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Fissio necesse est! Maximen der Nuklearia
Fissio necesse est! Maximen der Nuklearia
Veröffentlicht am 2012-06-14
Von Fabian Herrmann
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Wofür steht die Nuklearia? Was befürworten wir, was lehnen wir ab? Wir haben es in einigen Stichpunkten zusammengefasst:

Wofür steht die Nuklearia?

Wir unterstützen den Einsatz von Kernkraft im Energiemix zum Ersatz fossiler Kraftwerke, wo dies durch erneuerbare Energien nicht realistisch möglich ist.

Besonders wichtig ist uns die Erforschung neuer Reaktorkonzepte, die sich an den Kriterien des Generation-IV-Forums orientieren:

  • Inhärente Sicherheit
  • Vollständige Nutzung der Kernbrennstoffe (Uran, Thorium) durch Brüten
  • Zerstörung langlebigen Atommülls
  • Wirtschaftlichkeit durch Massenproduktion

Wir setzen uns für eine weltweite Nachknappheitsgesellschaft ein, in der Armut, Mangel und Konflikte um Ressourcen der Vergangenheit angehören.

Wir fordern eine transparente Nutzung der Kernenergie.

  • Betriebsdaten der Anlagen sollen stets in Echtzeit via Internet öffentlich zugänglich sein. Auch historische Daten sollten verfügbar gemacht werden.
  • Ebenfalls im Internet verfügbar sein sollten die Überwachungsdaten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Die IAEA überwacht von Wien aus die kerntechnischen Anlagen der Mitgliedsstaaten durch verschiedene Maßnahmen, sogenannte Safeguards. Dazu gehören beispielsweise versiegelte Kameras, Überwachungssensoren oder unangemeldete Inspektionen. Die IAEA sollte diese Daten möglichst in Echtzeit im Internet veröffentlichen.
  • Wer ein Kernkraftwerk besichtigen will, sollte dazu zeitnah die Möglichkeit haben. Der Sicherheit der Anlage ist Genüge zu leisten.
  • Ein Messstellennetzes soll Umweltbedingungen – radiologische aber auch andere, z.B. chemische – möglichst flächendeckend erfassen und öffentlich zugänglich machen. Bezüglich Gammastrahlung ist dies in Deutschland bereits realisiert.

Den Betrieb kleinerer, modularer Kernenergieanlagen (im Bereich 10 – 300 MW) auf Gemeindeebene oder zur lokalen Versorgung von Industriebetrieben halten wir für eine interessante Option.

Wir unterstützen die Nutzung erneuerbarer Energien, wo dies sinnvoll ist, z.B. in Form von Offshore-Windparks in der Nordsee oder Spiegelrinnen-Kraftwerken in Wüstengebieten.

Wir sind für die Nutzung energiesparender Technologien, um Vergeudung zu vermeiden: Passivhäuser, Elektroautos, Wärmepumpen, öffentliche Verkehrsmittel – insbesondere elektrische Eisenbahnen – und vieles mehr.

Die Erforschung anderer, vielversprechender Energietechniken für die Zukunft, z.B. der Kernfusion oder neuer Methoden, die Solarenergie zu nutzen, halten wir für wichtig: Postfossile Energie ist der ultimative »Rohstoff« für die Zukunft der Menschheit. Daher müssen möglichst viele Optionen erforscht und entwickelt werden – und zwar sowohl Kernenergie wie auch erneuerbare Energien.

Ein Kernpunkt der Piratenpartei ist der technische Fortschritt. Um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein – auch den heute noch unbekannten –, darf keine Technologie aus prinzipiellen Erwägungen boykottiert werden.

Was lehnt die Nuklearia ab?

Wir wenden uns gegen die Nutzung fossiler Energieträger. Kohle, Erdgas und Erdöl sind nicht nur umwelt-, klima- und gesundheitsschädlich, sondern auch mengenmäßig stark begrenzt und reichen vermutlich nicht einmal bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.

Einen faktischen Tausch von Kernkraftwerken gegen fossile Kraftwerke wie in Deutschland, Japan und der Schweiz lehnen wir ab. Um es mit George Monbiot zu sagen: “To suggest phasing out nuclear power when the world is faced with a climate change crisis is utter madness.”

Veraltete, unsichere Reaktortypen, insbesondere solche mit positivem Temperaturkoeffizienten (Druckröhrenreaktor – Tschernobyl) dürfen nicht mehr zum Einsatz kommen.

Intransparenz lehnen wir selbstverständlich ab.

Wir wenden uns gegen Kernwaffen.

Wir sind gegen die Zerstörung natürlicher Lebensräume und gegen ihre unnötige Belastung beispielsweise durch Tagebauten oder durch großflächige Abdeckung mit Windkraftanlagen, wenn wesentlich umweltschonendere Alternativen zur Verfügung stehen.

Wir setzen uns ein gegen Energieknappheit. Sie ist eines der größten Probleme der Erde. Mangel an sauberem Trinkwasser, an Nahrung, Wohnraum oder Medikamenten hat immer auch Energiearmut als Mitursache.

Wir wenden uns gegen die pauschale Ablehnung bestimmter Technologien wie Kernspaltung oder Kernfusion. Entscheidungen sollten stets rational begründet sein und nicht aus Angst heraus gefällt werden. Einmal getroffene Entscheidungen sind im Licht neuer Erkenntnisse zu überprüfen.

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