußt! Medien und Politik hätten einen konkreten Ansprechpartner der »anderen« Seite, wenn es um Stellungnahmen zu dieser oder jener Frage geht. Was Greenpeace oder BUND für die Antis sind, kann der Nuklearia e.V. für die Pros werden. Daß das nicht von heute auf morgen klappt, dürfte klar sein. Ich finde da das Wort von Anthony Robbins hilfreich: »Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr leisten können – und unterschätzen, was sie in zehn Jahren erreichen können.«

Gründungsdetails

Wie ist denn nun der Stand der Dinge? Wie geht es konkret voran? Wann und wie kann man Mitglied werden? Die folgenden Informationen werde ich nach Bedarf aktualisieren. Es empfiehlt sich also, immer wieder mal vorbeizuschauen.

Am 30. Oktober 2013 wurde der Verein in Dortmund gegründet:

Die Satzung ist verabschiedet, der Vorstand gewählt, die Beitragsordnung beschlossen. Wer Mitglied werden will, findet auf der Seite »Mitglied werden« ein Formular zum Herunterladen.

Mitglied werden kann jeder, der den Vereinszweck unterstützt. Die Satzung legt ihn wie folgt fest:

§ 2 Zweck

(1) Zweck des Vereins ist, den Fortschritt von Wissenschaft und Technik sowie der Bildung auf dem Gebiet der friedlichen Nutzung der Kernenergie und verwandter Disziplinen zu fördern. Er sieht seine Aufgabe insbesondere darin, auf den genannten Gebieten

  • (a) die Öffentlichkeit und die Mitglieder über wissenschaftliche und technische Entwicklungen zu unterrichten,
  • (b) wissenschaftliche, technische und gesellschaftliche Fragestellungen zu behandeln,
  • (c) die Diskussion unter den verschiedenen Disziplinen und Akteuren zu fördern,
  • (d) den Mitgliedern ein Forum zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch zu bieten,
  • (e) die Beziehungen zu ähnlichen Organisationen im In- und Ausland zu pflegen,
  • (f) mit öffentlichen und privaten Institutionen und Organisationen, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind, zusammenzuarbeiten.

Vereinsregister und Finanzamt

Als nächstes erfolgt die Eintragung des Vereins beim Vereinsregister und beim Finanzamt. Das Amtsgericht Dortmund hat die Satzung im Vorfeld bereits geprüft und sieht hinsichtlich der Eintragung ins Vereinsregister keine Probleme. Der Gemeinnützigkeit des Nuklearia e.V. steht ebenfalls nichts entgegen. Das Finanzamt Dortmund-Ost hat die Satzung geprüft und eine vorläufige Freistellung erteilt. Damit können wir steuerabzugsfähige Spendenbescheinigungen ausstellen.

So geht es weiter:

  1. Nach der Gründung meldet der Vorstand den Verein beim Vereinsregister an. Nötig sind:
    • Anmeldungsschreiben mit:
      • Namen, Geburtsdaten, Anschriften der Vorstandsmitglieder
      • Notariell beglaubigte Unterschriften so vieler Vorstandsmitglieder, wie nötig sind, den Verein zu vertreten. In unserem Fall ist das laut Satzung eine einzige Person, was die Sache einfach macht.
    • Gründungsprotokoll
  2. Der Vorstand richtet ein Bankkonto ein.
  3. Der Verein zieht die Mitgliedsbeiträge ein. Für den Rest dieses Jahres sind das anteilig 5 €. Am 1. Januar 2014 wird der erste volle Jahresbeitrag von 30 € fällig.
  4. Gerne nehmen wir auch Spenden entgegen. Die Bankverbindung werden wir noch veröffentlichen.

Mitarbeit und Besprechung weiterer Schritte

Wer möchte nicht nur seinen Mitgliedsbeitrag zahlen, sondern sich praktisch mitarbeiten? Wer hat fachliche, künstlerische oder organisatorische Fähigkeiten? Wer hat gute Ideen?

Wer Lust und Zeit hat, sich einzubringen, ist herzlich eingeladen, zur weiteren Besprechung an unseren Nuklearia-Mumbletreffen teilzunehmen. Nötig sind Computer, Headset, Internet-Zugang und die Sprachkonferenzsoftware Mumble. Momentan nutzen wir noch den Mumble-Server der Piratenpartei. Ein eigener Mumble-Server ist in Arbeit.

Wem die Termine nicht passen oder wer noch Fragen hat, kann mir gern eine E-Mail schicken: rainer.klute@nuklearia.de.

Material

Aktualisierungen

  • 2013-11-02: Artikel nach erfolgter Gründung des Nuklearia e.V. inhaltlich angepaßt
Kategorien
Nuklearia
Politik